Nur gesund kochen, wenn man pleite ist?

vom 08.09.2017, 23:28 Uhr

Ich hatte auch mal Phasen, in denen es finanziell sehr knapp war und in denen ich knapp 200 Euro im Monat für Essen übrig hatte. Mittlerweile verdiene ich anders, kaufe anders, konsumiere etwas anders und bin an sich selten pleite, aber ich weiß auch, wie es sein kann, wenn nicht mehr genug Geld übrig ist.

Damals gab es am Ende des Monats halt öfters Kartoffelgratin oder Nudeln in Tomatensoße, weil man diese Speisen in größeren Mengen zubereiten konnte, die Zutaten günstig waren und man satt wurde. Gesund waren diese Speisen keineswegs, sondern oft viel zu fettig und mächtig. Aber ich habe es überlebt, halbwegs gesund und immer munter. Ich musste halt so handeln, wie es meine Finanzen zugelassen haben.

Es gab zwar auch öfters mal eine Tomate oder ein Blatt Salat dazu, aber teilweise war es schon echt eng und ich würde sagen, dass die ungesunde Kost schon überwogen hat. Fertiggerichte mochte ich nie so wirklich, aber ungesunde Sachen sind teilweise wirklich günstiger als die gesunden Sachen. Man stelle sich vor, ein Fertiggericht kostet teilweise 1,50 Euro. Fünf Bananen kosten teilweise genauso viel, je nach Supermarkt. Aber wer will alleine durch Bananen satt werden.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12582 » Talkpoints: 9,16 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Wibbeldribbel hat geschrieben:Ich hatte auch mal Phasen, in denen es finanziell sehr knapp war und in denen ich knapp 200 Euro im Monat für Essen übrig hatte. [...] Es gab zwar auch öfters mal eine Tomate oder ein Blatt Salat dazu, aber teilweise war es schon echt eng und ich würde sagen, dass die ungesunde Kost schon überwogen hat.

Das habe ich auch so erlebt, nur dass ich etwas weniger als 200 Euro im Monat hatte und damit nicht nur Essen, sondern alles finanzieren musste. Gerade die Bücher für die Uni haben teilweise 90 Euro pro Stück gekostet und wenn man dann innerhalb kurzer Zeit 3 Bücher zu diesem Preis kaufen muss, sieht es schon recht eng aus. Gebraucht gab es die Bücher leider nicht, ich habe damals überall geschaut.

Jeder, der behauptet, dass man trotz knapper Kasse überwiegend gesund und frisch kochen und sich gesund ernähren kann obwohl man so wenig Budget hat, ist entweder grenzenlos naiv oder leidet unter mangelhaften Intelligenz und Wahrnehmungsverzerrung. Jedenfalls fehlen mir für derartige Sprüche jedes Verständnis.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Täubchen hat geschrieben:Jeder, der behauptet, dass man trotz knapper Kasse überwiegend gesund und frisch kochen und sich gesund ernähren kann obwohl man so wenig Budget hat, ist entweder grenzenlos naiv oder leidet unter mangelhaften Intelligenz und Wahrnehmungsverzerrung. Jedenfalls fehlen mir für derartige Sprüche jedes Verständnis.

Warum fehlt dir jedes Verständnis? Gesund und ausgewogen zu essen und die Nahrungsmittel frisch zuzubereiten, das geht auch mit kleinem Budget. Ein Schweinskopf und zwei Pfötchen kosten weniger als 5 Euro. An Tag 1 gibt es das gebratene Hirn mit Brot und Zwiebeln. Tag zwei bietet Kesselfleisch mit Kartoffeln und Sauerkraut, am dritten und vierten Tag gibt es Sülze mit Bratkartoffeln und Salat. Der Rest der Sülze landet in Gläsern, das reicht dann noch mal ziemlich lange. Denn wenn man nur Sülze draus macht, hat man locker 8 Personen dicke satt. Da kostet das warme Essen dann mit allen Zutaten pro Tag ungefähr einen Euro.

Ein einfaches Sodabrot liegt auch deutlich unter einem Euro und reicht für mehrere Tage. Da hat man die Basis für mehrere Mahlzeiten und es ist gesünder und sättigender als Toast. Eine Hühnersuppe aus Hühnerklein und TK-Gemüse liegt bei etwa 50 Cent pro Nase bei vier Portionen, dazu z. B. das günstige Sodabrot und ein Apfel und alles ist gut. Das bleibt dann auch wieder ganz billig und schlägt jede Tütensuppe oder Terrine. Ein Brotsalat mit Mozarella ist billig und geht ganz fix. Eine schnelle reispfanne mit etwas Thunfisch oder einfache Klassiker wie Kartoffelstampf mit Spinat und Ei, Erbsensuppe und so weiter sind auch billig und bei passendem Rezept ausgewogen. Pellkartoffeln mit Quark sind auch fettarm, proteinreich und billig. Da bleibt dann Geld für Obst und Gemüse übrig, was nun einmal teuer ist. Das geht durchaus.

» cooper75 » Beiträge: 13375 » Talkpoints: 509,11 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich hatte im Studium schon Zeiten, in denen mein Menü aus Spaghetti mit Ketchup und Toast mit Nutella bestand und sonst nichts, weil ich zu Beginn des Semesters sehr viele Ausgaben auf einmal hatte und meine Eltern nicht nach Geld fragen wollte.

Ich hätte damals kein Geld gehabt um irgendwelche tierischen Produkte zu kaufen, die nebenbei bemerkt auch nicht jeder essen möchte. Ich hatte Ketchup, Nutella und Butter im Kühlschrank und Spaghetti und Toast habe ich für einen Euro bei Aldi besorgt. Die "gesunde" Variante gab es dann, wenn ich noch 50 Cent für den Rahmspinat zu den Spaghetti übrig hatte.

Aber um zum eigentlichen Thema zurück zu kommen - ich glaube, dass der Unterschied zwischen mir und dieser Bekannten ist, dass ich sehr gerne koche und das Hobby mit meinem Partner teile. Wenn sie mehr Geld zur Verfügung hätte würde sie wahrscheinlich gar nicht mehr selber kochen sondern nur noch bestellen. Bei mir würde sich nichts ändern, weil es mir wirklich Spaß macht in der Küche zu stehen und weil ich dort eines meiner Hobbys ausleben kann.

Wir sparen beim Essen eigentlich gar nicht, auch nicht am Ende des Monats. Ich kaufe mir lieber ein hochwertiges, regionales Produkt als den zwanzigsten Nagellack oder das fünfzigste Fast Fashion Teil. Ich ernähre mich recht ausgewogen und wahrscheinlich kann man meinen Lebensstil schon als "gesund" bezeichnen, aber ich sehe das nicht so verbissen. Wenn wir Lust auf einen Serienabend mit Pizza haben dann wird auch mal der Pizzaservice angerufen und zum Nachtisch gibt es noch eine Runde Eis.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich habe damals auch viel meinen Brotbackautomaten benutzt. So haben wir da auch schon mal etwas gespart. Wir hatten frisches Brot und verschiedene Sorten und dies kostete in der Herstellung eben nur ein paar Cent. Und was Cooper schreibt, habe ich so ähnlich gemacht. Nun nicht gerade mit Schweinekopf oder so etwas, aber eben Essen weiter verwertet und am nächsten Tag noch etwas neues daraus gekocht. Als einem Brathähnchen kann man anschließend noch Hühnerfrikassee herstellen, um da eben mal ein Beispiel zu nennen.

Ich will nicht sagen, dass es immer nur gesundes Essen gab. Natürlich hatten wir auch mal Lust auf Pommes und Schnitzel mit Salat. Das gab es dann zwischendurch natürlich auch. Aber ich will eben sagen, dass ich auf Obst und Gemüse in der Zeit nicht verzichten musste. Oftmals haben auch manche Supermärkte abends oder zum Wochenende hin viel Obst und Gemüse reduziert, da kann man dann auch günstiger einkaufen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


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