Nur noch selbstgenähte Kleidung tragen?
Viele Instagramer und Youtuber haben eine Challenge angefangen, bei der sie für einen gewissen Zeitraum nur noch selbstgenähte Kleidung tragen und dementsprechend für diese Zeit auch keine neue Kleidung nachkaufen. Wenn etwas kaputt geht, wird es geflickt oder wenn man etwas Neues braucht, wird es selbst genäht.
Ich finde die Vorstellung ganz schön, dass man irgendwann fast nur noch selbstgenähte Kleider im Schrank hat. Ich kann aber leider nicht so gut nähen, dass mir das Spaß machen würde. Wenn ich aber gut nähen könnte und meine selbstgenähte Kleidung wie vom Schneider aussähe, würde ich die Challenge wahrscheinlich auch mitmachen. Wie findet ihr die Idee, sich alles selbst zu nähen und habt ihr schon mal eure Kleidung komplett selbstgenäht?
Natürlich ist es ein schöner Gedanke, aber ich glaube das spricht einiges dagegen, dass es so kommen wird oder das auch nur ein Bruchteil der Menschen das längerfristig umsetzen.
- Nicht umsonst gibt es einen Ausbildungsberuf, der sich Schneider nennt, ich bezweifle das man in der Lage ist an diese Leistung fachlich anzuschließen, wenn man beruflich aus einem anderen Bereich kommt.
- Viele Menschen tragen Arbeitskleidung. Zum einen vorgeschriebene Sicherheitskleidung, wo man Brennbarkeitsklassen von Stoffen einhalten muss, Stabilität/Schnittfestigkeit und oftmals eben auch Dinge wie Farbe etc. Aber wenn man diesen Bereich mal ausschließt gibt es auch die Art von "Arbeitskleidung", wo eben in Büros, Kanzleien etc. Stoffhose, Bluse und Blazer erwartet wird, auch da bin ich nicht sicher, ob und wie man dies selbst nähen kann.
- Auch wenn man das Projekt selbstgenähte Kleidung mag und umsetzt, vermute ich das man bei seinen Mitmenschen nicht in allen Lebensbereichen auf Verständnis stoßen wird, evtl. droht sogar Ausgrenzung. Das könnte ich mir auch bei Kindern vorstellen, wenn sie eben nicht mehr die normale, gewohnte Kleidung tragen, sondern "anders aussehen", ggf. reicht es auch schon, wenn ein Elternteil ungewohnte Kleidung trägt und andere Kinder dies mitbekommen.
- Auch bei Sportkleidung ist das selbst nähen bestimmt schwierig umzusetzen.
Dazu kommen Punkte wie
- die fehlende Zeit in einer immer hektischeren Welt
- Anschaffungskosten von Nähmaschine usw.
- Materialien, die dann trotzdem online gekauft werden müssen, weil die wenigsten Städte noch große Geschäfte mit diversen Stoffen, Knöpfen, Garnen etc. haben
Ich denke, dass diese Challange eine gute Idee ist, um zumindest ein paar Leute wachzurütteln was den Konsum etc. angeht, aber sie ist einige Schritte zu weit.
Ich persönlich finde, dass man mehr Leute erreichen würde, wenn man einfache nützliche Tipps zum Wiederverwenden von alten Sachen zeigen würde. Sei es ein schlichtes T-Shirt aufzupeppen, eine kaputte Hose umzugestalten, Schuhe, die aus der Mode sind zu verändern, aus alter Bettwäsche Kinder Tipi Zelte zu bauen, alte Geschirrhandtücher als Lappen zu benutzen usw.
Denn mal abgesehen von Kleidung gibt es zig Bereiche, in denen es Trends zum Selbermachen gibt. Im Beispiel von Zero Waste machen einige Ihr Waschmittel etc. selbst., es wird wieder mehr gekocht und selbst das eigene anpflanzen von Obst und Gemüse ist wieder weiterverbreitet.
Diese Entwicklung finde ich gut und das sollte allgemein gefördert werden, wenn jeder ein bisschen drauf achtet, alternativen zu Produkten aus Plastik angeboten werden und jeder etwas findet was Ihm persönlich daran auch Spaß macht, ich denke dann ist der richtige Weg eingeschlagen.
Die Frage ist natürlich auf Menschen bezogen, die gern nähen und sowieso gern selbstgemachte Kleidung tragen. Und nicht an die gesamte Menschheit, ob generell alle alles selbst nähen sollten. Es ist ja vollkommen klar, dass die meisten Menschen sich aus Zeitgründen oder weil sie es nicht können oder wollen, nicht alles selbst nähen können. Des Weiteren ist natürlich auch klar, dass man sich nicht seine eigene Uniform oder Arbeitskleidung nähen kann. Von Schuhen ganz zu schweigen.
Zu behaupten, dass nur ein gelernter Schneider schöne Kleidung nähen kann, ist auch falsch. Wieso sollte ein Mensch, der nicht Schneider ist nicht perfekt nähen können? Die meiste Kleidung, die bei uns verkauft wird, kommt aus ärmlichen Ländern. Selbst die Markenkleidung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine arme Arbeiterin in Singapur oder Indien vorher eine Ausbildung gemacht hat. Vor einigen Jahrzehnten war es auch in Deutschland ganz normal, dass man sich vieles selbst näht, auch ohne Ausbildung.
Dass Kinder gehänselt werden oder Menschen komisch angeschaut werden, weil sie selbstgenähte Kleidung tragen, kommt mir auch sehr an den Haaren herbei gezogen vor. Wenn das Kleidungsstück so gut genäht wurde, dass man nicht erkennt ob es gekauft oder selbstgemacht ist, wer soll einen dann blöd angucken? Heute zu Tage nähen viele Eltern oder Großeltern ihren Kindern selbst Kleidung. Das kommt eher gut an, als schlecht. Dass Kinder geärgert werden, weil sie keine Markensachen tragen, kommt immer wieder vor. Auch wenn die Kleidung nicht selbstgenäht ist. Da sollten die Eltern ihren Kindern vielleicht ein Paar bessere Werte vermitteln. Ich habe als Kind auch kaum Markenkleidung getragen und wurde nicht geärgert.
Es gibt ja jede Menge Challenges und diese ist doch durchaus mal sinnvoll. So kann man durchaus eigene Fähigkeiten verbessern, Anreize bekommen etwas zu machen, auch nicht immer nur neu zu kaufen. Es schadet ja auch keinem und so finde ich es gar nicht schlimm, wenn man sich daran probiert. Eine Freundin von mir macht ihre Kleidung auch selber und hat das auch nicht gelernt, dennoch könnte sie wahrscheinlich gut davon leben, wenn sie die Sachen verkaufen würde oder ihre Dienste anbieten würde. Man muss also nicht Schneider gelernt haben um das gut zu können.
Da ich wie die meisten Menschen in unseren Breiten einen sehr gut gefüllten Kleiderschrank habe und eigentlich nichts neues brauche wäre es natürlich möglich ein Jahr oder so auf den Kauf von fertiger Kleidung zu verzichten und nur noch Sachen selber zu nähen.
Nähen ist aber ein eher teures Hobby und außerdem recht zeitintensiv. Ich habe zum Beispiel mal drei Monate lang an einem Wintermantel gearbeitet. Erst mal musste ich das Schnittmuster an meine Maße anpassen, denn wenn ich schon selber nähen dann muss das Ergebnis auch maßgeschneidert sein und wie angegossen passen. Dann kam das Probestück, um zu sehen ob alles so funktioniert wie gedacht, bevor ich die Schere an die teuren Stoffe ansetze, ein paar kleinere Änderungen am Muster und am Probestück und erst dann ging es richtig lost mit dem Mantel.
So etwas kann man wirklich nur machen wenn man eigentlich keinen neuen Wintermantel braucht und das Projekt einfach nur aus Spaß am Handwerk startet. Und das gleiche gilt für die Kosten. Ich habe mal meine Jerseyreste in Unterwäsche verwandelt und für den Preis der Wäschegummis hätte ich mir auch problemlos fertige Unterwäsche kaufen können.
Ich halte ja eigentlich überhaupt nichts davon, dass jeder Mist direkt zur "Challenge" erklärt wird. Aber hier ist die Grundidee nicht verkehrt. Man setzt sich mit den eigenen Konsumgewohnheiten auseinander und lernt, wie viel Arbeit in einem Kleidungsstück steckt. Und spätestens wenn man mal 10 Euro für einen Meter Baumwolljersey bezahlt hat merkt man, wie unrealistisch 3 Euro für ein T-Shirt sind und kann sich denken, wer den Preis dafür bezahlen muss.
Ich denke auch, dass Zeit eine große Rolle dabei spielt. Die meisten Kleidungsstücke hat man nicht gerade mal schnell zusammen genäht und es erfordert ja auch noch eine gewisse Vorbereitung. Ich denke, dass man durchaus umsetzen kann, nur selbst genähte Kleidung zu tragen, wenn man schon einige Jahr näht und auch dementsprechend Kleidung im Schrank hat.
Bei mir ist es so, dass ich erst vor einem Jahr angefangen habe zu nähe und da noch recht langsam bin. Ich muss die Schritte immer noch recht genau überlegen und möchte dann natürlich auch sorgfältig arbeiten. So brauche ich eben schon etwas Zeit, bis ich ein Kleidungsstück dann fertig habe. Das dauert so natürlich, bis man dann ein paar Kleidungsstücke im Schrank hat. Aber ich kenne einige Näherinnen, die schon eine richtige Garderobe zusammen haben und deren Schrankinhalt zu einem großen Teil aus den selbst genähten Stücken besteht.
Ich beneide Leute, die gut nähen können. Es ist ein Luxus, maßgeschneiderte Kleidung zu tragen, die man sich sonst nicht leisten kann. Ich habe oft Schwierigkeiten, schöne Kleidung zu kaufen, da ich ein ausgeprägtes Hohlkreuz habe und die meisten Hosen nicht richtig sitzen. Und wenn einmal etwas passt, stehen mir die Farben nicht. Ich bin ein ausgeprägter Herbsttyp mit sommersprossiger Haut. Daher stehen mir nicht sehr viele Farben.
Wenn ich nähen könnte, würde ich an diesem Challenge ganz bestimmt teilnehmen, weil es gleichermaßen Spaß macht und einen Sinn ergibt. Außerdem kann man durch selbstgenähte Kleidung unter Umständen viel Geld sparen, wenn man die Stoffe günstig kauft, wie etwa Restposten oder sonstige Sonderangebote.
Meine Mutter konnte gut nähen und stricken. Bis auf Unterwäsche habe ich bis noch ins Erwachsenenleben hinein fast nur selbst genähte Kleidung getragen, auch Übergangsmäntel, Wildlederhosen, Jeanshosen und Spitzenblusen. Selbst mein Brautkleid war maßgeschneidert. Ich war immer nach der neuesten Mode gekleidet und wurde beileibe nicht ausgelacht. Das Gegenteil war der Fall.
Die Challenge ist eine sehr gute Idee. Vielleicht bringt sie wieder mehr Menschen zum Nähen. Mir fehlt leider das Talent. Das gehört auf jeden Fall auch dazu. Eine Nähmaschine besitzen die meisten Haushalte doch als Grundausstattung. Bei mir reicht es leider nur zum Gardinenändern oder Kissennähen.
Ich würde das gar nicht schaffen, da ich auch nicht besonders gut nähen kann. Außerdem würde ich mich auch in Unkosten stürzen, wenn ich jede Winterjacke, jeden Winterschuh oder auch Pullover anfertigen lasse, da es eben auch nicht günstig ist und man nicht nur das Material, sondern auch die Arbeitszeit und das Können zahlen muss.
Ansonsten finde ich es gut, wenn man Klamotten repariert oder einfach aufwertet. Wenn man zum Beispiel eine Jeans in Used-Optik mit Löchern haben will, kann man sie selbst mit der zehnten blaue Jeans aus dem Kleiderschrank machen. So kauft man nicht etwas Neues, hat aber etwas selbstgemachtes, was auch im Trend liegt.
Wahrscheinlich können Laien auch ihre Kleidung aufpeppen, indem sie zum Beispiel ein Cut-Out in Oberteile schneiden oder eben auch Muster mit einer Schere reinschneiden, die am Ende zusammengeknotet oder geflochten werden. Es gibt viele DIY-Anleitungen im Internet, so etwas kann man machen und dann braucht man auch nicht Shirt Nummer 100 im Schrank.
Selbst wenn ich gut nähen könnte, wäre das gar nichts für mich. Erstens ist Nähen unglaublich zeitaufwändig. Aber abgesehen davon kann es auch ganz schön teuer sein. Ich kenne mich nur ein wenig mit Stricken aus, aber Wolle ist echt ganz schön teuer. Ein selbstgestrickter Schal kostet mich doppelt so viel wie einer, den ich zum Beispiel bei H&M kaufen könnte. Wenn es sich mit anderen Stoffen ähnlich verhält, wovon ich ausgehe, würde ich auf jeden Fall nicht alles selbst nähen wollen. Die Idee, kaputte Kleidung mal zu flicken, finde ich aber gut.
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