"Nur" die zweite große Liebe sein?

Was haltet ihr von dem Ausdruck "zweite große Liebe"? Ein Bekannter wurde letztens so von seiner aktuellen Freundin beschrieben. Ihre erste große Liebe war ihr Exfreund - der sie verlassen hat - und er sei nun ihre zweite große Liebe. Erst fand er das nicht weiter bedenklich, jetzt bereitet ihm die Wortwahl aber doch Kopfzerbrechen. Gerade, weil sie damals von dem Kerl verlassen wurde.

Er hat das Gefühl, dass sie damit ausdrücken wollte, dass die Liebe zu ihm weniger groß ist. Ich hätte ja vermutet, dass sie das zeitlich gemeint hat, die Beziehung davor war zum ersten Mal die ganz große Liebe, aber das heißt ja nicht, dass man die große Liebe nicht noch einmal finden kann. Meiner Meinung nach sollte er das Thema ja einfach noch mal ansprechen, wenn ihn die Zweideutigkeit so fertig macht.

Würdet ihr euch an so einer Bezeichnung stören? Findet ihr "zweite große Liebe" ist ein ungeschickter Ausdrück und hat man da zurecht Sorgen?

Wenn die erste große Liebe nicht funktioniert hat, dann kann man eben nur maximal die zweite große Liebe werden. Allerdings finde ich es merkwürdig, wenn man das so kommuniziert. Mein Mann ist auch "nur" meine zweite große Liebe. Vor ihm gab es schon einmal jemanden, der hätte der Partner fürs Leben sein können, wenn nichts dazwischen gekommen wäre. Daraus muss man nun weder ein Geheimnis machen, noch muss man es jedem auf die Nase binden.

Aber ich würde jetzt nicht auf die Idee kommen, meinen Gatten als die zweite große Liebe zu bezeichnen, wenn man sich nicht zufällig über die Möglichkeit unterhält, ein zweites Mal den Jackpot zu finden. Denn ansonsten ist er natürlich schlicht und einfach meine große Liebe. Schließlich lebe ich im Hier und Jetzt. Die alte Beziehung ist doch gar nicht mehr emotional aktuell. Das ist eine schöne Erinnerung und mehr nicht. Und Erinnerungen verfälschen und verklären auch noch mit der Zeit.

Wobei es doch sowieso eher selten die Gelegenheit gibt, von der großen Liebe zu sprechen. Ich muss doch nicht allen Freunden und Familienmitgliedern ständig auf die Nase binden, dass der Mann die große Nummer ist. Das klingt dann nicht mehr sonderlich glaubwürdig. Genau wie sowohl ich, als auch mein Partner sehr irritiert wären, wenn wir es uns ständig gegenseitig versichern würden. Das hat etwas von, man muss sich selbst durch ständige Wiederholung davon überzeugen, damit man es auch glauben kann, oder man ist noch verdammt jung.

Ich glaube, das ist einfach unglücklich ausgedrückt, aber wahrscheinlich nur zeitlich gedacht. Persönlich kann ich es mir nicht vorstellen, zwei "große Lieben" zu haben, selbst nacheinander. Wie kann man denn die Gefühle zu zwei unterschiedlichen Personen miteinander vergleichen, die Beziehungen sind schließlich nicht dieselben?

So wie es formuliert ist, klingt es eben so, als würde die Frau beide Männer gleich viel lieben und der eine hätte halt Glück gehabt, dass er gerade der Mann ist, mit dem die Frau momentan in einer Beziehung ist. Für mich klingt die Formulierung einfach nicht beständig.

Persönlich kann ich es mir nicht vorstellen, zwei "große Lieben" zu haben, selbst nacheinander. Wie kann man denn die Gefühle zu zwei unterschiedlichen Personen miteinander vergleichen, die Beziehungen sind schließlich nicht dieselben?

Warum sollte das nicht gehen? Es geht doch gar nicht darum, die Menschen zu vergleichen. Es kommt doch nur auf das "emotionale Endergebnis" an. Ich möchte beispielsweise keinen meiner Expartner missen. Wir hatten tolle Zeiten. Aber das Gefühl der sehr besonderen Vertrautheit, zu wissen, dass man autark leben kann und sich trotzdem auf den anderen verlassen kann, das kann man wieder haben, auch wenn es eben selten ist. Und zwar obwohl die Beziehung ganz anders ist.

Man trifft immerhin ziemlich selten Menschen, mit denen man sich tatsächlich vorstellen kann, gemeinsam alt zu werden. Und ich meine jetzt weder die verliebte Euphorie, die von der rosaroten Brille bestimmt wird, noch das Zusammenleben, das man so lange vor sich hin lebt, wie man damit zufrieden ist oder gemeinsame Ziele hat. Das findet man oft. Das andere dagegen ist selten und durchaus vergleichbar, obwohl sonst alles anders ist. Das soll es auch sein.

Ich finde die Formulierung schon reichlich bescheuert. Mag ja sein, dass sie es so empfindet, aber wenn sie das so auch dem neuen Partner mitteilt kann dieser sich ja durchaus auch als Notnagel sehen und das wäre ja nicht weiter schön. Man trifft nicht nur eine Person im Leben, verbringt vielleicht auch viele Jahre zusammen und dennoch würde ich nicht jeden als große Liebe bezeichnen. Das würde ich nicht machen wollen.

Wobei es manchmal einfach nicht so läuft und man dann vielleicht so denkt. Das verletzt den neuen Partner aber sicherlich, wenn man sich so äußert. Irgendwie klingt es auch ein bisschen abfällig. Wobei das eigentlich auch nur Wortreiterei ist.

Was soll daran bescheuert sein? Man trifft in seinem Leben drei mal die große Liebe, von daher ist das nicht weit hergeholt und auch nicht bescheuert wie manche das hier abtun und nur an eine große Liebe denken. Erst kürzlich gab es dazu eine neue Studie, dass es auch so ist, dass die meisten Menschen eben drei mal die große Liebe treffen. Bezeichnet diese Dame den neuen Partner als ihre zweite, dann ist es auch die zweite und es kann immer noch eine dritte folgen. Nur weil man einmal jemanden als die große Liebe betitelt hat, schließt sich das noch lange nicht für alles weitere aus.

Allgemein finde ich, dass mit der ersten großen Liebe zu lasch umgegangen wird und es viel zu schnell gesagt und bezeichnet wird. Teilweise fällt das schon in der ersten Woche der Beziehung und man kann sich anhören, dass man auf jeden Fall für immer zusammen bleiben wird. Erinnert man diese Personen einige Jahre später daran wenn diese erste große Liebe weg ist und die Beziehung in die Brüche gegangen ist, dann reagieren diese nicht selten zickig und launisch.