Nur kaufen, was man mindestens zehn Jahre trägt?

vom 16.07.2017, 15:02 Uhr

In einem Tipp für bewusstes Einkaufen von Kleidung hörte ich die Aussage, man sollte nur noch die Stücke kaufen, von denen man wüsste, sie auch in zehn oder sogar zwanzig (!) Jahren noch tragen zu wollen. Für mich das ist ein schönes Ideal, aber kein realistisch anzustrebendes Ziel. Ich selbst, mein Leben, die Mode und die Figur sind in meinen Augen viel zu veränderlicher, um mich auf solche Zeiträume festzulegen.

Ich habe zwar auch Dinge, die zwischen fünf und acht oder gar mehr Jahren alt sind, aber das ist nicht der überwiegende Teil. In dem gleichen Atemzug wurde gesagt, nur noch zu kaufen, wenn die Qualität so hoch ist, dass die Kleidung mindestens 50 Wäschen übersteht. Mal davon abgesehen, dass man das im Vorfeld doch oft noch gar nicht einschätzen kann, wäre das ja in zwanzig Jahren eine Häufigkeit des Tragens von 2-3 Mal im Jahr. Erscheint mir auch sehr unrealistisch, vor allem, wenn man nur eine reduzierte Garderobe hat und der Grundpfeiler der Ratschläge sich um Minimalismus gründet.

Kann das ein erstrebenswertes Ziel sein? Ist der Druck nicht viel zu hoch, so hohe Maßstäbe anzusetzen? Kann man so etwas ernst nehmen oder ist es nur eine Richtlinie im Sinne von "nachhaltig und langlebig sowie zeitlos"? Setzt jemand sich wirklich zeitliche Mindeststandards beim Kauf von Kleidung?

» Verbena » Beiträge: 4938 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Mir sind solche "Regeln" einfach zu extrem. Die Ideen an sich sind meistens gar nicht so verkehrt, aber irgendwie gibt es dann immer direkt Leute, die es wieder mal total übertreiben müssen. Vielleicht setzen die sich schon unnötig unter Druck, vielleicht geht es auch eher um das "grüne" Image, das man gerne nach außen hin verkörpern möchte.

Ich überlege mir schon, ob ich etwas in mehreren Jahren noch tragen kann wenn ich plane ein Teil aus der gehobenen Preisklasse zu kaufen. Ich würde zum Beispiel keine 250 Euro für eine Jeans ausgeben, die unten auf Knöchellänge einfach abgeschnitten ist. Das ist im Moment total angesagt, klar, aber es ist absehbar, dass der Trend schnell vorbei sein wird. Da sind die 250 Euro besser in einer Basic Jeans angelegt, der man nicht ansieht aus welcher Kollektion sie stammt.

Ich habe aber Spaß an der Mode und ich möchte nicht jeden Trend ignorieren nur weil es ganz offensichtlich ein Trend ist, der eine eher kurze Halbwertszeit hat. Wenn ich Spaß daran habe möchte ich mir auch mal ein schulterfreies Oberteil von H&M oder Zara kaufen ohne dabei ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Die Jeans, die ich dazu trage, ist dafür vielleicht tatsächlich schon zehn Jahre alt. Ich habe glaube ich sogar welche, die noch älter sind, weil ich schon ewig die gleiche Größe trage.

Qualität ist so eine Sache, denn erstens kann man schlecht abschätzen, was wie lange halten wird wenn man nicht vom Fach ist. Ich glaube, dass das nicht mal Textiltechniker wirklich einschätzen können, sonst wären ja die ganzen Belastungstests von Textilien, bei denen ein jahrelanger Gebrauch simuliert wird, unnötig.

Und zweitens ist Haltbarkeit nicht wirklich gleichbedeutend mit Qualität. Diese 100% Polyester Hosen, die gerne als Arbeitskleidung verkauft werden, halten zum Beispiel sehr lange. Die Dinger sehen aber total billig aus, man sieht direkt, dass sie aus Vollplastik sind. Das ist für mich keine gute Qualität.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Also 10 oder 20 Jahre finde ich dann schon sehr extrem. Das würde ja voraussetzen, dass man sich selbst weder vom Geschmack noch von den Maßen her verändert. Über so einen langen Zeitraum aber davon auszugehen, dass man immer dieselbe Kleidergröße und dasselbe Gewicht haben wird finde ich sehr gewagt. Gerade bei den Frauen kommt dann vielleicht eine Schwangerschaft dazwischen und dann passen die Sachen eben nicht mehr bis man die Pfunde wieder runter hat. In der Zeit hängen die Sachen dann im Schrank und passen vielleicht nie wieder, je nachdem wie konsequent man beim Abnehmen ist.

Abgesehen davon kaufe ich überwiegend Kleidung, wo ich eben weiß, dass sie mir lange gefallen wird. Ich kaufe zum Beispiel prinzipiell keine Shirts mit Motiven. Ich mag keine Blumenmuster und auch nicht dieses Tropenpflanzenmuster, was gerade angesagt ist. Mit Flamingo, Kaktus oder Einhorn als Motiv kommt mir auch nichts in die Einkaufstüte und auch nicht in den Kleiderschrank.

Ich investiere lieber mehr in Kleidung, die vergleichsweise zeitlos aussieht und die man auch länger tragen kann als nur eine Saison. Daher könnte man bei mir schon sagen, dass ich meine Sachen sehr lange tragen würde, auch wenn ich nicht garantieren kann, dass meine Figur in 10 oder sogar 20 Jahren unverändert sein wird.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich gehöre auch zu den Menschen, die für gute Qualität und längere Haltbarkeit gerne mal ein wenig mehr investieren, aber 10 bis 20 Jahre erscheinen selbst mir etwas zu hochgegriffen. Zwar fallen mir schon drei oder vier Kleidungsstücke ein, die ich tatsächlich seit 10 oder mehr Jahren besitze und immer noch trage, aber die meisten davon zeigen mittlerweile doch sehr starke Gebrauchsspuren und sind daher eher als Hauskleidung oder für Angelegenheiten geeignet, bei denen man sich dreckig machen oder seine Kleidung schnell beschädigen kann. Bei einem offiziellen Anlass würde ich zumindest in keinem dieser Kleidungsstücke mehr auflaufen.

Es gibt viele Faktoren, die die Brauchbarkeit von Kleidung limitieren. Zum einen verändert sich der Mensch in 10 Jahren nicht unwesentlich. Kinder und Jugendliche wachsen in die Höhe, Erwachsene womöglich in die Breite. Nicht allzu viele bleiben 10 Jahre lang bei einer Kleidergröße. Weiterhin leidet das Material unter Waschgängen, Witterungsverhältnissen, Dehnung und Abnutzung, vor allem wenn die Kleidung wirklich gefällt und entsprechend oft getragen wird. Da passiert es schon mal, dass sich Löcher bilden, Nähte platzen oder Farben auswaschen. Manches kann man reparieren, aber manchmal geht das eben nicht mehr, ohne dass sichtbare Schäden bleiben.

Und nicht zuletzt ändern sich auch die Mode und die Geschmäcker. Was mir heute super gut gefällt, finde ich in 5 Jahren vielleicht einfach nur noch furchtbar. Als ich ein junges Mädchen war, waren Schlaghosen der absolute Renner. Heute wird man ja quasi ausgelacht, wenn man damit auf die Straße geht. Und so ist das mit vielen anderen Dingen auch. Die meisten Kleidungsstücke, die ich aus meinem Schrank verbanne, müssen das Feld räumen, weil sie mir nicht mehr gefallen oder ich sie nicht mehr zeitgemäß finde und nicht weil sie kaputt sind oder nicht mehr passen. Aber ich möchte auch nichts anziehen, in dem ich mich unwohl und lächerlich fühle.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



MaximumEntropy hat geschrieben:Als ich ein junges Mädchen war, waren Schlaghosen der absolute Renner. Heute wird man ja quasi ausgelacht, wenn man damit auf die Straße geht.

Schlaghosen sind seit ein paar Jahren wieder angesagt, nur nicht die Modelle mit dem extrem niedrigen Bund, aus denen in den 90ern das Arschgeweih geblitzt hat. Ist vielleicht noch nicht überall angekommen, aber zumindest bei den Modeleuten sind die ewigen Skinny Jeans inzwischen abgemeldet und es werden alternative Schnitte getragen.

Ich bereue es ein bisschen, dass ich eine gut sitzende Schlaghose abgeschnitten habe statt sie einzulagern. Andererseits hatte ich so schöne Jeansshorts für den Sommer. Oft kann man ja etwas ändern oder anpassen wenn man es im Originalzustand nicht mehr mag oder wenn es nicht mehr passt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich kaufe meine Sachen nicht mit Druck ein und auch nicht auf das Ziel, diese hinterher dann definitiv 10 Jahre zu tragen. Aber das meiste was meinen Kleiderschrank umfasst, kommt auch in dieses Alter mit hinein. Ich gehe aber auch nicht mit der Mode und trage die Fummel die gerade angesagt sind, sondern das was mir gefällt. Und somit spielt ein aktueller Trend ob er In oder Out ist, auch gar keine Rolle für mich und wenn jemand meint damit lachen zu müssen, dann ist das sein Problem und nicht meines. Daran sieht man dann schon wieder, wie Oberflächlich das ist.

Zudem es auch zeitlose Mode gibt, das kleine Schwarze oder der Hosenanzug in neutralen gedeckten Farben geht immer, das ging vor 10 Jahren schon und wird es in 20 Jahren ebenfalls noch tun, zusammen mit einer weißen Bluse und den halbhohen geschlossenen Schuhen. Gleiches auch für Jeans, denn dort verändert sich auch nur hin und wieder mal ein wenig der Schnitt, dass Material bleibt aber ebenfalls gleich. Sprich ich hole mir keine Angesagten Dinge sondern etwas für die breite Masse, ohne aufdringliche Sprüche, ohne Federn und ohne Glitzer und kann das auch noch in 5 Jahren tragen, wenn es gerade mal wieder "In" sein sollte. Bislang hat noch keiner gelacht, einfach weil ich zeitlose Sachen hole und nicht modische Fummel die nur ein Paar Wochen aktuell sind und dann wieder im Karton landen.

Und von der Größe her, bei mir lag ebenfalls eine Schwangerschaft mit dazwischen sowie der Krebs mit Medikamenten die aufgeschwemmt haben und mich auf das doppelte des Gewichtes haben anwachsen lassen als es vorher der Fall war. Die Schwangerschaft selbst war nie das Problem, da wurde es sogar weniger Gewicht und man schafft sich auch neue Sache an wenn man mehr Gewicht hat und auch da kann man dann wieder sagen, dass das 10 Jahre halten kann wenn sich nichts ändert oder man greift auf den Rest zurück, der noch im Schrank liegt und vorher getragen wurde damit man auf die 10 Jahre kommt. Ich habe meine großen Größen die ich für die Zeit hatte, inzwischen abgestoßen und weiter verkauft oder verschenkt und beschränke mich wieder auf meine Auswahl von vorher, die ich in der Zeit nicht entsorgt hatte sondern nur eingelagert. Denn das Mehrgewicht wollte ich nie behalten oder habe mich damit abgefunden.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich finde es schon wichtig, dass man nicht gerade Kleidung kauft, die nach drei Wäschen auseinander fällt, aber dass man sich mit der Kleidung dann auf zehn oder gar zwanzig Jahre festlegen soll, das kann ich nicht so ganz glauben, dass das jemand so macht und sich komplett danach richtet. Sicher kann man das bei festlichen Kleidungsstücken so machen, die man nicht oft trägt.

Davon habe ich auch schon Sachen im Schrank, die älter als zehn Jahre sind. Aber bei Alltagskleidung kann ich mir noch nicht einmal vorstellen, dass die so lange halten soll. Dafür müsste man sie ja wirklich nur sehr selten tragen und so viel Kleidung habe ich nicht, dass das machbar wäre.

Außerdem kann ich eben noch nicht sagen, ob mir meine Kleidung in zehn Jahren noch passt oder ob sich vielleicht auch einfach mein Geschmack verändert hat und ich die Sachen darum nicht mehr trage. Ich halte solche Regeln darum nicht für umsetzbar und würde mir auch nicht bei jedem Kauf überlegen wollen, ob ich das Teil so zehn Jahre halten kann.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



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