Okay, wenn Elternteil Bewerbung fürs Kind schreibt?
Meine neue Kollegin hat mir heute erzählt, dass ihr 21-jähriger Bruder bis vor Kurzem arbeitssuchend war. Die Phase seiner Arbeitslosigkeit dauert jetzt schon ein Jahr an und da er selbst nicht in Gang gekommen ist hat deren Mutter nun angefangen sich um die Jobsuche ihres Sohnes zu kümmern. Anfangs habe sie nur die Stellenanzeigen durchgesehen und ihm Stellenangebote vorgeschlagen, das habe aber wenig Wirkung gezeigt. Ihr Sohn hätte zwar hin und wieder Interesse gezeigt aber keine Motivation gefunden sich auch wirklich schriftlich zu bewerben.
Seine Mutter hatte nun keine Lust mehr zuzuschauen und hatte deshalb in den letzten paar Monaten einfach Online-Bewerbungen verfasst und diese auch in seinem Namen versendet. Da man für E-Mail-Bewerbungen ja keine Unterschrift benötigt war das in ihren Augen legitim. Letztendlich sind dann auch tatsächlich auch Einladungen zu Vorstellungsgesprächen gekommen die er auf Bitten bzw. Druck seiner Mutter hin dann auch wahrgenommen hat. Diese Aktion hat schlussendlich wirklich Früchte getragen und er hat einen Job gefunden.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht so richtig wie ich das finden soll. Im Prinzip ist es ja schön, dass es funktioniert hat und der Mann nun einen Job hat, aber wenn er im Beruf auch so unselbstständig, bequem und unzuverlässig ist wie bei der Jobsuche dann wird das unter Umständen nicht lange gut gehen.
Natürlich kennt eine Mutter ihr Kind in der Regel sehr gut und kann deswegen mit Sicherheit auch eine ziemlich passende, authentische Bewerbung verfassen. Irgendwie ist es aber in meinen Augen dann fast schon ein bisschen zu viel der elterlichen Unterstützung. Wenigstens ein wenig Eigeninitiative sollte man von seinem erwachsenen Kind meiner Meinung schon erwarten und fordern können. Einen Textentwurf sollte man als 21-jähriger doch schreiben können. Bei der Ausformulierung und Korrektur kann man dann ja als Elternteil ein bisschen unterstützen.
Andererseits möchte ich nicht wissen, wie viele Bewerbungen tatsächlich von Bewerbern in Eigenregie verfasst werden. Ich habe ja auch schon ein paar Bewerbungscoachings mitgemacht und da werden auch immer wieder Bewerbungstexte komplett von den Beratern verfasst, während die Kursteilnehmer mehr oder weniger teilnahmslos daneben sitzen.
Wie seht ihr das, findet ihr es okay wenn Eltern die Bewerbung für das Kind schreiben? Könntet ihr zuschauen wenn euer Kind arbeitssuchend zu Hause rum sitzt und nicht in die Gänge kommt?
Ich finde man muss da hart durchgreifen. Wenn ein eigenes Kind in dem Alter keinen Antrieb hat sich selber zu bewerben, obwohl es Hilfe bekommen würde dabei, dann muss es vor die Tür gesetzt werden und sich selber kümmern müssen. Da würde ich schon Druck machen, aber keine Bewerbungen schreiben. Es ist ja nicht mein Leben und wenn mein Kind sein Leben so dringend vor die Wand fahren will, dann muss es das eben machen. Ich kann ja nicht immer alles vorkauen und vormachen, da muss man auch mal realistisch bleiben.
Meine Kinder haben sicherlich Hilfe zu erwarten, wenn sie auf mich oder meinen Mann zukommen und gerade durch meinen Vater weiß ich auch worauf es ankommt, allerdings würde ich nun keine Arbeit abnehmen und das Ding im Alleingang schreiben. Irgendwann muss man auch mal selber für sich verantwortlich sein und den Arsch nach oben bekommen.
Kinder, die in dem Alter immer noch alle gepudert bekommen und keine Verantwortung für ihr Leben haben müssen sind doch ganz arm dran, denn sie wissen nicht, dass das Leben nicht fair ist und nicht immer alles so laufen wird, wie sie wollen. Die Eltern retten sie ja immer und so kann ein richtiges eigenständiges Leben nicht aufgenommen werden.
Ich finde es allein schon bemerkenswert, dass ein 21jähriger noch als "Kind" angesehen wird. In dem Alter ist man schon geschlechtsreif, darf wählen und in den Krieg ziehen. Bei "Kind" hatte ich jetzt eher an 15jährige(!) SchulabgängerInnen gedacht, denen Mama oder Papa beim korrekten Erstellen eines Briefkopfes helfen.
Und zweitens hat die gute Frau/dumme Kuh ja nicht nur die Bewerbungen gebastelt, sondern quasi den gesamten Prozess von der Auswahl potenzieller Stellen über die Recherche bis (vermutlich) dem Bügeln des Anzugs, dem Wecken des Kandidaten und dem Streichen des Marmeladenbrotes ("Kind, du musst was essen, sonst wird dir beim Bewerbungsgespräch doch schlecht!") übernommen. Und dafür habe ich erkennbar noch weniger Verständnis. Das Unternehmen, welches dieses Kind versehentlich eingestellt hat, beneide ich auch keine Sekunde.
Wenn es "nur" um das Basteln von Lebenslauf und Anschreiben ginge, wäre ich sogar noch recht tolerant. Nicht jeder hat ein Händchen für das geschriebene Wort, was nicht unbedingt etwas über die Arbeitsethik oder die fachlichen Kenntnisse aussagt. Da finde ich es nicht weiter bemerkenswert, wenn jemand mit mehr Erfahrung den formalen Teil aufpoliert und überarbeitet. Professionelle Bewerbungstrainings machen ja auch nichts anderes. Und wirkliche "Kinder" auf der Suche nach einer Lehrstelle können die Hilfe bestimmt auch gebrauchen. Aber die Stellensuche selbst und das ganze Drumherum muss ein zukünftiger Arbeitnehmer meines Erachtens schon selber hinbekommen. Wer das nicht schafft, hat auf dem ersten Arbeitsmarkt nichts verloren und nimmt nur Leuten die Stelle weg, die vielleicht nicht das Glück haben, das Mutti ihnen noch den Hintern abwischt.
Gerbera hat geschrieben:Ich finde es allein schon bemerkenswert, dass ein 21jähriger noch als "Kind" angesehen wird. In dem Alter ist man schon geschlechtsreif, darf wählen und in den Krieg ziehen. Bei "Kind" hatte ich jetzt eher an 15jährige(!) SchulabgängerInnen gedacht, denen Mama oder Papa beim korrekten Erstellen eines Briefkopfes helfen.
Der Begriff 'Kind' war in meiner Beitragsüberschrift wohl zweideutig zu verstehen. Ich habe das Wort 'Kind' natürlich nicht im Zusammenhang mit seinem Alter verwendet. Mit 'Kind', in diesem Zusammenhang, meinte ich eigentlich nur: Bewerbung für das eigene Kind schreiben. Das Kind bleibt es für Eltern ja ein Leben lang. Manche Eltern verpassen wohl anscheinend nur den Zeitpunkt ihrem Kind Flügel zu verleihen.
Ich finde das absolut nicht in Ordnung, zumal es hier ja nicht darum geht, dass sich der junge Mann Unterstützung von seinen Eltern holt oder die Bewerbungen von seiner Mutter schreiben lässt, weil er auf seine eigenen Bewerbungen keine Antwort erhält. Der Mann hat stattdessen schlicht und einfach keine Lust, sich selbst um seine Zukunft zu kümmern und Geld zu verdienen. Er ist ganz einfach zu faul dazu, selbst Bewerbungen zu schreiben und sieht keine Notwendigkeit darin.
In so einem Fall sollte man den Kerl als Eltern doch einfach vor die Tür setzen. Grundsätzlich ist es ja nicht schlimm, mal arbeitslos zu sein und vielen geht es so, dass sie für eine Weile keinen Job oder einen Ausbildungsplatz finden, auch mit abgeschlossenem Studium nicht. Allerdings macht es eben einen Unterschied, ob man sich aktiv darum bemüht, sich zu bewerben und eine Arbeit zu finden und die Zeit gegebenenfalls mit einem Nebenjob überbrückt oder ob man eben einfach faul auf der Haut sitzt und sich von den Eltern aushalten lässt. Letzteres sollte man als Eltern nicht einfach so akzeptieren und schon gar nicht unterstützen, wie ich finde.
Wenn der junge Mann dann zwangsläufig auf eigenen Beinen stehen muss und dann merkt, dass das Geld das er hat, nicht zum Leben reicht, dann wird er schon sehen, dass er sich selbst bewerben muss oder eben einen Nebenjob annehmen, um sich damit über Wasser zu halten, bis er etwas "Richtiges" gefunden hat. Alles andere muss man doch wirklich nicht unterstützen. Und als Eltern kann man dem "Kind" doch auch nicht das ganze Leben lang helfen und überall eingreifen. Das "Kind" muss doch auch irgendwann mal selbstständig werden, egal ob es das nun will oder nicht. Da sollte es meiner Meinung nach keine andere Option geben.
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