Nur spenden, um sein schlechtes Gewissen zu erleichtern?

vom 23.09.2015, 16:49 Uhr

Eine Verwandte von mir spendet regelmäßig, wobei das sowohl Blut, als auch Geld betrifft. Sie meinte, dass sie dabei aber nicht einmal so sehr an die Menschen denkt, denen sie damit hilft. Stattdessen spendet sie in erster Linie nur, um ihr Gewissen zu erleichtern.

Sie gestand selbst, dass sie immer ein schlechtes Gewissen hätte, wenn sie sehen würde, wie schlecht es anderen Menschen geht und sie könnte dann auch nicht so frei und unbekümmert leben, wenn sie das im Hinterkopf hätte. Wenn sie spenden würde, hätte sie dieses schlechte Gewissen nicht und ihr würde es damit viel besser gehen.

Würde es für euch in Frage kommen, nur deshalb zu spenden, um euch selbst besser zu fühlen? Denkt ihr, dass die meisten Menschen nur deshalb spenden, weil sie sich selbst besser fühlen wollen, wobei der Gedanke, dass es anderen Menschen damit besser geht, nur zweitrangig ist?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich persönlich spende nicht um mich besser zu fühlen oder um mein Gewissen zu erleichtern, sondern um den Menschen zu helfen. Ich spende nicht regelmäßig, sondern nur, wenn ich mich ausreichend informiert habe und es für sinnvoll halte. Meiner Meinung nach spenden aber viele Menschen nur um ihr Gewissen zu erleichtern, insbesondere wohlhabendere Menschen spenden aus diesem Grund.

» Dani0710 » Beiträge: 47 » Talkpoints: 7,90 »


Ich denke schon, dass das bei einigen Menschen so ist. Es gibt viele Menschen die sehr viel Geld verdienen, ohne das sie wirklich dafür arbeiten müssen. Sie haben dann einfach eine Firma oder so geerbt und die Mitarbeiter in den Unternehmen werden ausgebeutet. Die Zulieferfirmen in Asien arbeiten unter unmenschlichen Bedingungen. Da kann man sich schon vorstellen, dass jemand ein schlechtes Gewissen bekommt und auf einmal unbedingt spenden will.

Das kann aber alle in Deutschland betreffen. Schließlich gründet der Erfolg einer Industrienation nicht zuletzt in der Ausbeutung anderer Länder. Deswegen sind auch wir Schuld daran, dass es Afrika und Asien teilweise sehr schlecht geht. Spenden beruhigen das Gewissen, ändern an der Lage aber doch kaum etwas.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ehrlich gesagt halte ich es sogar für die Haupt-Antriebsfeder des menschlichen Verhaltens, dass man sich hinterher in irgendeiner Form besser fühlt. Kaum jemand spendet schließlich aus lauter Menschenfreundlichkeit, ohne einen Gedanken an die eigene Gesundheit, beispielsweise einem Fremden eine Niere, sondern beschränkt sich auf Geld- oder Sachspenden, die anderen Leuten im Idealfall helfen, und einem selber definitiv nicht weh tun. Weswegen sonst würde man einem Obdachlosen die stattliche Summe von 50 Cent in den Hut werfen oder Ähnliches, wenn nicht, um sein Gewissen angesichts der Tatsache, dass der Kaffee vorhin schon 3,50 Euro gekostet hat, zu erleichtern?

Ich selber spende, wenn ich so darüber nachdenke, jedoch weniger aus schlechtem Gewissen denn aus einem Bedürfnis heraus, meinen Überfluss mit anderen zu teilen, die definitiv schlechter gestellt sind als ich. Deswegen habe ich mir einen "guten Zweck" gefunden, der mir vertrauenswürdig erscheint und natürlich gefalle ich mir in der Vorstellung, dass dank meiner Spende wenigstens ein paar Frauen im ländlichen Indien eine Möglichkeit haben, sich ein eigenes Leben aufzubauen und nicht nur Kinder zu kriegen, während der arrangierte Ehemann das wenige Geld versäuft und die Familie prügelt. Aber ich kann nicht sagen, dass ich ein schlechtes Gewissen habe, nicht im ländlichen Indien zu leben. Das wäre ja auch völlig unlogisch.

» Gerbera » Beiträge: 11315 » Talkpoints: 48,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich denke auch, das die meisten Menschen tatsächlich nur spenden, um ihr eigenes Gewissen zu beruhigen und sich damit sozusagen freikaufen für das vermeintlich bessere Leben, was sie führen.

Selber spende ich relativ wenig und wenn ich spende, dann geht mein Geld auch nicht an bestimmte Menschen oder arme Gegenden, sondern an Institutionen, wie zum Beispiel die deutsche Seenotrettung. Dort riskieren Menschen ihr Leben um anderen Menschen in Gefahr zu helfen, egal bei welcher Witterung und die Seenotrettung finanziert sich leider zum Großteil aus Spendengeldern und ich spende, weil ich damit den Einsatz unterstützen und auch ein wenig honorieren möchte, das es Menschen gibt, die ihr Leben riskieren, um andere Leben zu retten. Ich fühle mich dabei auch nicht als Gönner oder ähnliches, sondern investiere einfach nur in eine sehr wertvolle und nützliche Institution.

» StarChild » Beiträge: 1405 » Talkpoints: 36,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich spende nicht um mein Gewissen in einer Form zu erleichtern. Geldspenden gibt es bei mir nicht, denn die meisten Organisationen verbraten davon nicht gerade wenig für ihre Verwaltung was einfach nicht notwendig ist. Bei anderen kann der genaue Zweck gar nicht benannt werden. "Arme Menschen in Afrika" ist ein solches Beispiel. Weder Region noch die genaue Gruppe wird benannt, wann gilt man als Arm in deren Augen und wann nicht?

Ich spende nur Blut. Das ganze mache ich schon sehr lange, anfangs aus finanziellen Gründen als es das noch gab, inzwischen aber aus der Tatsache heraus, dass ich auch schon Blutspenden empfangen habe und weiß wie wichtig das ganze Thema ist. Zudem ich auch eine der seltenen Blutgruppen habe die ohnehin immer rar gesät sind und man wenige Spender hat. Mir geht dabei auch nichts verloren, Blut wird nach produziert und die Zeit die ich dafür aufwende, bekomme ich von meinem Arbeitgeber "vergütet" der mich dafür frei stellt bei voller Bezahlung.

Dort ist mir der Zweck aber auch direkt klar und kann mir benannt werden. Mir wird zwar nicht gesagt, dass Frau Müller meine Blutspende dann empfängt die gerade einen Unfall hatte und entsprechend ausgeblutet ist. Aber generell weiß ich was damit angefangen wird auch wenn die Organisationen damit auch nicht gerade wenig Umsatz und auch Gewinn generieren. Fraglich ist für mich dann eher, was mit dem erwirtschafteten Geld hinterher angefangen wird was aus meiner Spende resultiert, denn das kann ich wieder nicht nachvollziehen und fließt in irgend welche dunklen Ecken.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich gebe offen und ehrlich zu, dass ich in dieser Hinsicht sehr egoistisch veranlagt bin. Also Obdachlosen oder Bettlern auf der Straße spende ich überhaupt nicht, auch nicht irgendwelchen Musikanten in der Innenstadt oder so. Ich spende auch kein Geld an irgendwelche Hilfsorganisationen, weil mir der "Beweis" fehlt, dass das Geld auch tatsächlich bei den Bedürftigen ankommt und nicht von der Verwaltung aufgefressen wird.

Ich spende ab und an Blut in der örtlichen Uniklinik. Das habe ich am Anfang ausschließlich für das Geld gemacht, was ich dafür bekommen habe. Mittlerweile bekomme ich zwar immer noch Geld dafür, aber ich weiß die Vorzüge der Gesundheitsversorgung zu schätzen. Denn ich weiß ja, dass das Blut vorher gründlichst untersucht wird und dass ich über geringste Abweichungen meiner Werte informiert werde. Das ist eine bessere Analyse als jeder Hausarzt liefern könnte, weil sie einfach gründlicher und gewissenhafter ist und nicht nur bei Verdachtsdiagnosen gemacht wird, sondern grundsätzlich.

Ich habe schon mal einen Brief bekommen, in dem eben stand, dass meine Blutwerte abweichen und dass ich bitte zur Kontrolle kommen soll, was ich dann auch gemacht habe. Ich finde es sehr gut, dass man so eben direkt informiert wird, wenn auch nur der Verdacht besteht, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte und diesen Luxus gönne ich mir eben und das ist mir inzwischen auch sehr wichtig geworden. Das Geld ist eher ein Nebenaspekt und es ist auch ein Nebenaspekt, dass ich damit eben indirekt Menschen helfe, die selbst mal Blutkonserven benötigen. Es wäre aber gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich nur deswegen spende, um eben Gutes (für andere) zu tun. Ich denke einfach, dass es besser für meine Gesundheit ist, wenn ich regelmäßig spenden gehe.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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