Oma/Opa als Babysitter eine Selbstverständlichkeit?
In einem anderen Thread habe ich über ein junges Pärchen berichtet, wo der Papa des Kindes komplett gegen einen fremden Babysitter ist, während die Mama des Kindes offen für die Idee ist.
Der Papa findet es hingegen zu gefährlich und spricht tatsächlich von einem nicht berechenbaren Risiko, sodass seine Alternative ganz einfach Oma und Opa heißen. In seinem kulturellen Background ist es ohnehin allgegenwärtig, dass die Mama den Haushalt schmeißt und sich um die Kinder kümmert, aber in seinem Fall ist es eben so, dass er sowie die Partnerin berufstätig sind.
Für die Mama des Kindes ist Hilfe wichtig, aber nicht durch die Selbstverständlichkeit seiner Eltern, sondern durch eine fremde Babysitterin, die somit auch nicht in das Privatleben der beiden zu sehr involviert ist. Vor allem sollen es aber nicht seine Eltern sein, weil sie seine Selbstverständlichkeit dahinter zu respektlos findet.
Auch ich muss gestehen, dass ich von vielen diese Selbstverständlichkeit kenne, dass Oma und Opa schon die Dinge regeln würden und sich geradezu komplett auf deren Dienste verlassen. Das finde ich sicherlich mal hilfreich, aber in zig Situationen auch ein echtes Undingen. Daher wüsste ich gerne, ob auch Ihr es so empfindet, dass die Großeltern viel zu selbstverständlich als Babysitter genommen werden und was meint Ihr denn, woran dies liegen kann? Sind die Großeltern selbst schuld, wenn man sie als Babysitter so ausnutzt?
Für mich ist und wäre das keine Selbstverständlichkeit. Ich weiß genau wie anstrengend es manchmal sein kann mit meinen Kindern und würde daher fragen, ob es okay ist und auch nicht ständig. Wenn man wirklich eine Lösung für öfter sucht, dann sollte man einen Babysitter nehmen, der immer wieder kommt und vielleicht auch mal ein paar Mal dabei sein oder eine Kamera aufstellen. Selbstverständlich ist die Hilfe der Großeltern nicht.
Zwar ist das eine liebe Geste, aber man sollte sie auch nicht ausnutzen. Für mich ist es normal, dass man das nicht über die Maßen strapaziert. Es soll ja auch für die Großeltern angenehm sein die Kinder mal zu haben und keine Last des eigenen Alltags.
Da er scheinbar aus einem Kulturkreis kommt, wo das selbstverständlich ist, sollte man schon differenzieren zu unseren Vorstellungen. Und wenn das die Großeltern gern und jeder Zeit übernehmen, dann sollte man froh sein, wenn man eine solche Unterstützung hat.
Ich kenne das leider auch anders und ehe mir wieder nachgesagt wurde, dass ich die Kinder mehr oder weniger vor der Tür bei Oma geparkt habe, habe ich sie dann lieber mitgenommen, auch wenn das der größere Aufwand war, als sie mal eine halbe Stunde bei den Großeltern zu lassen.
Wenn man also einen solchen guten Background hat und die Kinder gut versorgt weiß, kann man sich glücklich schätzen. In wie weit sich dann Großeltern in das Privatleben der Eltern mischen, ist dabei doch eine ganz andere Sache und sollte auch getrennt von der Kinderbetreuung behandelt werden.
Oft genug scheitert es schon an logistischen Fragen, Oma (Opa habe ich noch nie erlebt) als Babysitter zu rekrutieren. Manchmal sind die Großeltern selber noch voll im Berufsleben, manchmal als "rüstige Rentner" die Hälfte des Jahres auf ihrer Finca in Spanien oder gleich nach Thailand ausgewandert, oder im anderen Extrem braucht Oma zweimal die Woche Chemo und Opa ist nach dem letzten Schlaganfall auch nicht mehr in der Lage, hinter umtriebigen Kleinkindern herzu wetzen.
Die Idealvorstellung, dass die Eltern und Schwiegereltern räumlich, zeitlich, gesundheitlich und charakterlich als Babysitter auf Abruf bereitstehen, halte ich daher eher für die Ausnahme denn die Regel. Also nix mit selbstverständlich. Und dazu kommt noch, dass nicht alle Omas und Opas auch nur ansatzweise zur Kinderbetreuung qualifiziert sind, nur weil sie ihre eigenen Nachkommen körperlich halbwegs gesund groß gekriegt haben.
Viele Leute, die jetzt in meinem Alter sind, erinnern sich mit Schaudern an die stümperhaften bis bösartigen Erziehungsversuche ihrer eigenen Kindheit und Jugend und lassen ihren Nachwuchs schon allein deswegen von Außenstehenden betreuen, weil sie ihm eine schönere Kindheit bescheren möchten als ihre eigene.
Ich hätte für meine Kinder sehr gerne Omas und Opas in der Nähe gehabt. Leider haben meine Eltern 600 Kilometer weit weg gewohnt und meine Schwiegereltern waren aus beruflichen Gründen im Ausland.
Die Leute, die ich kenne und sozusagen perfekte Großeltern sind, so wie ich sie mir immer gewünscht habe, kümmern sich gerne zeitweise um ihre Enkel. Meine Schwester und mein Schwager zum Beispiel sind quasi zeitgleich mit dem Erscheinen der ersten Enkel in Rente gegangen. Die Enkel sind oft bei ihnen. Meine Schwester hat sogar die jeweiligen Eingewöhnungszeiten in der Kita übernommen, weil die Eltern beide arbeiten. Auch die Eltern des Vaters des Kindes wohnen in der Nähe und kümmern sich gerne. Es sind aber auch ideale Verhältnisse, dass sich alle verstehen und in der Nähe wohnen. Trotzdem verreisen meine Schwester und ihr Schwager oft mit ihrem Wohnmobil. Irgendwie passt das alles zusammen.
Auch mein Bruder und seine Frau haben engen Kontakt zu ihren Enkeln. Sie wohnen zwar 100 Kilometer weg und das Kind ist noch zu klein, um ein paar Tage weg zu bleiben, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass sie es auch für ein paar Tage nehmen, wenn es größer ist, oder in Notsituationen dorthin fahren. Auch eine andere alleinstehende Schwägerin, die noch arbeitet, nimmt gerne mal freie Tage, nur um 400 Kilometer zu ihrem kürzlich geschiedenen Sohn und ihren zwei Enkeln zu fahren oder sie zu Besuch zu haben. Sie hat aber den Vorteil, dass sie eine große Wohnung mit Garten hat und ihr Sohn ein großes Haus, sodass es auszuhalten ist.
Dass sich alte Leute im Ausland niederlassen oder so alt sind, dass sie es mit kleinen Kindern nicht mehr schaffen, ist in meinem Umkreis eher die Ausnahme beziehungsweise ich kenne gar keinen. Selbst man mit 30 Jahren Kinder bekam und die eigenen Kinder auch mit 30 oder 40 erst eine Familie gründeten, steht man doch noch mitten im Leben und ist meistens noch nicht gebrechlich. Ich hätte gerne Enkel, leider wird das nicht der Fall sein. Ich wäre wahrscheinlich eine bessere Oma als ich eine Mutter gewesen bin. Das ist meiner Erfahrung nach oft der Fall.
Um die Ausgangsfrage zu beantworten: Ich finde, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, Oma oder Opa als Babysitter zu haben, aber in meinem Bekannten- und Verwandtenkreis kenne ich nur Leute, die das gerne übernehmen.
Für uns können Oma und Opa nicht einfach mal als Babysitter einspringen. Immerhin wohnen beide Parteien jeweils mindestens 150 Kilometer weit weg. Das heißt, dass sie zwar mal einspringen könnten, wenn wir aus irgendeinem Grund für einige Tage weg müssten und die Kinder nicht mitnehmen könnten, aber für ein einfaches Abendessen als Paar mal schnell Oma und Opa herfahren zu lassen, funktioniert eher nicht. Da sich erstere Situation so wahrscheinlich auch nie ergeben wird, sind Oma und Opa bei uns noch nie als Babysitter eingesprungen und ich empfinde es daher auch nicht als Selbstverständlichkeit.
Tatsächlich kenne ich diese Selbstverständlichkeit in Bezug auf die Großeltern, die den Babysitter für ihre Enkel spielen, jedoch von vielen meiner Freunde, die Kinder haben. Eine sehr gute Freundin engagiert ihre Mutter beispielsweise sogar mehrfach die Woche, um ihr bei der Hausarbeit zu helfen oder die Kinder abzunehmen, egal ob sie nun mit ihrem Mann allein in die Therme fahren oder einfach mal wieder ausschlafen will. Ihre Mutter, die selbst viele Kinder hat, blüht in der Aufgabe voll auf und macht das auch gerne, so dass beide etwas davon haben.
Ich würde mich dennoch nie als Oma und Opa als Babysitter verlassen, wie es beispielsweise meine Vermieter tun, indem sie ihr Leben hier aufgegeben und zu den Großeltern in die Kleinstadt gezogen sind, um die volle Unterstützung in Bezug auf die Kinder von ihnen zu haben. Im Endeffekt ist es ja schön, wenn sich die Großeltern gerne um die Enkel kümmern, verlangen und als selbstverständlich ansehen, sollte man das meiner Meinung nach aber dennoch nie.
Zum einen sind es eben nicht ihre Kinder, sie haben das alles schon hinter sich und es verdient, ihre Rente so zu gestalten, wie sie es selbst wollen, ohne dabei noch jede Menge Pflichten aufgehalst zu bekommen. Zum anderen kann es ja immer sein, dass die Großeltern plötzlich doch nicht mehr so fit sind, wie gedacht, auch wenn sie gerade noch sehr rüstig scheinen. Wenn man sich dazu entschließt, Kinder zu bekommen, sollte man das meiner Meinung nach eben auch nicht von der Hilfe anderer und vor allem auch nicht die der Großeltern machen.
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