Ohne Pendlerpauschale weniger Staus?
Ich habe kürzlich einen Artikel gelesen, der eine sehr interessante These aufgestellt hat. Dort hieß es, dass der Wegfall der Pendlerpauschale die Staus verringern würde. Ich halte diese These für ziemlich gewagt, denn je nach Region ist der Nahverkehr so schlecht ausgebaut, dass man gar nicht anders zur Arbeit kommt.
Mein Partner ist zum Beispiel eine Zeit lang zur Arbeit gependelt, wobei die Arbeit 20 km eine Strecke entfernt gewesen ist. Er musste immer mit dem Auto zur Arbeit, weil er mit Bus locker 90 Minuten unterwegs gewesen wäre und es keine Direktverbindung gegeben hat. Hinzu war der Nahverkehr auch so ausgebaut, dass nur alle zwei Stunden oder so ein Bus gefahren ist. Also selbst wenn es die Pendlerpauschale nicht gegeben hätte, hätte er mit dem Auto fahren müssen. Daher finde ich derartige Thesen sehr gewagt.
Was haltet ihr von dieser These? Welchen Einfluss hat die Pendlerpauschale auf das Stauaufkommen? Oder meinst ihr, dass diese beiden Faktoren gar nicht zusammenhängen? Hängt ein Zusammenhang möglicherweise auch von der Region ab?
Wenn man die Pendlerpauschale abschaffen würde, hätten die Pendler erst einmal vor allem weniger Geld im Geldbeutel und dennoch nicht mehr Motivation und Anreiz, näher an ihren Arbeitsort zu ziehen und dadurch die Autobahnen weniger zu verstopfen. Pendeln ist nämlich eine stressige und zeitfressende Angelegenheit, weswegen die meisten Leute unter Garantie einen guten Grund haben, sich das Ganze über Jahre hinweg anzutun und nicht nur, weil sie scharf darauf sind, die Pendlerpauschale abzugreifen, von der übrigens auch niemand reich wird.
Gerade in manchen Ballungszentren sind die Lebenshaltungskosten so exorbitant hoch, dass es immer noch billiger kommt, sich in relativer Entfernung zum Arbeitsplatz eine Wohnung zu suchen, weil man sonst schlimmstenfalls in irgendeinem Loch haust, horrende Miete zahlt und von der zusätzlichen Freizeit, die eine kürzere Pendelstrecke mit sich bringt, auch nichts hat, weil dafür kaum noch Kohle übrig ist, wenn man in so mancher deutschen Stadt überleben möchte.
Oder man wird als Arbeitnehmer zum Opfer der viel beschworenen "Flexibilität" und steht vor der Wahl, Sprit zu verfahren oder jedes halbe Jahr die Familie einzupacken und in eine andere Stadt zu ziehen, wofür sich gerade die Kinder sicher schön bedanken würden. Es kann auch sein, dass man an einem bestimmten Ort quasi festsitzt, weil man dort auch Verpflichtungen, z.B. gegenüber den Eltern oder Verwandten hat oder Rücksicht auf die Karriere des Partners oder der Partnerin nehmen möchte. Es gibt in meinen Augen also zahlreiche gute Gründe, als Pendler sein Dasein zu fristen, die allesamt nichts mit steuerlichen Vorteilen zu tun haben.
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