Ohne Untersuchung die Anti-Baby-Pille bekommen?
Im Folgenden Thread habe ich bereits von dem mir entfernt verwandten Kind geschrieben, welches mit 14 Jahren dazu genötigt wurde, zur selben Frauenärztin wie ihre Mutter zu gehen.
Dabei teilte mir das Mädchen, aber auch später im Verlauf eines Gesprächs die Mutter mit, dass die Kleine nun die Anti-Baby-Pille verschrieben bekommen habe, ohne dass sie jemals eine gezielte klassischen frauenärztliche Untersuchung erlebt hat. Das bedeutet, dass weder ein Abstrich gemacht wurde, weder noch geschaut wurde, ob so im unteren Beckenbereich bei dem Mädchen alles in Ordnung war.
Die mit mir verwandte Mutter hat der ihr bekannten Frauenärztin also nur gesagt, dass das Kind sexuell aktiv ist, sodass sie die Anti-Baby-Pille benötige. Das war Grund genug für die Gynäkologin, diesem Wunsch nachzukommen. Eine frauenärztliche Untersuchung möchte sie jedoch erst durchführen, wenn das Kind 15 Jahre alt ist, denn jetzt ist das eben zu früh in ihren Augen.
Noch nie habe ich davon gehört, dass Kindern die Anti-Baby-Pille verschrieben wird, ohne das eine frauenärztliche Untersuchung stattfindet. Das hörte ich bis vor Kurzem zum ersten Mal und ich war in gewisser Weise auch darüber etwas schockiert. Zumal die Aussage, dass man erst mit 15 Jahren alt genug dazu sei, bei einem aktiven Kind für mich keine Rolle spielt.
Meine Gynäkologin hat auch davon noch nie gehört und ist etwas empört über ihre Kollegin. Doch welche Erfahrungen habt Ihr denn mit Euren Gynäkologinnen gemacht, gibt es die Anti-Baby-Pille mittlerweile ohne Voruntersuchung bei einem sexuell aktiven Kind oder haltet Ihr das gesamte Verhalten der Gynäkologin für fragwürdig?
Ich halte das Verhalten der Ärztin auf jeden Fall für nicht nachvollziehbar, aber aufgrund der Situation, mit anwesender Mutter und mit einer beschämten Tochter, kann ich schon verstehen, dass man sie nun auch nicht noch untersuchen wollte. Dennoch ist so eine Untersuchung wichtig und gerade bei der Pille sollte man das vorher schon machen und auch vernünftig über die Pille aufklären. Das klingt für mich so als hätte das nur die Mutter beschlossen und das geht so mal gar nicht. Die Tochter braucht Aufklärung, nicht nur was das Thema an sich angeht, sondern auch über das was sie sich da einwerfen soll.
Ich hatte damals die selbe Situation und war auch bei der Ärztin meiner Mutter und das war furchtbar peinlich. Ich bekam die Pille auch erst so und beim nächsten Mal dann die Untersuchung, aber die Ärztin hatte auch nichts drauf.
Ich gebe zu, dass ich meine Tochter auch mehr oder weniger dazu gedrängt habe eine Frauenärztin zu besuchen, als sie 15 Jahre alt war und ihren ersten zwei Jahre älteren Freund hatte bei dem sie auch übernachten wollte.
Ich habe ihr allerdings keine Vorschriften gemacht, zu welcher Ärztin wir gehen und ich habe ihr auch die Wahl gelassen, ob ich mitkommen soll. Beim ersten Gespräch war ich dann auch mit dabei.
Bei meiner Tochter war nicht nur die Verhütung Thema sondern auch ihre starken Regelschmerzen, weshalb ihr die Frauenärztin auch schon beim ersten Besuch eine Pille verschrieben hat. Da meine Tochter, vermutlich wie der Großteil der Mädchen, vor der Untersuchung "Angst" hatte, hat auch diese Frauenärztin vor der Verschreibung der Pille keine gynäkologische Untersuchung vorgenommen.
Sie hat meiner Tochter allerdings gleich mitgeteilt, dass die Untersuchung grundsätzlich notwendig ist und sie spätestens in einem halben Jahr nicht mehr drum rumkommt. Die Untersuchung fand dann tatsächlich nach diesem halben Jahr statt. Ob eine Untersuchung erst ab 15 Jahren von Nöten ist, weiß ich allerdings nicht.
Vor etlichen Jahrzehnten waren die Spielregeln natürlich noch andere, und ich war, wenn ihr es genau wissen wollt, auch schon knapp volljährig, als ich wegen der Pille mit weichen Knien zur Frauenärztin getrabt bin. Und so weit ich mich noch erinnere, gab es da physisch nichts zu untersuchen, weil ich auch keinerlei Beschwerden, Fragen, Auffälligkeiten oder Symptome hatte, die meine weibliche Anatomie betrafen. Ich wurde recht solide darüber aufgeklärt, wie die Pille funktioniert, etliche Mythen wurden ausgeräumt und ich bin mit einem Rezept wieder davongedackelt.
Ich sehe eigentlich keinen logischen Zusammenhang zwischen dem Pillenrezept zur Empfängnisverhütung und der körperlichen Untersuchung. Ich habe sowieso nie verstanden, wieso ausgerechnet meine Geschlechtsorgane regelmäßig trotz völliger Beschwerdefreiheit auf links gedreht werden mussten, damit ich die Pille weiter nehmen durfte. Meine Leber, mein Dickdarm oder mein Lymphsystem wurden ja auch nicht rein sicherheitshalber jährlich geschallt und/oder abgetastet, ob sie noch da sind. Und mein Freund musste auch nicht der Form halber zum Onkel Doc, bevor er sexuell aktiv wurde.
Ich halte zwar Gesundheits-Check-ups auch genitaler Natur auch in jungen Jahren schon für sinnvoll, aber nicht zwangsläufig als Initiationsritual vor der Aufnahme sexueller Aktivitäten. Das pauschal vorauszusetzen finde ich sogar ziemlich seltsam.
Ich habe mich mit meiner Frauenärztin auch schon darüber unterhalten, wie so ein erster Besuch abläuft. Einfach damit ich es auch meiner Tochter im Vorfeld erklären konnte. Solange ein Mädchen keinen sexuellen Kontakt hatte findet auch keine körperliche Untersuchung in der Form statt, wie wir sie kennen. Da wird maximal per Ultraschall geschaut, wenn Beschwerden beschrieben werden.
Es ist also nichts empörend dabei, wenn hier ein Rezept ausgefüllt wurde und ein Gespräch statt gefunden hat. Ob es das Rezept nun auf drängen der Mutter oder auf Wunsch der Tochter gab, ist ein ganz anderes Problem. Auch ob die Tochter schlussendlich dann auch die Pille einnimmt, ist ihre Entscheidung.
Ich habe als ich mit knapp 15 Jahren mit der Pille angefangen habe leider die gleichen Erfahrungen gemacht. Damals war ich natürlich "froh" darüber, dass es keine Untersuchung gab. Mein damaliger Frauenarzt hat diese generell nicht bei jungen Mädchen durchgeführt und teilweise erst mit circa 20 Jahren mit der normalen Routineuntersuchung begonnen. Rückblickend finde ich das absolut fahrlässig, zumal ich noch nicht einmal darum gebeten habe, diese zu unterlassen oder Ängste dahingehend geäußert habe. Auch war meine Mutter zum Beratungstermin nicht dabei, sondern lediglich ein Jahr vorher als ich den Frauenarzt das erste Mal besuchte, wobei es aber um die Impfung gegen HPV ging.
Als ich irgendwann meinen Frauenarzt gewechselt habe, war dieser absolut schockiert, dass ich schon einige Jahre die Antibabypille einnehme und noch nie eine routinemäßige gynäkologische Untersuchung durchgeführt wurde. Leider hatte ich aufgrund der Pille auch starke Nebenwirkungen, welche von diversen Frauenärzten nicht ernstgenommen wurden. Wenn ich einmal eine Tochter haben sollte und sie vor dieser Entscheidung steht, würde ich ihr immer raten, dass sie darauf achtet, dass der Frauenarzt gründlich vorgeht. Ich kenne nicht wenige Frauen, die heute Folgeschäden von der Pille haben - natürlich auch trotz Untersuchungen.
Eine reguläre Untersuchung mit Abstrich ist jedoch das Mindeste, was ein Gynäkologe durchführen sollte. Im besten Fall sollten auch noch weitere Faktoren, beispielsweise hinsichtlich Faktor V Leiden abgeklärt werden, um Risiken zu vermeiden. Leider machen das allerdings nach meinen Erfahrungen die wenigsten Ärzte und man kann froh sein, wenn es ein umfassendes Aufklärungsgespräch gibt.
@bambi7: Du würdest also auf eine normale Untersuchung bei deiner Tochter bestehen, selbst wenn sie noch keine sexuellen Kontakte in Form von Geschlechtsverkehr hatte? Sorry, aber der Frauenarzt, der das mitmacht, dem gehört die Praxis dicht gemacht. Jeder gute Frauenarzt macht keine körperliche Untersuchung, solange die junge Frau noch keinen Geschlechtsverkehr hatte. Und dazu gehört auch, dass kein Abstrich gemacht wird.
Denn das was du forderst wäre ja eine Entjungferung durch den Arzt. Welche traumatischen Erlebnisse sollen da junge Mädchen und Frauen für die Zukunft mitbekommen? Wenn eine Untersuchung als notwendig erachtet wird, dann ist das maximal eine Blutentnahme und ein Ultraschall.
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