Nur Freunde innerhalb der Verwandtschaft haben?
Es gab eine Zeit in meinem Leben, in der meine Cousine meine beste Freundin war. Wir hatten sehr viel miteinander unternommen und uns oft gesehen. Dass ich da kaum andere Freunde hatte, war mir völlig egal, wobei mir das da auch nie so bewusst war. Immerhin hatte ich ja eine beste Freundin, mit der ich mich super verstanden habe.
Ich finde es nun gar nicht so schlimm, wenn man nur Familienangehörige als Freunde hat. Ich habe eine Kommilitonin, die auch selbst mal meinte, dass sie gar keine Freunde außerhalb ihrer Verwandtschaft hätte, was sie selbst aber gar nicht schlimm finden würde. Sie hätte Schwestern und Cousinen, mit denen sie ständig etwas machen würde, so dass sie eben keine anderen Freunde bräuchte.
Kennt ihr es auch von euch so, dass ihr nur Freunde innerhalb der Verwandtschaft habt? Findet ihr das praktisch, da das Verhältnis so vielleicht inniger ist? Oder denkt ihr, dass das eher problematisch werden könnte?
Ich hatte doch lieber Freundschaften außerhalb der Familie und der Verwandtschaft. Es ist einfach so, dass man mit Menschen die nicht zur Familie gehören anders umgeht als wenn dieser doch irgendwie mit einem Verwandt ist. Ich könnte mir das auch nicht vorstellen, dass ich meine Geheimnisse und alles weitere nur mit Verwandten am teilen bin und keine "richtige" Freundschaft außerhalb der eigenen vier Wände habe.
Ich kann mir schon vorstellen, dass wenn man sich regelmäßig sieht auch ein inniges Verhältnis hat. Das kann aber auch bei einer fremden Person außerhalb der Familie der Fall sein und somit sehe ich das nicht als reines Zeichen nur für die Familie. Aber dort kennt man doch mehr interne Sachen über das Familienleben, was man so einer anderen Person nicht erzählen würde z.B. das es Zuhause nicht ganz Rund läuft, es immer Streit wegen diesem und jenem gibt. Das weiß diese Person dann alles schon und mir wäre davon einiges von unangenehm.
Ich finde Freundschaften außerhalb der Familie auch viel sinnvoller. Das liegt aber eher daran, weil man so viel ungestörter über alles reden kann. Ich beziehe das mal auf dein Beispiel mit deiner Cousine. Nehmen wir an, deine Cousine regt sich über ihren Vater, also deinen Onkel auf und erzählt wirklich private und für ihn unangenehme Details.
Könntest du deinem Onkel dann noch neutral begegnen? Wärst du dann nicht vorbelastet? Durch die Freundschaft mit deiner Cousine wärst du ja mehr oder weniger eher auf ihrer Seite und nicht auf der Seite ihrer Geschwister oder Eltern. Du bist dann emotional zu sehr involviert und wirst dann auch parteiisch. Das kann gerade bei Familientreffen ziemlich problematisch werden.
Ich finde es durchaus nicht verwerflich, wenn man nur innerhalb der Verwandtschaften Freunde hat und Freundschaften pflegt, allerdings sollte man bedenken, dass es auch außerhalb der Familie interessante Menschen gibt, mit denen es sich lohnt mal den Kontakt zu festigen. Menschen, die nur in der Verwandtschaft Freunde haben, sind oft anderen außerhalb der Familie sehr verschlossen und zurückgezogen, was ich persönlich sehr schade finde.
Bei mir verhielt es sich eher so, dass ich meine Familie meist nur an Feiertagen oder Geburtstagen gesehen habe und auch nur oberflächlich zu tun hatte. Dadurch, dass ich und meine Cousine vor einigen Jahren fast zeitgleich schwanger geworden sind, entdeckten wir durch intensive Gespräche, die wir deswegen geführt haben, wie ähnlich wir uns eigentlich sind. Seitdem verstehen wir uns super gut und treffen uns auch privat, mittlerweile auch mit unseren Kindern.
Trotzdem finde ich es wichtig, auch außerhalb der Familie Freunde zu haben, um auch andere Sichtweisen zu bekommen.
Allerdings verstehe ich Täubchen nicht so recht. Kann sein, dass man durch intensive Gespräche vorbelastet und auch emotional zu sehr involviert wäre, allerdings kann ich von mir aus sagen, dass ich Erwachsen bin und dementsprechend auch Erwachsen mit solchen Problemen umgehen kann, wie du sie beschreibst. Diese Kompetenz sollte jeder Heranwachsende mit der Zeit im optimalen Fall entwickelt haben.
Ich bin mit einer meiner Cousinen auch befreundet, aber da wir ziemlich weit voneinander entfernt wohnen, ist es nicht so einfach und wir können uns eben auch nicht mal eben einfach so treffen und etwas gemeinsam unternehmen. Wenn man viel Verwandtschaft hat und diese Menschen eben auch in der Nähe wohnen, dann kann ich es mir schon vorstellen, dass manche Menschen nur innerhalb der Verwandtschaft Freunde haben. Aber ich finde es auch schön, mit anderen Menschen befreundet zu sein, die ich aus der Schule oder so kenne.
Ich habe schon Verwandte, mit denen ich mich sehr gut verstehe und eine Freundschaft pflege, aber ich fände das schon extrem einschränkend wenn das meine einzigen Freunde wären. Ich möchte interessante Menschen in meinem Umfeld haben, die ganz verschiedenen Hintergründe haben, das findet man in der eigenen Familie nur eingeschränkt.
Man kann außerdem bei gewissen Dingen einfach nicht so offen wie mit anderen Freunden sein, weil man immer im Hinterkopf haben muss, dass etwas ja bei den Eltern landen könnte, was man von sich aus nicht erzählt hätte. Es kann ja auch ohne böse Absicht mal passieren, dass sich jemand verplappert.
Man benimmt sich in der Regel in verschiedenen Gruppen anders. Weswegen man sich in der Familie eigentlich anders verhält und nicht ganz so locker sein kann wie unter Freunden, einfach aus dem Grund, weil man vor seiner Familie eher anständig sein möchte. Für mich würde es nicht unbedingt in Frage kommen, dass ich meiner Familie Geheimnisse erzähle, dafür habe ich lieber Freunde.
Ich war auch lange Zeit ein Herz und eine Seele mit meinem Cousin, aber gerade in der Pubertät hat sich das doch sehr auseinandergelebt, sicherlich auch, weil man sich keine Geheimnisse, keine vertrauten Dinge mehr erzählen wollte. Ich vertraue ihm letztendlich immer noch blind und habe das damals genossen, aber ein Freund ist für mich immer außerhalb der Familie zu finden.
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