Offensichtlich betrunkener Nachbar, was tun?

Ich spazierte gerade zu einem Bekannten, als mir dort schon ein offensichtlich verwirrter Mann auffiel. Er saß auf der Treppe vor einem Häuserblock und hatte die Hosen so weit unten, als würde er auf einer Toilette sitzen. Ich konnte nicht sagen, ob dieser jetzt betrunken war, oder ob es einfach an einer geistigen Krankheit liegt, dass er sich so verhält, denn ich hatte den Mann bis jetzt noch nicht gesehen, ich kannte ihn nicht.

Deshalb ging ich zuerst weiter zu meinem Bekannten und als ich kurz etwas abgeholt hatte, machte ich mich wieder auf den Rückweg. Nun, da ich vorbei lief, bemerkte ich, dass der Mann nun schon auf den Boden gerollt war und auch noch begann, vor der Türe des Wohnblocks zu schlafen. Er wollte, auch als eine ältere Frau (vielleicht war es sogar seine), sagte, er solle jetzt hinein kommen, nicht mitgehen.

Ich bot nun meine Hilfe an, aber in diesem Moment kam ein relativ stämmiger Mann in den besten Jahren aus der Türe des betreffenden Blocks und sagte, er solle sofort herein kommen. Das nutzte nichts Als er dann immer noch nicht aufgestanden war hob ihn der Mann hoch und schleppte ihn in die Wohnung.

Wie hättet ihr euch verhalten? Abgesehen davon, dass ich, als ziemlich normale Person Schwierigkeiten gehabt hätte, einen Man in diesem Zustand zu heben, muss ich schon sagen, dass ich es gut finde, dass sich jemand darum gekümmert hat.

Wahrscheinlich wäre ich beim ersten Mal nicht vorbeigegangen. Solche Dinge finde ich zu dieser Jahreszeit schon bedenklich und deswegen hätte ich versucht gleich zu helfen. Wenn er direkt vor der Tür saß und das in dieser Form hätte ich erst mal geklingelt. Danach hätte ich bei keiner Reaktion die Polizei gerufen und immer wieder versucht mit ihm zu reden bis sie kommt. Es ist immer schwer so etwas im ersten Moment richtig zu deuten, aber ich gehe lieber ein Mal zu viel hin oder frage nach bevor ich dann jemanden nicht geholfen habe, der meiner Hilfe bedurft hätte.

Eigentlich sollte man offensichtlich hilflosen Personen immer helfen. Nur weil jemand betrunken wirkt, heißt das ja noch lange nicht, dass sein Verhalten nicht doch von einer Krankheit oder Behinderung herrührt. Soweit die Theorie.

In der Praxis würde ich den Teufel tun und mich einer verwirrten, betrunkenen oder unter Drogen stehenden Person mit herunter gelassenen Hosen nähern oder sie gar anfassen. Tragen oder transportieren kann ich einen Erwachsenen sowieso nicht, und begrabschen, anpissen oder ankotzen lasse ich mich nicht. Meine Hilfsbereitschaft endet dort, wo meine körperliche Unversehrtheit anfängt.

In deinem Fall haben sich offensichtlich Bekannte oder Angehörige um den Betroffenen gekümmert, was natürlich den Idealfall darstellt. Wenn die Person alleine irgendwo in der Pampa liegen würde, würde ich, wenn es mir notwendig erscheint, den Notruf alarmieren und den Betroffenen so lange im Auge behalten, bis Hilfe eintrifft. Abtransportieren können ihn (oder sie) dann die fitten und routinierten Sanitäter oder Polizisten.

Ich bin auch so ehrlich und sage, dass ich an dem Mann vorbeigegangen wäre. Gerade als Frau sollte man wirklich vorsichtig sein, man weiß nie, wie sich der Gemütszustand von diesem Menschen schlagartig ändert. Schließlich haben sich ja scheinbar Angehörige um den Mann gekümmert, sodass ich mir auch keine weiteren Gedanken gemacht hätte.