Nur durch makelloses Aussehen Arbeit finden?

In einem anderen Beitrag habe ich ja schon geschrieben, dass ich den einen oder anderen optischen Makel habe, der mich aber nicht sonderlich stört. So habe ich zum Beispiel eine Zahnlücke, die in Deutschland ja als extrem verpönt gilt. Hier wird man ja direkt als Kind zum Kieferorthopäden geschickt, damit bloß alles korrigiert wird und man eben ein perfektes Gebiss hat. Ich finde das übertrieben, wenn ich ehrlich bin.

Mein damaliger Zahnarzt hat damals eindeutig von einer Zahnspange abgeraten. Das wäre in meinem Fall nicht nötig, weil meine Zähne ja gerade gewachsen wären und auch sonst keine Probleme bereiten würden. Daher habe ich auch nie eine bekommen.

Als ich jedoch zu Studienzeiten bei einem anderen Zahnarzt gewesen bin, hat dieser eher geschockt reagiert und meinte, dass man bei der Zahnlücke doch etwas hätte unternehmen müssen. Man war absolut verständnislos, warum das nicht korrigiert worden ist. Ich habe auch schon die Äußerung von Privatmenschen gehört, dass man doch ohne ein makelloses Aussehen gar keine gute Arbeit finden würde. Mit einer Zahnlücke hätte ich auf dem Arbeitsmarkt keine Chance.

Was soll ich dazu sagen? Bisher haben mich meine Zähne nie an einer Karriere gehindert oder behindert. Daher halte ich das für Quatsch. Zumal ich nicht als Model arbeite oder mit meinem Aussehen Geld verdiene, sondern mit dem, was ich im Kopf habe. Wie seht ihr das? Kann man nur durch makelloses Aussehen Arbeit finden oder ist das Quatsch?

Ich glaube, dass man viel mit Selbstbewusstsein macht. Ob man nun eine Zahnlücke hat oder nicht, stört ja in der Regel keinen, wenn man gut arbeitet. Im ersten Gespräch muss man sich gut verkaufen können und wenn man das kann, kann man sicherlich auch mit dem Job rechnen, Makel hin oder her. Wobei es bei manchen Berufen schon sehr auf die Optik ankommt und man da nicht alles durchlässt.

Ich denke, dass es sehr darauf ankommt, in welchem Beruf man arbeitet. Sicher gibt es Berufe, wo man nur mit makellosem Aussehen eine Chance hat, aber das ist doch nicht immer so. In vielen Berufen geht es doch vor allem um die Qualifikation, zumindest sollte das eben so sein. Sicher kann es sein, dass man wegen einer Zahnlücke oder einem anderen Makel nicht eingestellt wird, aber den wahren Grund wird man dann doch sowieso eher nicht erfahren.

Eine Zahnlücke ist doch wirklich nicht so wild. Das einzige Problem wäre da, wenn das Selbstbewusstsein darunter leidet, weil der Zahn an einer markanten Stelle fehlt, beispielsweise einer der Schneidezähne. Mit dem richtigen, entspannten Auftreten ist das aber auch kein Problem. Man muss sich dann nur darauf einstellen, dass immer mal wieder einer starrt oder eine Frage dazu stellt.

Aber die Äußerung, dass man auf dem Arbeitsmarkt mit einer Zahnlücke keine Chance hat? Das ist doch lächerlich. Das makellose Äußere, das hier verlangt wird, bezieht sich im Allgemeinen doch mehr darauf, dass man regelmäßig duscht, sich die Nägel reinigt und die Haare in Ordnung sind. Auf diese Faktoren achten Personaler natürlich.

Ein Problem könnte es aber geben, wenn die Zahnlücke deutlich sichtbar ist und man in den Service will, wie beispielsweise an den Empfang eines Hotels oder Ähnliches. Da könnten sie schon ein bisschen zimperlicher sein. Aber gerade bei besser dotierten Berufen geht es sicherlich mehr ums Köpfchen des Bewerbers.

Ich denke, dass kommt ganz auf die Branche und auf die Stellung an. Jemand, der im Außendienst Verkäufe tätigen oder in hochrangiger Position wichtige Meetings mit Kunden für das Unternehmen durchführen muss, könnte von einer Zahnlücke oder einem ähnlichen "Makel" stärker betroffen sein als ein Callcenter-Mitarbeiter.

Im Allgemeinen denke ich aber, dass solche Schönheitsfehler, die eigentlich gar keine sind, keinen großen Einfluss auf die Jobaussichten haben. Da muss eine Stelle schon sehr hart umkämpft sein, dass die Personaler zwischen vielen erstklassigen Leuten wählen und jemanden aufgrund des Aussehens aussortieren können.

Ich arbeite selbst in einer Anwaltskanzlei und sehe nun wirklich nicht perfekt aus. Ich schminke mich nicht, trage keine hübsche Hochsteckfrisur und bin alles andere als eine klassische Schönheit. Probleme bei der Jobsuche hatte ich aufgrund meines Aussehens aber noch nie.

Kommt doch ganz darauf an was man für einen Makel hat und was man machen möchte. Damit kannst du für manche schon einen Ausschluss bekommen und eine gravierende Zahnlücke die sich unkorrigiert bei der Bundeswehr als Soldat vorstellt, der wird sich sehr genau anschauen lassen müssen und ggf. auch den Ausschluss oder das komplette KO bekommen.

Liegt nicht an dem Makel selbst, aber man muss auch mit den Folgekosten rechnen. Sollte es einmal korrigiert werden müssen und du bist im Staatsdienst, dann zahlt das der Steuerzahler. Entsprechend sind dort schon kleinere Dinge so gravierend, dass diese Bewerber direkt aussortiert werden oder manche Dinge nicht machen dürfen, gerade wenn sie Repräsentieren. Wer will dann schon die Zahnlücke in einer einheitlichen Reihe von gleich großen Soldaten sehen?

Als Mitarbeiter im Callcenter spielt das wieder keine Rolle, da findet kein direkter Kundenkontakt mit Face to Face oder auch dem Repräsentieren vom Aussehen des Unternehmens statt. Der Kunde sieht dich nicht, auch nicht wenn du im dunklen Keller sitzt und die IT verwaltest. In der oberen Führung sieht das schon wieder anders aus, da erwartet man dann aber auch ein gutes Aussehen, bestimmte Auftretens- und Verhaltensweisen und spätestens dann wäre auch Ende wenn man das weiterhin nicht korrigieren lässt noch nachträglich. Da kann dann auch an solch einem Makel der nur rein optischer Natur ist schon mal eher Ende sein mit einer Karriere als wenn man den Makel nicht sieht, weil es z.B. nur ein leicht verformter Zeh ist der im Schuh steckt.