Österreichs Verbot von Plastiksackerl - Vorbild für EU?
In Deutschland sind bisher nur die Einkaufstüten aus Plastik wirklich verboten. Obsttüten aus Plastik gibt es dagegen immer noch. Laut Medienberichten sollen in Österreich ab 2020 alle Plastiktüten verboten werden - Österreich geht also noch weiter als Deutschland. Wie seht ihr das? Ist Österreich ein Vorbild für Europa? Oder findet ihr ein grundsätzliches Verbot übertrieben?
Ich finde ein grundsätzliches Verbot aufgrund des Zustands der Erde nicht übertrieben. Kunststoff ist ein tolles Material in Technik und Medizin, es ist aber kein Wegwerfmaterial für den Alltag. Ich würde es als Verpackungsmaterial in allen Fällen verbieten, in denen es umweltfreundlichere Alternativen gibt.
Für Obst und Gemüse gibt es beispielsweise schon lange luftdurchlässige und waschbare Beutelchen aus Stoff. Brot kann auch in Papier statt in Plastik eingepackt werden. Was mich im Moment nervt, sind die Einweghandschuhe bei Aldi Süd, die einmal nur kurz übergestreift werden, nur um dann gleich in den Abfall kommen. Seitdem kaufe ich dort kein Brot mehr.
Da aber die Verbraucher bequem sind und sich der Folgen ihres Tuns für die Umwelt nicht bewusst sind und manche Auswirkungen gar nicht beurteilen können, bin ich für ein Verbot von unnötigem Plastik. Für mich wäre es einfacher. Ich müsste mir beim Einkaufen nicht dauernd Gedanken darüber machen, ob die Produkte umweltfreundlich und sozialverträglich sind, sondern könnte mich einfach darauf verlassen, dass dem so ist. Der Verbraucher ist da überfordert und kann sich nicht über alles Aspekte informieren. Das habe ich mit meiner Wahl am die Regierung delegiert.
Mindestens genauso schlimm finde ich, dass Gurken, Paprika, Eisbergsalat, Möhren, Spitzkohl und vieles mehr schon in Plastik eingepackt ist und ich gezwungen bin, das Plastik auch zu akzeptieren, wenn ich das Gemüse kaufen will. Gerade Biogurken sind zu 95 Prozent in Plastik eingeschweißt. Spitzkohl hier in der Gegend auch und Eisbergsalat selbst auf dem Wochenmarkt in Plastik. Biopaprika ist in Plastik eingepackt und das auch im Bioladen hier im Ort.
Dass man die Plastiktüte verbieten sollte, finde ich schon selbstverständlich. Ich nehme sie schon lange nicht mehr. Aber sie sollten auch die schon vorhandene Plastikverpackung verbieten. Denn das ist genauso schlimm und unnötig.
Wir versuchen inzwischen, diese Plastiktüten für Obst und Gemüse weitgehend zu vermeiden, wenn wir welches einkaufen. Das Problem ist jedoch, dass die Läden alles noch einmal gut wässern und ich damit tropfnasses Gemüse habe, wenn ich mir etwa einen Salat aussuche. Ich habe letztens tatsächlich den Spitzkohl erst einmal umgedreht und das Wasser lief im Strahl heraus! Damit werden wir Verbraucher auch noch einmal abgezockt, denn das Gemüse wird oft nach Gewicht bezahlt.
Das andere Problem ist aber, dass wenn ich mir so nasses Obst und Gemüse in den Wagen lege, es mir alles nass macht. Ich habe keine Chance, meinen Einkauf auch nur annähernd trocken nach Hause zu bringen. Habe ich auch noch so etwas dabei, was nur in Pappe oder Papier verpackt ist wie etwa Zucker, Mehl oder Salz, dann habe ich da nur noch einen einzigen Matsch, den ich in die Tonne treten könnte.
Dafür muss endlich eine Lösung her! Und viel ärgerlicher finde ich es auch, dass derzeit immer mehr Obst und Gemüse wieder in Plastik eingepackt wird. Da reden die Läden davon, dass sie ja ach so umweltfreundlich sind und dann wird man da gezwungen, immer mehr Plastikmüll zu kaufen! In den letzten paar Monaten hat etwa Aldi Süd gefühlt noch einmal kräftig zugelegt mit den Plastikverpackungen.
Ob das Verbot ein Vorbild für Deutschland und die EU insgesamt ist, kann ich nicht beurteilen. Aber es ist ein Anfang. Und vielleicht kommt man in Deutschland ja auch endlich mal auf die Idee, dass man etwas früher als am Tag vor Inkrafttreten des Verbotes mal über Alternativen nachdenken sollte.
rasenderrolli hat geschrieben:Ich habe letztens tatsächlich den Spitzkohl erst einmal umgedreht und das Wasser lief im Strahl heraus! Damit werden wir Verbraucher auch noch einmal abgezockt, denn das Gemüse wird oft nach Gewicht bezahlt.
Man kann das Meckern auch übertreiben. Spitzkohl oder auch Salatköpfe werden fast flächendeckend nach Stückzahl bezahlt und nicht nach Gewicht. Du kriegst also bei deinem Spitzkohl sogar noch kostenlos Wasser dazu, wenn man so will. Das Problem dürfte hier viel mehr am Verbraucher liegen. Wenn man das ganze Gemüse trocken liegen lässt, dann gibt es braune Stellen und viele Käufer lassen es dann links liegen und man kann es wegen ein, zwei kleinen trockenen Stellen nicht mehr verkaufen.
Ansonsten bräuchte ich selbst das ganze Plastik auch nicht. Die Frage ist aber natürlich wie sich das durchsetzen lässt. Ganz banal muss man ja erst einmal überlegen, dass man das Gemüse zum Beispiel auch irgendwie transportieren muss. Wenn man da viel loses Gemüse oder Obst kauft, dann rollt das einfach durch den Einkaufswagen, weil mit Sicherheit immer genug Leute Beutel vergessen. Da könnte man dann höchstens Plastik komplett verbieten und Stoffbeutel hinlegen und die am besten mit einem höheren Preis versehen um die Verbraucher dazu zu erziehen, sich vorher Gedanken zu machen, was sie kaufen wollen und dann genug Beutel mitnehmen.
Das klingt nach blindem Aktionismus, denn in bestimmten Bereichen des Einzelhandels wird man nicht ohne Tüten auskommen und Papiertüten sind leider nicht umweltfreundlicher als Plastiktüten, auch wenn man das denken könnte. Deshalb müsste erst mal eine umweltfreundliche Alternative zur Plastiktüte her bevor man sich mit einem flächendeckenden Verbot beschäftigen kann.
Und ja, das wirkliche Problem sind nicht die Tüten, die man bekommt damit man nicht mit einem Arm voller Klamotten durch die Fußgängerzone laufen muss, sondern diese dünnen Tüten aus der Obst- und Gemüseabteilung. Denn während die große Plastiktüte aus dem Bekleidungsgeschäft oft mehrmals verwendet wird landen die dünnen Plastiktüten fast immer direkt im Mülleimer.
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