Ohne Anwesenheitspflicht in Uni oft fehlen?

vom 04.02.2016, 13:58 Uhr

Bei uns an der Uni wurde vor einem Jahr die Anwesenheitspflicht für Seminare abgeschafft. Früher durfte man maximal zwei Wochen fehlen ohne dass es Konsequenzen gab. Wenn man häufiger fehlte, selbst wenn man eine Entschuldigung hatte, wurde man nicht zur Prüfung am Ende des Semesters zugelassen.

Ich besuche aktuell ein Seminar, das Ende des Semesters mit einer mündlichen Prüfung abgeschlossen wird. Es müssen auch Referate gehalten werden und besonders die Diskussionen sind mir persönlich sehr wichtig am Ende der Stunde. Ich schreibe mir immer fleißig Notizen, was die Dozenten noch einmal wiederholen und welche Fragen sie stellen, denn ich gehe davon aus, dass das auch prüfungsrelevant sein wird.

Ich sehe aber Kommilitonen in meinem Kurs, die vielleicht fünfmal anwesend gewesen sind und ansonsten immer nur fehlen. Ich persönlich habe gerade bei einer mündlichen Prüfung viel zu viel Angst, auch nur eine Stunde ausfallen zu lassen, egal aus welchen Gründen. Es beruhigt mein Gewissen, wenn ich immer teilnehme und meine Notizen mache.

Ich weiß nicht, wie die anderen das machen. Wenn man nur eine Hausarbeit für die Abschlussnote schreiben muss, sehe ich das nicht so eng. Denn da hat man ja sein Thema und braucht für die Anwesenheit im Seminar nicht seine Zeit zu verschwenden. Bei einer mündlichen Prüfung sehe ich das jedoch anders. Wie ist das bei euch? Wie oft würdet ihr fehlen, wenn ihr keine Anwesenheitspflicht im Seminar hättet?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Bei meinem 2. Studium war ich nur an der Uni, wenn ich musste. Das war ein Studiengang, den schafft man auch so gut. Ich habe das mit extrem langen Zähnen studiert und wollte einfach schnell den Abschluss. Die Zeit an der Uni konnte und wollte ich mir nicht leisten. Ich musste meinen Lebensunterhalt verdienen.

So ein Verhalten hätte bei meinem ersten Studiengang nicht funktioniert. Dort musste man sehr oft anwesend sein, weil man ganz viele Dinge einfach nicht aus Büchern lernen konnte. Es kommt also sehr auf den Studiengang selbst an, wie viel Präsenz notwendig ist.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Bei uns war es eigentlich immer so, dass man in Seminaren höchstens zweimal fehlen durfte, in Vorlesungen hingegen gab es nie Anwesenheitspflicht. Normalerweise ging auch immer eine Liste in den Seminaren herum, in die man sich eintragen musste, so dass der Dozent dann immer sehen konnte, wer da war und wer nicht. Von daher konnte man da gar nicht öfter als zweimal ohne Attest fehlen. Allerdings saß ich auch schon in zwei Seminaren, bei denen es zwar offiziell eine Anwesenheitspflicht gab, wobei da jedoch nie eine Liste herumging.

Ich muss gestehen, dass ich da auch öfter mal gefehlt habe. Ich musste während meines Studiums in erster Linie nur Hausarbeiten schreiben. Das Thema hatte ich dann gleich zum Anfang des Semesters, weil es sich eben mit dem Referatsthema deckte. Was die anderen Referate anging, waren diese ja nicht wirklich relevant für mich, genauso wie andere Themen der Vorlesung. Ich wusste ja, worüber ich schreiben musste und von daher fand ich es nicht wirklich schlimm, da ab und zu mal zu fehlen. Ich hatte ja keinen Nachteil dadurch und das hatte ja nie irgendwelche Auswirkungen auf meine Hausarbeiten.

Ich finde es nicht schlimm, wenn man ab und zu mal fehlt, wenn es eben keine Anwesenheitspflicht gibt. Immerhin kann man in dieser Zeit ja auch in die Bibliothek gehen und einfach etwas für die Hausarbeit machen. Allerdings würde ich nun auch nicht jedes Mal fehlen, auch wenn das möglich wäre. Da hätte ich einfach ein schlechtes Gewissen und doch zu viel Angst, etwas zu verpassen. Von daher habe ich auch noch nie mehrere Male hintereinander gefehlt, sondern eher verstreut.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Während meinem Studiums gab es überhaupt keine Anwesenheitspflicht, man kam oder man kam nicht. Wenn man auch keine Lust hatte auf die Prüfung, dann hat man sich dafür nicht angemeldet oder man hat diese erst ein Semester später geschrieben. Da konnte man sich frei entfalten und jeder sein eigenes Tempo vorlegen.

Das lag aber daran, dass es ein Abendstudium neben dem Vollzeitberuf war und dieser auch Voraussetzung dafür war. Wegen der Arbeit konnten natürlich nicht alle zu jeder Lesung da sein, wer mehrere Wochen auf Geschäftsreise unterwegs war hätte somit einen Nachteil gegenüber allen anderen gehabt. Besorgen konnte man sich das komplette Lehrmaterial aus dem Intranet und wenn zu wenige Studenten anwesend waren, dann wurde das ganze auch per Podcast aufgenommen und im Intranet veröffentlicht. Die Möglichkeiten waren also sehr vielseitig und genau auf die Vollzeitbeschäftigung abgestimmt.

Ich habe in der Uni auch öfters mal gefehlt, denn wenn ich Nachtschicht habe dann kann ich nicht zeitgleich in der Lesung sitzen. Entsprechend musste ich auch meine Prüfungen so legen, dass ich an diesem Tag frei hatte. Denn nach der Tagschicht war ich nicht rechtzeitig zum Prüfungsbeginn da und bei Nachtschicht erklärt es sich von selbst, deswegen konnte ich einige Prüfungen aus dem ersten Semester erst im zweiten und dritten ablegen, für die wichtigen Prüfungen die notwendig waren zum weiter kommen habe ich mir entsprechend frei genommen.

Aber ich verstehe es ohnehin nicht wie manche Vollzeit Studenten ihr Leben nicht geregelt bekommen ihren Hintern in die Lesungen zu schwingen. Diese haben nur diese Aufgabe und nicht einmal die wird geschafft, während andere noch Vollzeit arbeiten gehen und es hinbekommen sich Abends nach einem 12 Stunden Tag nochmals 4-5 Stunden in die Uni zu setzen und den Lesungen zu folgen.

Das die Anwesenheitspflicht abgeschafft wird in diesem Bereich finde ich nicht gut da es förmlich dazu verleitet Zuhause zu bleiben und sich dann entsprechend einen schönen Tag zu machen. Nicht selten hört man dann auch "ich mach morgen meine Hausarbeit weiter, ich lerne morgen weiter, die Prüfungen sind noch so weit hin" und dann ist der Tag X da, es wird versagt aus Faulheit und hinterher gibt man noch allen anderen die Schuld wieso man es selbst nicht geschafft hat.

Ich denke das sorgt eher dafür, dass diejenigen die nicht diszipliniert genug sind länger für ihr Studium brauchen werden und somit die Plätze für spätere Studenten einfach weiterhin belegen. Es sollte einfach dafür gesorgt werden, dass jeder in der Regelstudienzeit fertig wird und nicht trödeln kann wie er möchte. Aber genau das bewirkt es in meinen Augen. Ein paar werden das ganze weiterhin Ernst nehmen und die Lesungen besuchen aber andere werden das unter Garantie als Freifahrtschein sehen für ein wildes Party und Feierleben.

Alleine meinem Bekanntenkreis gab es im letzten Jahr zwei solche Fälle. Einer BWL Student im 6. Semester hat nichts anderes mehr gemacht als gefeiert und an einem PC gespielt. Die Prüfungen kamen, er hat verschlafen. Zweite Runde, er ist durchgefallen weil er nichts gemacht hat. Darauf folgte die Exmatrikulation, nun gammelt diese Person mit 25 Jahren wieder bei seinen Eltern, keine Ausbildung kein Job aber ist fest der Meinung er hat Erfolg mit seinen Bewerbungen zum Personalsachbearbeiter oder Abteilungsleiter, da er ja einmal studiert hat auch wenn er keinen Abschluss vorweisen kann. Vorher ging er zur Uni da die Anwesenheitspflicht bestand, kaum war diese Weg ging er auch nicht mehr hin.

Der andere Fall, Studentin der Medizin, vorher gelernte Altenpflegerin und Rettungsassistentin. Ohnehin trockener Stoff, viel zu lernen gerade in den ersten Semestern. Hat sich anfangs wirklich rein gehängt und auch viel gemacht, aber hat nach den ersten Prüfungen deutlich nachgelassen da sie diese als zu "einfach" angesehen hat und meinte ihre Berufserfahrung und Ausbildungen reichen aus um sich hinterher Doktor der Medizin nennen zu dürfen.

Die Quittung folgte im 3. Semester, zwei mal durch die Prüfung gefallen nachdem es im ersten Anlauf nur "Pech" war angeblich und im zweiten noch schlimmer. Einfach weil man sich für zu gut gehalten hat um zu lernen. Auch in den Vorlesungen war sie zwar da, verließ diese aber meistens früher aus der eigenen Überheblichkeit. Nicht selten prahlte sie auf Arbeit, dass sie nur dorthin müsse um auf der Liste zu unterschreiben und danach wieder nach Hause geht.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Warum haben Studenten in Vollzeit nichts anderes zu tun als zu studieren? Es soll Menschen geben, die studieren ganz normal und finanzieren den ganzen Spaß komplett ohne Unterstützung. Da bleibt dann definitiv keine Zeit für permanente Anwesenheit. Denn Wohnen, Essen und Versicherungen sowie Semesterbeiträge wollen finanziert werden.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Man weiß ja nicht, was die Studenten in der Abwesenheit machen. Sicherlich gibt es auch welche, die sich dann ausschlafen von einer langen und durchzechten Partynacht. Aber es gibt eben auch die Studenten, die ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen müssen und die dann zu der Zeit arbeiten müssen. Es gibt ja auch Jobs, da kann man sich die Arbeitszeiten nicht so flexibel einteilen und dann muss man da sein.

Wenn man da das Geld braucht und darauf angewiesen ist, hat man natürlich keine andere Wahl, als dann in der Universität zu fehlen. Solange die Noten hinterher stimmen und die Uni nicht vernachlässigt wird, spricht doch nichts dagegen. Schließlich ist es keine zwingend notwendige Voraussetzung ohne Anwesenheitspflicht zu fehlen. Nur weil man anwesend ist hat man noch lange nicht bessere Noten.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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