Online Petition, können die wirklich etwas bezwecken?

Ich habe mich gestern zum ersten Mal einen Online Petition angeschlossen und zwar geht es dabei um die Erneuerung des Spielplatzes hier in meiner Ortschaft. Leider gibt es hier im Dorf keinen einzigen schönen Spielplatz und man ist immer auf das Auto angewiesen, wenn man schöne, saubere Klettermöglichkeiten für das Kind haben möchte, oder wir gehen eben in den Wald.

Aber jetzt habe ich gestern diese Online Petition in Facebook entdeckt und habe mich gleich mal angeschlossen. Jetzt sind wir ein wirklich kleines Dorf, mit nicht ganz so vielen Familien mit kleinen Kindern und es werden 800 Unterschriften erwartet. Da Frage ich mich als erstes, kann man diese überhaupt voll bekommen und zählen überhaupt Stimmen, die von anderen Ortschaften kommen?

Habt ihr schon mal an einer teilgenommen, oder vielleicht sogar schon mal eine gestartet, wie war denn da so das Ergebnis. Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn wir hiermit Erfolgreich wären.

Ich halte von online Petitionen ja eigentlich überhaupt nichts und habe noch nie gehört, dass so etwas wirklich Erfolg hatte. Im Englischen gibt es dafür das schöne Wort "Slacktivism". Ich weiß nicht wie man das gut übersetzen könnte, aber es bedeutet im Prinzip so viel wie, dass man seinen "Aktivismus" bequem vom heimischen Sofa aus ohne Aufwand betreibt, zum Beispiel durch das Unterzeichnen einer online Petition.

Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass das bei einer kleinen, lokalen Sachen wie eurem Spielplatz funktionieren könnte, vor allem wenn sich da Leute beteiligen, deren "Aktivismus" nicht mit der Unterschrift endet. Sprich, wenn sich Leute bereit erklären bei der Erneuerung zu helfen, Baumaterial spenden, eine Veranstaltung planen um Geld zu sammeln und so weiter.

Ich glaube wenn man konkrete Ideen und Pläne zur Umsetzung, Finanzierung und Erhaltung verlegen kann ist es nicht wirklich wichtig ob das nun 800 Unterschriften sind oder nur 650. Viel wichtiger ist, dass es Leute gibt, die ihr Interesse bekundet haben, das über eine Unterschrift hinaus geht.

Ich halte auch nicht viel von Online-Petitionen. Man hat eben ein gutes Gefühl, wenn man für den Bau eines Kreisverkehrs in Posemuckel unterschreibt oder - selbstverständlich ohne sich näher mit dem Thema zu befassen - für "behinderte Kinder" oder gegen Tierquälerei im weitesten Sinne. Schließlich ist damit nur ein Minimum an Aufwand verbunden, und es ist ja von vornherein klar, dass man "für" Kinder oder Umweltschutz ist.

Aber wenn ich mir solche Online-Petitionen ansehe, weiß ich nicht so recht, was diese konkret bewirken sollen. Wen juckt es wirklich, ob Bernhard M. einen besonderen Rollstuhl braucht oder dass das Krankenhausessen in vielen Fällen eine Katastrophe ist? Würde ich wirklich etwas verändern wollen, würde ich für Bernhard M.s neuen Rollstuhl spenden. Oder eine Bürgerinitiative zugunsten eines neuen Spielplatzes gründen und Spenden sammeln und Sponsoren suchen, wenn ich selber schon keinen Sandkasten zusammennageln kann. Aber mit einer bloßen Unterschrift habe ich nur mein Gewissen beschwichtigt und kann weiter vor mich hin tuckern wie bisher.

Also nur um das mal klar zu stellen, ich habe das nicht gemacht, um ein gutes Gefühl zu haben, ich habe mich daran beteiligt, weil ich das für ein wirklich schönes Projekt halte. Ich kenne den Spielplatz ja und der ist wirklich nicht schön, hat aber genug Potenzial toll zu werden.

Und ich würde auch Spenden, zumindest das, was für mich möglich ist. Hätte ich das Geld, würde ich einen bauen lassen, aber das fehlt mir leider. Ein Dorf weiter, da gibt es einen riesigen Spielplatz im Neubaugebiet, das ist wohl auch ein privates Projekt.

Ich denke um das ganzen mal anzuschmeißen ist das so schon in Ordnung. Wenn das nicht fruchtet, dann kann man ja immer noch einen Schritt weiter gehen. Und wie gesagt, ich habe mich zum aller ersten Mal an solch einer Aktion beteiligt, weil ich komplett dahinter stehe und nicht um ein gutes Gefühl zu haben.