Ökostrom doch nur eine Lüge?

vom 23.05.2015, 21:24 Uhr

Die letzten Jahre findet ein Umdenken statt, weg vom schmutzigem Kohlestrom, dem verseuchtem Atomstrom und natürlich ist Strom aus Ölkraftwerken auch nicht besonders sauber. Allerdings erscheint mir die Aussage das Ökostrom nur aus "sauberen" Energiequellen gewonnen wird als eine Lüge, wenn man sich einmal ein Speicherbecken anschaut das bei Nacht mit Wasser aus dem Tal gefüllt wird, wird dort vorwiegend billiger Kohle, Gas, Atom oder Ölstrom für benutzt, wenn dann wieder der Tag anbricht wird dieses Wasser durch Turbinen ins Tal geleitet. Ich habe effektiv keinen sauberen Strom produziert, ich habe lediglich schmutzigen Strom gespeichert. Dennoch wird dieser Strom als grüner Strom verkauft. Liege ich hier nun falsch und das ganze ist ganz anders?

» RavenThunder » Beiträge: 1315 » Talkpoints: 11,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Soweit ich weiß zählt der Strom aus Pumpspeicherkraftwerken nicht als Ökostrom. Das von dir beschriebene Prinzip funktioniert etwas anders. Norwegen hat beispielsweise sehr viel Wasserkraftwerke, viele davon sind mit Staubecken. Sie können also auf natürlichem Wege, also ohne aktives Pumpen, Energie speichern. Die Norweger kaufen nachts sehr günstig konventionellen Strom aus Mitteleuropa ein und können dann bei Spitzenlastbedarf teuren Strom verkaufen, indem sie dann einfach ihre Staubecken leeren.

Dazu können sie den verkauften Strom als Ökostrom nach Deutschland verkaufen, während sich in Norwegen wahrscheinlich kein Mensch dafür interessiert, dass ihr Nachtstrom in deutschen Atomkraftwerken produziert wird. In Deutschland kann man so also mehr Ökostrom verkaufen, obwohl effektiv nicht mehr hergestellt wird.

An sich ist das Vorgehen trotzdem sinnvoll, weil man so ja eine effektivere Nutzung des Stroms erreicht. Es wäre ja unsinnig, wenn Norwegen nachts ihre Speicher leert und wir in Deutschland mit unserem Atomstrom wieder Pumpspeicherwerke voll pumpen müssten. Schließlich kann man die Produktion großer Atom- und Kohlekraftwerke nicht einfach nach dem Bedarf anpassen.

Allgemein ist es aber sowieso unsinnig, in Deutschland einen Vertrag bei einem Ökostromanbieter abzuschließen. Denn nach dem EEG muss sowieso der ganze produzierte Ökostrom zu einem Festpreis abgenommen werden, egal ob man ihn später als Ökostrom verkauft oder nicht. Dazu müssen alle Verbraucher die EEG-Umlage zahlen. Wenn man jetzt Ökostrom teurer einkauft, senkt man lediglich die EEG-Umlage für alle anderen Verbraucher, weil sie dann anteilig weniger Ökostrom zahlen müssen. Man erreicht aber keine höhere Produktion von Ökostrom.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich muss dir da leider widersprechen, dass es unsinnig ist in Deutschland einen Vertrag bei einem Ökostromanbieter abzuschließen. Es gibt ja auch in Deutschland produzierten Ökostrom. Wie „grün“ der letztlich ist, hängt auch stark vom eigenen Standort ab und wie viele Menschen dort Ökostrom beziehen.

So kommt ein vermehrt grüner Energiemix an, je mehr Leute an deinem Standort grünen Strom beziehen. Zumal man mit dem Bezug von Ökostrom teilweise auch den Ausbau der erneuerbaren Energien unterstützt. Klar, ein bisschen (Verbraucher-) Transparenz fehlt schon, wie „ökologisch“ das alles wirklich abläuft.

Ökostrom ist für mich persönlich eine schöne Alternative zum normalen Strom und ist höchstens nur minimal teurer. Und da kann man wohl auch vom Anbieter erwarten, dass er einen guten Service hat bin ich der Meinung. Ich persönlich bin vor kurzem zum Ökostromanbieter Wemio gewechselt.

Das Stromprodukt WEMIO stammt von der in Schwerin ansässigen WEMAG AG. Dieser Stromanbieter zeigt ein starkes Engagement im Umweltbereich wie z.B. die Umrüstung von Fahrzeugen auf Elektroantrieb, Speicherkonzepte für Solarstromanlagen oder mit einem Waldaufforstungsprogramm unter Bürgerbeteiligung durch den Verkauf von Waldaktien. Sollte es in Deutschland auf jeden Fall mehr von geben.

» Helena17 » Beiträge: 11 » Talkpoints: 2,93 »



So kommt ein vermehrt grüner Energiemix an, je mehr Leute an deinem Standort grünen Strom beziehen.

Nein, wieso sollte das auch passieren? Das EEG zwingt Stromanbieter, Ökostrom abzunehmen. Daran ändert sich nichts, wenn sich mehr Kunden für einen Oköstromanbieter entscheiden. Es verschiebt lediglich das Verhältnis, indem konventionelle Stromanbieter entsprechend weniger Ökostrom abnehmen müssen.

Zumal man mit dem Bezug von Ökostrom teilweise auch den Ausbau der erneuerbaren Energien unterstützt.

Nein, das tut man nicht automatisch. Vielleicht investiert der Ökostromanbieter seinen Gewinn auch in den Ausbau alternativen Energien. Wahrscheinlich aber nicht. Er nimmt einfach den auf den Markt verfügbaren Strom ab. Und wenn man Pech hat, rechnet sich der Anbieter das ganze noch schön, indem er zum Beispiel Wasserkraft aus Norwegen kauft. Das passiert natürlich nur auf dem Papier. Letztendlich bekommt ja jeder Verbraucher den gleichen Strommix.

Dieser Stromanbieter zeigt ein starkes Engagement im Umweltbereich wie z.B. die Umrüstung von Fahrzeugen auf Elektroantrieb, Speicherkonzepte für Solarstromanlagen oder mit einem Waldaufforstungsprogramm unter Bürgerbeteiligung durch den Verkauf von Waldaktien.

Natürlich muss ein Unternehmen aber letztendlich auch Geld verdienen. Letztendlich klingt das alles nur nach einem Marketinggag, genauso wie es alle "Ökostromanbieter" machen. Und du machst für den Anbieter ganz offensichtlich Werbung.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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