Nur essen, um Hunger zu stillen und kein wirklicher Genuss?
Ich habe einen Bekannten, der behauptet, nur zu essen, um eben seinen Hunger zu stillen. Er hat verspürt keinen wirklichen Genuss beim Essen, so dass er auch nur dann in Restaurants geht, wenn es gerade nicht anders geht. Ansonsten spart er sich das Geld lieber.
Auch zu Hause isst er wohl mehr oder weniger immer das gleiche und bereitet sich das gleiche zum Essen zu. Nach neuen Produkten soll er kaum schauen, weil ihn das nicht so richtig interessiert. Zwar mag er einige Speisen mehr als andere, aber allgemein interessiert ihn das Thema Essen nicht so sehr und er isst eben nur, weil er es muss.
Ich kann das in keiner Weise nachempfinden, wenn ich ehrlich bin. Ich liebe Essen und ich will ständig was Neues probieren. Für mich ist Essen meistens mit Genuss verbunden. Ich esse zwar meistens auch nur dann, wenn ich Hunger habe, aber ich sehe das dann nicht allein als Stillen eines Bedürfnisses an. Könnt ihr diese Sichtweise nachvollziehen?
Ich finde das interessant. Hat er denn irgendein Problem mit den Geschmacksnerven oder so etwas? Dann könnte ich es auf jeden Fall nachvollziehen, dass man das Essen nicht wirklich genießt, sondern nur deswegen isst, weil es eben sein muss. Aber sonst kann ich das so gar nicht nachvollziehen, wenn ich ehrlich bin.
Ich esse sehr gerne und viele Dinge mag ich eben auch gerne und wenn ich diese esse, dann ist das natürlich auch ein Genuss für mich. Aber so schlecht ist das sicher auch gar nicht, wenn man nicht aus Genuss isst, sondern nur, weil es eben sein muss. Ich würde vermuten, dass es einem dann auch leichter fällt, sich gesünder zu ernähren.
Ich denke, das ist eine Erziehungs- und Einstellungssache. Mein Freund beispielsweise kann zwar durchaus genießen, betrachtet Essen im Alltag aber eher als Notwendigkeit als als kulinarisches Highlight. Besonders auf der Arbeit und im Stress ist es ihm teilweise völlig egal, was er in den Magen bekommt und ob das schmeckt oder nahrhaft ist. Er möchte lediglich den Hunger stillen und dann weitermachen.
Meine Einstellung ist da etwas anders, und ich möchte auch in Situationen, in denen ich wenig Zeit habe, zumindest ein bisschen Genuss beim Essen verspüren. Ich würde mir beispielsweise nie etwas hineinwürgen, was mir gar nicht schmeckt, und eher mal eine Mahlzeit auslassen, als etwas wirklich ungeliebtes oder geschmacksneutrales zu essen. Manchmal zelebriere ich mein Essen vielleicht etwas zu sehr, aber mir macht das eben Freude und ich lege Wert auf Geschmack und Optik meiner Gerichte. Es muss - im wahrsten Sinne des Wortes - auch bei mir nicht immer Kaviar sein, aber schmecken sollte es.
Naja, sagen wir so, ich kenne beide Seiten. Wenn ich krank bin und nicht wirklich Appetit auf irgendetwas habe, dann muss ich ja auch etwas essen. Der Körper funktioniert einfach nicht, wenn man gar nichts isst, das ist nun mal so. Daher muss ich mich manchmal zum Essen zwingen, auch wenn ich lecker gekocht habe und das Essen auch sehr gut schmeckt und abwechslungsreich ist.
Aber wenn ich krank bin, bin ich dafür nicht wirklich empfänglich, weil dann meist der Geruchssinn leidet und man sich eh schon elend fühlt. Wenn ich krank bin, esse ich manchmal auch nur, um was im Magen zu haben und nicht, weil ich es genieße. Mir soll mal jemand erklären, wie man Essen genießen soll, wenn die Nase dicht ist und man kaum was riecht und entsprechend auch schmeckt.
Ich bin ein Genussmensch und liebe es zu kochen und zu essen. Menschen, die nicht genießen können und Nahrung einfach nur so zu sich nehmen, wären mir ziemlich suspekt. Auch liebe ich es, für andere aufzutischen. Ich stelle mir vor, da sitzt mir jemand gegenüber, der einfach nur schaufelt und dem es gar nicht schmeckt, weil er nicht genießen will. So einer säße zum ersten und zum letzten Male an meinem Tisch. Da wo sich die Kreativen und die Nerds tummeln, gibt es ja auch einen Trend zur reinen Nahrungsaufnahme für den Zweck Nährstoffe aufzunehmen.
Die nehmen dort gerne Flüssignahrung zu sich. Einfach mischen und schütteln. Allerdings schüttelt es mich gerade. Wie kann man nur?! Das käme für mich gar nicht in Frage. Ich genieße alles, was ich esse. Auch die einfachsten Speisen bereiten mir Genuss und Freude. Einfach nur zu essen um den Magen zu füllen, ohne Appetit und Spaß am Genuss, käme für mich nicht in Frage. Dazu ist auch das Leben viel zu kurz.
Ich könnte mir nicht wirklich vorstellen etwas zu essen, das für mich keinen Genuss darstellt. Liegt natürlich daran, dass ich als Kind der Überflussgesellschaft höchstens Appetit kenne und vermeintlichen Hunger weil ich meinen Körper konditioniert habe täglich mehrere Mahlzeiten zu verlangen. Wenn man wirklich Hunger hat ist es wahrscheinlich völlig egal was man da vorgesetzt bekommt, wenn es halbwegs essbar aussieht wird man es essen.
Da aber wie gesagt keine Hungersnot herrscht und überall mehr als genug Lebensmittel angeboten werden suche ich mir natürlich das raus, was mir schmeckt und was ich mit Genuss essen kann. Vielleicht hat der Mann ja einfach Probleme mit dem Geruchs- oder Geschmackssinn. Wenn die durch eine Erkältung lahm gelegt sind macht das Essen ja direkt deutlich weniger Spaß weil die Hälfte der Aromen fehlen.
Quasselfee hat geschrieben:Da wo sich die Kreativen und die Nerds tummeln, gibt es ja auch einen Trend zur reinen Nahrungsaufnahme für den Zweck Nährstoffe aufzunehmen.
Fast mein gesamter Freundes- und Bekanntenkreis ist irgendwie nerdig und kreativ unterwegs. Ich kann mit unkreativen Menschen irgendwie nicht so gut. Die sind mir auf Dauer einfach zu langweilig. Aber dein Trend ist an uns spurlos vorbei gegangen. Die meisten kochen und/oder backen total gerne und allgemein hat sich das Konsumverhalten in den letzten Jahren eh von Dingen, die man eigentlich nicht braucht, hin zu Erlebnissen und eben auch hochwertigerem Essen verschoben.
Die Nährstoff Fanatiker kenne ich nur aus Sportlerkreisen. Da kenne ich ein paar Leute, die genau wie ich nur hobbymäßig Sport treiben aber meinen ihre Ernährung wie ein Leistungssportler tracken zu müssen. Da stehen dann Eiweißpulver in zehn verschiedenen Geschmacksrichtungen in der Küche und alles mögliche mit extra Eiweiß im Kühlschrank und das Ganze wirkt auf mich schon irgendwie lächerlich. Von denen behauptet aber keiner, dass das Zeug super toll schmeckt und wenn jemand eine super "gesunde" Pizza erfinden würde, würden sie das mit den Pülverchen wahrscheinlich schnell lassen.
Ich kenne es von früher, vollkommen ohne Genuss zu essen. Allerdings könnte ich mir das nicht als Dauerzustand vorstellen. Damals hatte ich von 8 Uhr bis Viertel vor 9 Zeit, mich komplett fertigzumachen und zu frühstücken. Und das musste viel sein, denn die nächste Mahlzeit gab es frühestens um 21.30 Uhr. Die war auch kein Genuss, weil man einfach zu fertig gewesen ist und oft genug unterbrach ein Notfall das Mahl, das ein oder zwei Stunden später eben gar kein Genuss mehr ist. Aber in meiner freien Woche habe ich natürlich gut gespeist.
Nur weil die Kumpel gerne kochen, muss das anderweitig nicht genau so sein. Einfach mal über den Tellerrand gucken und nicht immer alles anzweifeln, was man selbst nur nicht kennt, aber eben andere. Ich habe sogar im Deutschlandfunk eine Radiosendung dazu verfolgen können. Und daher weiß ich das eben, dass die Klugen und Kreativen im Silicon Valley essen oft als Zeitverschwendung ansehen und oft Flüssigkeitsnahrung zu sich nehmen, die explizit für sie kreiert wurde. Und es ist wohl eher kein Trend, sondern ein Lebensstil.
Wenn man so etwas liest oder hört, dann denkt man im ersten Moment daran, dass da vielleicht etwas gesundheitlich nicht stimmt. Ich kenne das so auf jeden Fall von keinem Menschen in meinem Umfeld. Natürlich gibt es auch mal Sachen, die isst man einfach, weil man Hunger hat, aber in der Regel isst man doch auch aus einem gewissen Geschmack oder Lust auf bestimmte Dinge. Ich esse durchaus auch um satt zu werden, aber ich würde nun keine Wurst essen, wenn ich Lust auf Obst habe. Ich denke also schon, dass Essen etwas mit Genuss zu tun hat und auch zu tun haben sollte und dass das normal ist.
Ich liebe es zu kochen und auch zu Essen, wobei ich auch gesundes Essen wichtig finde. Ich empfinde da durchaus ein gutes Gefühl, wenn ich gutes Essen zu mir nehme. Absolut nur zu essen um gesättigt zu sein finde ich eher traurig, weil man ja doch einiges an Nahrung zu sich nimmt über den Tag verteilt und wenn man dann keine Freude empfinden kann oder es nicht genießen kann ist es doch traurig.
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