Notaufnahmen nur noch mit Securitys aufrechtzuerhalten?

vom 07.05.2018, 15:50 Uhr

Wie ich mitbekommen habe, schlägt die Bundesärztekammer Alarm, weil gerade Notaufnahmen in Kliniken hoffnungslosüberlastet wären und deren Betrieb immer mehr nur noch mit Security- und Sicherheitsdiensten aufrechtzuerhalten wäre. Als Grund werden hierbei die immer zunehmendere verbale und zum Teil auch physische Gewalt gegenüber dem Klinikpersonal genannt, wenn es mal zu etwas längeren Wartezeiten kommen sollte.

Habt ihr diese besorgniserregende Entwicklung in den Notaufnahmen auch schon etwas mitbekommen und was haltet ihr denn davon? Wie könnte man denn diese prekäre Situation entspannen oder werden wir uns darauf eher längerfristig einstellen können, dass Securitys für einen gesitteten Ablauf in den Notaufnahmen sorgen müssen?

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» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich habe bisher ganz unterschiedliche Erfahrungen mit Notaufnahmen gemacht. Einmal hatte ich das Gefühl, eine Borste von der Zahnbürste im Hals zu haben und bin in die Notaufnahme, weil ich das anders nicht hinbekam. Die war leer und ich kam gleich dran, kam zur HNO Abteilung und wurde da gleich untersucht. Ein anderes Mal hatte ich einen Unfall, da wurde ich von der Ambulanz-Frau zur Notaufnahme gebracht, obwohl ich das gar nicht wollte. Die war auch leer, ich kam auch gleich dran, aber ich musste danach lange warten.

Zweimal habe ich andere zur Notaufnahme gebracht, das waren in beiden Fällen Leute, die gerade eine Panikattacke hatten und ich wusste nicht, was ich da machen sollte. Bei einem Fall war die Notaufnahme relativ voll, aber wir kamen doch auch recht schnell dran, so 15 Minuten haben wir gewartet, das finde ich eigentlich ok. Dass also eine Notaufnahme völlig überfüllt ist und man da weggeschickt wird, kenne ich nicht.

Ich habe aber von anderen gehört, die mal zur Notaufnahme mussten, dass sie dort teilweise lange warten mussten und man geht ja nicht mit Belanglosigkeiten zur Notaufnahme, wo man denkt, ach das kann noch paar Tage warten, sondern mit dringlichen Anliegen und wenn man da ewig warten muss, kann ich es schon nachvollziehen, dass da Leute auch verärgert reagieren, ist ja logisch.

Aber dann Security anschaffen, damit die Leute besänftigt werden, soll so das Gesundheitswesen aussehen? Da fände ich es besser, wenn man da noch ein paar Krankenschwestern einstellt, die sich um die Leute in der Notaufnahme kümmern. Viele Anliegen kann bestimmt auch eine Schwester behandeln oder erstmal versorgen. Wenn ich etwa an die Leute denke, die Panikattacken hatten, die haben in der Notaufnahme ein Beruhigungsmittel bekommen, das hätte auch eine Schwester machen können.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich denke das wäre viel zu übertrieben. Leider ist die Notaufnahme aber auch gerade am Wochenende ein Sammelbecken für Besoffene, Drogenabhängige oder Schlägeropfer anderer Coleur, was oftmals zu vielen Problemen führt. Ich denke auch, dass die Zahlen der Gewalttaten in der Notaufnahme unterschiedlich ernst aufgenommen werden können.

In Buxtehude jetzt als doofes Beispiel werden die Gewaltzahlen an Notaufnahmepersonal wohl geringer sein, als in Berlin pro Tag oder in Frankfurt am Main, Offenbach oder an einem Tag eines Fußballspiels. Das muss man womöglich auch in Relation sehen und es fallen bei uns z.B immer häufiger die oben genannten Leute auf, auch in der Notaufnahme.

Doch Security sind nicht häufig auch für Ausschreitungen verantwortlich. Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft Securitys auf Fußballspielen, vor Discotheken oder Kneipen mit ihrer Mentalität genau das Gegenteil als deeskalierend waren, sondern eskalierend. Ich kann da nur von meinen Erfahrungen sprechen und in meiner Stadt sind der größte Teil der Security Mitarbeiter vor Discotheken, Kneipen, Bars, auf Fußballspielen & Co meist optisch muslimisch wirkende Männer und wenige deutsche Männer oder Frauen.

Gerade in Discos treffen diese häufig negativ aufeinander und es knallt regelmäßig bei uns. Die meisten bei uns, sind auch schon längst bekannt und ich frage mich echt, wie man seine ganzen Nachweise bekommen kann, wenn man zur Familie XY gehört. Aber Okay. Das wäre auch eine Gefahr, die ich bei Securitys sehen würde und das wäre in der Notaufnahme nicht noch vom Vorteil.

Im Allgemeinen kann ein Security Dienst durchaus auf viele Menschen unter Alkoholeinfluss, Drogeneinfluss oder eben aufgrund der ehrbaren Mentalität zum weiteren Problem werden. Das habe ich wirklich oft genug mitbekommen. Daher wäre das in vielen größeren Städten sicherlich keine gute Idee.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ist das nicht eher eine Frage der Region? Ich bin selten mal in der Notaufnahme, aber da gab es bisher nie Security. Ich vermute, dass es eher vom Standort abhängig und wenn sich die Notaufnahme in einem sozialen Brennpunkt befindet, neigen die Menschen vielleicht eher dazu, Aggressionen und Gewalt auszuleben vor lauter Ungeduld, Schmerzen, Perspektivlosigkeit oder was auch immer. Ich finde aber Pauschalisierungen falsch und bin der Ansicht, dass man das nicht verallgemeinern sollte. Solche Zustände werden nicht überall herrschen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Mir ist nicht so ganz klar, was daran falsch oder verwerflich sein soll, eigens (natürlich hoffentlich qualifiziertes und geeignetes) Personal einzustellen, um dafür zu sorgen, dass das medizinische Fachpersonal in einer Notaufnahme sinnvoll und konzentriert ihre Arbeit machen kann. Wenn unsereiner mal in eine Notaufnahme muss, stellt das nur eine Momentaufnahme dar, sodass es in meinen Augen falsch ist, davon auszugehen, dass da immer alles gesittet und friedlich zugeht, nur weil es der Fall war, als ich mir an einem Sonntag nachmittag um halb zwei den Ellenbogen ausgerenkt hatte.

Wie es in Großstädten, beispielsweise auch bei Großveranstaltungen oder einfach nur am Wochenende, wenn alles und jeder meint, sich die Kante geben zu müssen und dann in Glasscherben zu fassen oder ähnliches, dort zugeht, möchte ich mir nicht vorstellen. Und Notaufnahmen sind nun mal auch Schmelztiegel, wo nicht nur Ömchen mit Kreislaufproblemen behandelt werden, sondern auch mal beide/sämtliche Parteien einer handfesten Klopperei.

Da stelle ich es mir schon hilfreich vor, wenn ein stattlicher Typ vom Sicherheitsdienst dem Adrenalin ein bisschen Einhalt gebietet, und die Ärztinnen und das Pflegepersonal sich nicht auch noch mit der Familie prügeln müssen, während sie den Sohnemann zusammentackern. Dass das vorkommt, steht für mich außer Frage.

» Gerbera » Beiträge: 11311 » Talkpoints: 47,42 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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