Onlinesüchtige Kinder oft verhaltensgestört und krank?

vom 30.05.2017, 11:15 Uhr

Ich habe heute gehört, dass Onlinesucht bei Kindern wohl häufig unterschätzt und nicht erkannt wird. So soll es sogar soweit kommen können, dass Kinder Verhaltensstörungen entwickeln können, wenn diese zu viel online sind. Sie kapseln sich dadurch von anderen Kindern ab und gehen kaum raus. So leidet natürlich der Kontakt zu anderen und zur Umwelt.

Auch sollen Kinder eher zu Krankheiten und sogar Fettleibigkeit neigen, wenn sie zu häufig online unterwegs sind. Ich finde das schon alarmierend und hoffe, dass viele Eltern vermehrt darauf achten, wie oft und lange ihre Kinder online sind.

Habt ihr schon erlebt, dass ein Kind krank wurde oder Verhaltensstörungen entwickelt hat, weil es zu viel online war? Ist das in euren Augen übertrieben und Panikmache? Sollten Eltern da eher wachgerüttelt werden?

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Was ist daran neu? So sah es schon vor 20 Jahren aus, wenn sich jemand in seinem Zimmer eingeschlossen hatte, nur Online gespielt hat, sich nicht bewegt hat. Dieser war auch dicker als der Rest, hatte weniger reale Kontakte und lebte in seiner Welt. Da wurde aber auch irgendwann mal ein Riegel von den Eltern vorgeschoben, da dort noch nach Minute abgerechnet wurde und die Telefonleitung blockiert war wenn jemand im Internet mit Modem unterwegs war. Oder man wurde einfach aus dem Internet geworfen indem das Telefon abgenommen worden ist.

Sprich das unterbinden war damals noch einfacher möglich als es jetzt der Fall ist. Und auch die Eltern sind doch in dem Wahn und dem "Trend" verfallen, dass man immer erreichbar und Online sein muss damit man nichts verpasst und machen das ihren Kindern vor. Wie willst du deinem Kind erklären, dass es unnormal ist wenn du die ganze Zeit mit Smartphone in der Hand unterwegs bist oder vor dem Rechner sitzt? Auch das Bewusstsein bei den Erwachsenen die mit Internet aufgewachsen sind, ist ein anderes als bei denjenigen, bei denen sich das erst entwickelt hatte und aufgekommen ist.

Ich denke schon, dass man da mal wachrütteln sollte aber nicht nur die Eltern sondern jeden. Kinder sehen es nicht nur an Eltern wie sich diese Verhalten und wenn diese dauerhaft Online und Erreichbar sind, dann ist das schon einmal schlecht. Aber auch Freunde, deren Eltern, Lehrer, nähere Verwandte und Co hinterlassen diesen Eindruck bei den Kindern. Es wird auch weiter zunehmen, denn der Trend in den diese Richtung geht kann man schon sehen seit das Smartphone auf dem Markt ist vor 10 Jahren. Seither klebt das Ding in vielen Händen dauerhaft fest, nichts verpassen, immer erreichbar sein und es wird als unverzichtbar angegeben. Ist es weg, dann fehlt etwas und schon daran kann man erkennen welchen Stellenwert man seiner Onlinesucht zuschreibt. Die ist vielen nicht bewusst aber wer nicht mal einen Tag auf sein Smartphone und Internet verzichten kann ohne direkt Panik zu bekommen, der ist bereits Süchtig und sollte sein Verhalten entsprechend mal ändern. Denn so gibt man das auch an seine Umwelt und seine eigenen Kinder weiter.

Mir fällt es gar nicht schwer, wenn die Kiste mal eine Woche aus bleibt oder auch das Smartphone, ich stamme aber auch noch aus der Generation in denen es nicht überall Internet gab, gerade die ersten Anfänge waren, die Modemzeit noch mitgemacht wurde mit einer Telefonleitung und diese Dinge. Ich nutze das Internet und die Onlinewelt viel, aber ich kann abschalten ohne das ich etwas vermisse und mir nicht anderweitig helfen könnte. Und genau das bekommt mein Sohn auch vorgelebt von mir, dass alles mal über das Wochenende aus bleibt und nicht benutzt wird und damit lernt er auch direkt einen anderen Umgang, als wenn ich dauerhaft mit dem Smartphone in der Hand vor ihm stehen würde oder er mich nur vor dem Rechner findet.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Du sprichst wahrscheinlich die BLIKK-Studie an die vor ein paar Tagen veröffentlicht wurde. Ich habe diesbezüglich einen schönen Artikel im Spiegel gelesen, den findest du hier.

Ich persönlich bin sicher, dass die Langzeitauswirkungen bei zu häufiger oder auch langer Nutzung von Endgeräten wie Handy, Tablet etc. schädigend ist. Beispielsweise ist die Konzentrationsfähigkeit einer der Fähigkeiten, die maßgeblich unter einer Überbelastung leiden. Und Kinder, die noch gar nicht richtig gelernt haben sich beständig auf etwas zu konzentrieren werden solche Dinge sicherlich nicht gut tun. :|

Leider nimmt der Konsum ja sowohl im Arbeits- als auch Privatleben immer drastischer zu. Meine Befürchtung ist daher, dass wir durch den technischen Fortschritt in anderen Bereichen auch Rückschritte erleiden werden. Was denkst du denn über dieses Thema?

» Finn69 » Beiträge: 1 » Talkpoints: 0,34 »



In meinen Augen ist das weder übertrieben noch Panikmache. Dass onlinesüchtige oder fernsehsüchtige Kinder auf Dauer massive psychosoziale Probleme bekommen können sowie körperlich anfälliger sind, ist lange schon bekannt.

Wenn man bedenkt, dass der Mensch ein soziales Wesen ist und damit normalerweise in einem Sozialverband lebt, dann ist das auch kaum verwunderlich. Wenn Kinder massenhaft Zeit mit Fernsehen oder Onlineaktivitäten verbringen, dann findet in dieser Zeit keine direkte soziale Interaktion statt. Also wird soziales Miteinander weniger geübt als bei dem Durchschnitt der anderen Kinder. Somit kommen sie irgendwann im Sozialverband im Vergleich mit ihren Altersgenossen schlechter oder gar nicht mehr zurecht.

Die erhöhte Krankheitsanfälligkeit ist mit dem aus dem Suchtverhalten resultierenden Bewegungsmangel ebenfalls erklärbar. Wer dauerhaft täglich stundenlang vor Medien sitzt, bewegt sich eben nicht genug. Das Immunsystem ist außer auf gesunde Nahrung jedoch vor allem auf Bewegung angewiesen, um sinnvoll zu funktionieren.

Wer über längere Zeit einen Blick in Schulen oder Kindergärten hat, der kann an dieser Tatsache kaum vorbeigucken. Kinder, die gesund und nach den Bedürfnissen ihres Körpers leben, werden seltener krank und kommen besser mit ihrer Umwelt zurecht.

Sicherlich gibt es bei dieser Regel, wie bei den meisten anderen Regeln auch, Ausnahmen. Die sind meiner Meinung nach jedoch - wie die meisten Ausnahmen von Regeln - eher eine zu vernachlässigende Randerscheinung.

» tok_tumi » Beiträge: 837 » Talkpoints: 1,20 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Das ist doch nicht so neu. Immerhin ist es normal, dass man abstumpft und keine sozialen Kompetenzen aufbauen kann, wenn man nur im Zimmer sitzt und online ist. Wobei es auch schwierig ist einem Kind zu sagen, dass es zu viel ist, wenn die Eltern permanent an irgendwelchen Geräten hängen und nicht mal auf dem Spielplatz das Handy weglegen können.

Natürlich entwickeln sind Verhaltensstörungen und auch Krankheiten, wenn man immer nur online und für sich ist. Das ist ja nichts neues. Immerhin gibt es dann ja auch einen Bewegungsmangel. Wobei das nicht nur bei einer Onlinesucht so ist, sondern viele Süchte das Leben einschränken und zu Krankheiten führen.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich selber bekomme das leider auch häufig mit, dass die sozialen Kontakte darunter leiden, dass die Kinder zu viel online sind. Meiner Meinung nach fungieren hier aber die Erwachsenen und Erziehungsberechtigten als Vorbild.

Wenn ich ständig am Smartphone oder am Computer oder am Tablet herum hänge, wird mein Kind auch denken, dass es das normalste von der Welt ist. Man bekommt das auch offensichtlich zu hören, denn es gibt nichts ehrlicheres als die Kinder. Sie sagen dann, warum darf ich nur eine Stunde am Tag vor dem Smartphone verbringen und du bist ununterbrochen dran?

Ja, man ist ein Vorbild. Deshalb wird wahrscheinlich der erste Schritt sein, den Onlinekonsum selber einzuschränken und darauf zu achten, dass dem Kind viele andere Möglichkeiten des Zeitvertreibes angeboten werden. Die Zeit draußen zu verbringen, am besten noch mit gleichaltrigen Freunden, finde ich für den Sozialkontakt am wichtigsten.

Oft müssen die Kinder gar nicht rund um die Uhr von den Eltern bespaßt werden. Und elektronische Medien sind eigentlich vollkommen unnötig, denn Kinder können anders Spaß haben. Ich bekomme auch immer mehr mit, dass die Kinder wirklich verhaltensgestört und krank werden und auch mehr Gewicht auf den Rippen haben, wenn sie immer vor den Medien herum hängen.

Leider hängt das dann auch mit der Lernfähigkeit zusammen. Das wird wahrscheinlich auch der Grund sein, warum viele Kinder in der Schule immer schlechter werden. Da ich im Bildungsbereich arbeite, fällt mir auch vermehrt auf, dass MIgrantenkinder zuerst englisch können, bevor sie Deutsch sprechen. Das liegt ebenfalls am Konsum von Smartphone und Tabletspielen.

Immer mehr Kinder, die die Bildungseinrichtungen besuchen, sind verhaltensgestört. Ob es nur am Konsum der globalen Medien liegt, kann ich nicht sicher sagen. Ich vermute aber, dass diese einen großen Teil des ganzen ausmachen. Viele Eltern lassen die Kinder ja auch schon viel zu früh solche Kampfspiele spielen und denken nicht über die Konsequenzen nach, die das für das Kind, dass das ganze noch nicht kapiert und verarbeiten kann, hat.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^