Nur durch Sport mental stärker werden?
Dass Sport und Bewegung dem Organismus körperlich fit werden lassen, ist bereits bekannt. Sport soll aber auch den Menschen mental stärken, da jedes noch so kleine Erfolgserlebnis neuen Mut und Selbstvertrauen schenken soll.
Schön und gut, ich bezweifle allerdings, dass man nur durch Sport mental stärker wird, wie eine Bekannte von mir behauptet. Wie seht ihr das? Kann man nur durch Sport zu innerer Stärke gelangen? Oder gibt es viel bessere Wege, dieses Ziel zu erreichen?
Ich glaube auch, dass man durch Sport auch mental stärker werden kann. Man geht an seine Grenzen und testet Neues aus und freut sich dann eben, wenn etwas besonders gut funktioniert hat. Bei Yoga zum Beispiel hört man immer wieder, dass es auch Mental stärken sollte.
Wenn ich Yoga gemacht habe, habe ich hinterher oft eine Art Hochgefühl und fühle mich sehr frisch und entspannt. Gerade dann, wenn ich eine Figur oder Übung besser als sonst hinbekommen habe. Das gibt einem dann schon irgendwie etwas Kraft und ich würde das schon als mentale Stärke sehen. Aber ich denke auch, dass dies von Mensch zu Mensch anders empfunden wird.
Ich selber habe schon systematisch aus Gesundheitsgründen Sport getrieben oder auch mal ein paar Jahre die Zügel schleifen gelassen. Wahrscheinlich ist es wirklich eine Typfrage, aber mir hat Sport außer einem geringfügig besseren Körpergefühl nie viel gebracht. Mental schon gar nicht. Ich musste mich jedes Mal aufraffen, um loszuziehen und meine Selbstdisziplin bis an die Grenze belasten, um den Krempel nicht einfach hinzuschmeißen.
Die körperliche Ertüchtigung selber war anstrengend bis schmerzhaft, langweilig, und die erzielten Fortschritte für meinen Geschmack eindeutig zu teuer erkauft. Maximal könnte ich mir etwas darauf einbilden, dass ich trotz akutem Unwillen immer wieder Phasen zustandebringe, in denen ich tatsächlich Sport mache, aber das finde ich schon reichlich erbärmlich.
Ich muss allerdings auch zugeben, dass ich schon als Kind als "die Unsportliche" abgestempelt wurde, und wenn man in den formbaren und verletzlichen Jahren die Erfahrung macht, dass man sich nicht nur zum Spaß bewegt, sondern dabei immer bewertet wird und schlecht abscheidet, ist die Luft irgendwann dauerhaft raus. Normalerweise gebe ich nicht viel auf prägende Kindheitserfahrungen, aber hier sehe ich durchaus einen Zusammenhang. Wenn ich Sport treibe, bin ich wieder das kleine achtjährige Gänseblümchen, das immer als letztes über die Ziellinie gekeucht ist, immer den einzigen Vierer hatte und öfter mal mentale Stärke brauchte, um nicht heulend abzuhauen.
Zumindest wird das immer wieder behauptet, besonders von Menschen die vorher unsportlich waren. Ich habe in meinem Studium einen jungen Mann kennengelernt, der immer etwas molliger war und auch fachlich nicht so überzeugen konnte. Irgendwann hat er angefangen Sport zu treiben und wurde dadurch immer selbstbewusster.
Heute ist es nun so, dass er sehr von sich überzeugt ist und selbstbewusst auftritt. Das Problem ist allerdings, dass er auch fachlich eher schlechte Ansichten selbstbewusst und überzeugt vertritt, auch wenn die meisten anderen es als falsch ansehen. Sport führt zu einem besseren Aussehen und gutes Aussehen hat heute einen so hohen Stellenwert, dass es offenbar auch zu mentaler Stärke führen kann. Ich finde das problematisch.
Sport kann einen durch Glückshormone schon einen ganz schönen Kick geben, allerdings muss man diesen auch machen und wenn man generell in einer Tiefphase ist, dann wird man wohl keinen Sport machen, damit kann man sich dann auch nicht mental stärken, obwohl man es brauchen würde.
Ich finde ein gutes Zusammenspiel von gesunder Ernährung und Bewegung ist wichtig für den Körper und damit wird man langfristig wohl am stabilsten sein. Es gibt aber auch generell genetische Veranlagungen, die mentales Ungleichgewicht eher begünstigen und da kann man sicherlich nicht nur mit Sport auskommen.
Sport kann sogar definitiv mental stärker werden und das sogar auf verschiedene Art und Weise. Zum einen gibt es bereits genügend Studien, die zweifelsfrei die Wirkung von Sport auf unseren Hormonhaushalt bewiesen haben. Zum einen wird durch Sport das Stresshormon Adrenalin abgebaut, was sich kurzfristig sowie auch langfristig auf unser Stressempfinden auswirkt.
Dieses wiederum beeinflusst natürlich unabdingbar auch unsere Mentalität und Willensstärke. Auch hilft Sport den Dopaminspiegel zu regulieren, was uns zum einen glücklicher macht und zum anderen dafür sorgt, dass wir den Dopaminhaushalt weniger mit "Suchtmitteln" auffüllen müssen - sei es Alkohol, Social Media, Schokolade oder einfach sehr viel Fernsehen. All das macht uns scheinbar glücklich und treibt den Dopaminspiegel in die Höhe.
Die mentale Willensstärke kommt darüber hinaus auch davon, dass man sich beim Sport in der Regel immer wieder neuen Herausforderungen stellt. Ich glaube, dass jeder Sportler und jede Sportlerin nachvollziehen kann, dass man am Anfang dachte, dass bestimmte Ziele unmöglich sind. Wenn man beispielsweise gezweifelt hat, ob man jemals 5 Kilometer in einer bestimmten Zeit laufen kann und es dann irgendwann erreicht, ist man über den eigenen Schatten gesprungen und hat sich zu seinem Ziel durchgebissen. Das wirkt sich für den Kopf automatisch auf andere Bereiche aus. Wenn ich über mich hinauswachsen kann, stelle ich auch in anderen Bereichen fest, dass ich mir mehr zutrauen kann. Natürlich ist das ein Prozess, der nicht von heute auf morgen funktioniert.
Zuletzt gibt es genügend Sportarten, die schon von ihrer Grundart zu mentaler Ruhe und Stärke beitragen. Beim bereits genannten Yoga ist das ebenfalls wissenschaftlich bewiesen, zumal viele Techniken geistiges und körperliches Training kombinieren. Umgekehrt ist auch beim Sport die Mentalität sehr entscheidend. Wenn man von vorne herein aufgibt, weil der Kopf nicht mitmacht, wird man bestimmte Ziele oder Routinen nicht erreichen. Ich sehe daher in jeglicher Weise einen Zusammenhang.
Also ich würde schon sagen, dass mich der Sport definitiv auch mental stärker gemacht hat. Ich hatte anfangs sehr wenig Selbstbewusstsein gehabt und habe auch nicht daran geglaubt, dass ich meine tatsächlich gesetzten Ziele wirklich schaffen kann.
Ich habe mir am Anfang wirklich sehr schwer getan mit dem Sport zu beginnen, habe aber dann sehr schnell gemerkt, dass ich mehr schaffen kann, als ich von mir erwartet habe und habe mir immer größere Ziele gesteckt - die ich letztendlich alle bisher erreicht habe. Das Ganze hat mir sehr viel Disziplin und Durchhaltevermögen abverlangt und gerade deswegen kann ich jetzt sehr stolz auf das zurückblicken, was ich schon erreicht habe.
Abgesehen von dem Stolz über erreichte Ziele fühle ich mich generell nach dem Sport immer viel besser. Ich habe ein Glücksgefühl, etwas Gutes für mich getan zu haben und selbst an Tagen, an denen ich eine eher schlechte Grundstimmung hatte, hilft mir die Bewegung meist mich besser zu fühlen.
Mein Umfeld bestätigt mir auch, dass ich sowohl in meiner körperlichen Haltung als auch meinem generellen Auftreten viel selbstbewusster wirke, etwas ganz anderes ausstrahle und man auch das Gefühl hat, dass ich sehr viel an positiver Einstellung dazugewonnen habe.
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