Ohne Smileys und Inflektive keine Emotionen vermitteln?

In den letzten Jahren ist mir privat zunehmend aufgefallen, wie ich mich durch Smileys und die sogenannten Inflektive ein Stück weit von diesen graphischen Helfern abhängig gemacht habe. Inflektive sind Verbformen, bei denen durch Weglassung der Infinitivendung ein neues Wort gebildet wird und welches im schriftlichen Kontext oft in umklammernde Sternchen gesetzt wird. Was Smileys sind, wird jeder wissen.

Manchmal habe ich mir schon die Frage gestellt, wie man früher unterhaltsame Briefe ohne all das geschrieben hat und bei kleineren Notizen ertappe ich mich beim Impuls, einen Smiley oder ein Inflektiv benutzen zu wollen. Anscheinend kann man verlernen, seinen Worten die emotionale Färbung nur mit eben den Worten zu geben, weil man sich so sehr an die kleinen graphischen Helfer und die launige Benutzung von Inflektiven gewöhnt hat. Dabei ging es ja vorher auch.

Kommen euch handschriftliche Briefe oder Notizen ohne die Benutzung dieser Emotionsverstärker und schriftlichen Verstärker eurer eigenen Gefühle auch hölzerner als früher vor? Oder könnt ihr privat und beruflich, handschriftlich oder am Rechner geschrieben klar voneinander abgrenzen?

Ich glaube in der Tat, dass die Entwicklung der Smartphone und Computer Era dazu geführt hat, dass die Menschen verlernt haben, im Schriftlichen mehr Emotionalität kreativ auszuleben. Um Gottes Willen wie war das bloß zu Seiten der Brieffreundschaften? Wie haben wir da bloß gelacht, wenn wir keine Smileys hatten und nicht, dass meine australische Brieffreundschaft denkt, ich bin humorbehindert.

Das war natürlich jetzt alles eine etwas überspitze Ironie, aber soll vielleicht auch ein wenig meine Meinung darstellen. Ich denke schon, dass bei vielen in Vergessenheit geraten ist, dass man früher auch ohne Emojis oder Smileys Briefe und SMS Nachrichten verfasst hat. Das tue ich im Übrigen auch noch heute und musste mir dabei auch oft anhören, dass das emotionslos sei. Finde ich überhaupt nicht, denn wenn man lernt, richtig zu lesen, versteht man auch Emotionen! Selbst ein Lächeln kann man da schon machen.

Klar habe ich nichts gegen den lachenden und heulend-lachenden Smiley oder den Zwinker-Smiley, aber man kann es bei manchen auch wirklich übertreiben. Einige leben ja förmlich mit den Dingern und ohne diese geht es gar nicht. Es gibt sogar welche, die LOL dann schreiben und auch sagen, wenn ich neben denen stehe. Andere wiederum haben mir auch in Briefen schon einen Smiley gemalt oder das LOL ausgeschrieben.

Da packe ich mir schon manchmal ein wenig auf den Kopf. Das kapiere ich nämlich nicht. Es geht bekanntlich auch anders und muss auch nicht immer mit einem Smiley oder sowas sein. Aber wer es mag, wer aus der neueren Generation kommt, kennt es wohl auch nicht anders, als wir Alten.

Ich weiß nicht, ob der Mensch/der User es verlernt hat Emotionen mit Wörtern zu vermitteln oder ob es die pure Faulheit ist. Ich habe nichts gegen ein Smiley oder auch mal eine gängige Chat-Abkürzung, aber meines Erachtens haben viele das Feingefühl verloren wann und in welcher Anzahl diese Dinge eine angemessene Reaktion sind und wann nicht. (Vielleicht bin ich aber dem Trend auch einfach nur nicht gefolgt!?)

Ich finde es vollkommen in Ordnung, in einer Situation in der man schnell etwas per Chat im Messenger abklärt mit einem 'Daumen-nach-oben-Smiley' zu bestätigen oder in einem Text mit einem Smiley ein Gefühl zu untermauern. Aber ein Symbol als eine Antwort für einen längeren Text zu nutzen, wo der Dialogpartner eigentlich eine ordentliche Antwort verdient hätte, finde ich schon sehr unhöflich.

Genauso finde ich die Entwicklung nicht schön, dass zu Geburtstagen nicht mal mehr eine Nachricht geschrieben wird, statt anzurufen, sondern sogar inzwischen die Nachricht ersetzt wird durch ein Bild aus dem Internet mit beispielsweise einer Geburtstagstorte und einem 'Happy Birthday' Schriftzug.

Einfach mal wieder Postkarten aus dem Urlaub verschicken oder Weihnachts- oder Geburtstagskarten an Freunde und Familie, wer freut sich darüber nicht, wenn er den Briefkasten öffnet und mal keine Werbung oder Rechnung vorfindet.