Normal, dass man sich selbst gerne reden hört?

Ich weiß noch genau, dass ich einmal ein Gespräch mit einem Kommilitonen geführt hatte, wobei wir dann auch irgendwann auf das Thema Referate zu sprechen kamen. Ich erzählte ihm, dass ich panische Angst vor Referaten hätte und es nicht leiden könnte, vorne zu stehen und vor so vielen Menschen zu reden. Der Kommilitone meinte daraufhin, dass es bei ihm überhaupt nicht so wäre und er sogar sehr gerne Referate halten würde.

Da habe ich dann schon irritiert geschaut und auch weiter nachgefragt, da ich nun niemanden kannte, dem es richtig Spaß machte, Referate zu halten. Ich kannte Leute, denen das nichts ausmachte, aber niemanden, der richtig Freude daran hatte. Allerdings meinte der Kommilitone zu mir, dass er sich selbst gerne reden hören würde und bei Referaten hätte er ganz gut die Möglichkeit, wobei ihm dann gleichzeitig auch noch die Aufmerksamkeit der anderen gehören würde. Das fände er toll. Genau aus dem Grund würde er auch auf Lehramt studieren.

Ich habe dann auch mit einer Freundin darüber gesprochen, wobei wir beide fassungslos über die Aussage meines Kommilitonen waren. Die Aussage, sich selbst gerne reden zu hören, fanden wir beide doch extrem überheblich. Für mich zeigt es schon, dass man extrem von sich überzeugt sein muss, wenn man sich selbst so gern reden hört und das auch noch so offen zugibt.

Findet ihr es normal, dass man so von sich selbst überzeugt ist, dass man sich so gerne selbst reden hört?

Ich glaube, dass sich viele Menschen gerne reden hören. Es gibt nur kaum jemand gerne zu, weil es sich oft ziemlich überheblich anhört. Übrigens finde ich es reichlich naiv, davon auszugehen, dass die zukünftigen Schüler dem Herrn Lehramtsstudenten mit geballter Aufmerksamkeit an den Lippen hängen werden und ein dankbares Publikum für seine Selbstdarstellung abgeben werden. Offensichtlich fehlt es dem Knäblein noch ein bisschen an Lebenserfahrung, weswegen er auch so offen mit seiner selbstgefälligen Ader angibt.

Ich selber höre mich vom Inhalt her manchmal gerne reden. Deshalb haben mir auch Referate selten etwas ausgemacht. Wenn ich ein Thema hatte, das mich interessiert hat und auch ein paar griffige Details geliefert hat, die sich gut vortragen lassen, hat es mir meistens Spaß gemacht, meine Erkenntnisse großmütig zu teilen. Ich halte mich auch zugegebenermaßen für geistreich und witzig in der Konversation, was natürlich nicht unbedingt den Tatsachen entsprechen muss.

Meine Stimme höre ich dagegen nicht gerne. Wahrscheinlich brauche ich mal einen Stimmbildungskurs, damit ich mich nicht immer so leise und brüchig anhöre. Außerdem neige ich zu Schnappatmung, wenn ich versuche, laut zu sprechen. Dazu kommt noch der fiese Akzent, der sich besonders bei den Referaten in englischer Sprache unangenehm bemerkbar macht. Rein aus ästhetischen Gründen kann ich daher wiederum nicht behaupten, dass ich mich gerne reden höre.

Ich denke auch, dass es einige Menschen gibt, die sich gerne reden hören, zumindest habe ich bei manchen Menschen diesen Eindruck. Das aber auch noch zuzugeben, lässt für mich auch nicht gerade auf übertriebene Bescheidenheit schließen. Wenn man das zugibt und sich freut, dass einem bei einem Referat viele Menschen zuhören, dann denke ich auch, dass man dafür ein ausgeprägtes Selbstvertrauen benötigt.

Im ersten Moment klingt es mit Sicherheit etwas seltsam, wenn jemand von sich sagen kann, dass er sich selber gerne reden hört. Wenn ich aber länger darüber nachdenke, dann finde ich das gar nicht mehr so abwegig. Man braucht sich doch schließlich nicht dafür schämen, wenn man eine gewisse Sache wirklich gut kann. Es ist meiner Meinung nach absolut in Ordnung, wenn man dann auch selbstbewusst auftritt und bei Vorträgen ist ein solches Selbstbewusstsein ja auch noch ziemlich wichtig.

Ich selber bin bei Vorträgen meisten viel zu nervös, um mir bewusst selber zuzuhören. Nachdem ich jetzt aber nachgedacht habe, werde ich mein Verhalten in Zukunft wohl ein wenig abändern. Da ich denke, dass ich ebenfalls recht gut reden kann, werde ich demnächst etwas mehr auf mich achten, was dann die Nervosität etwas lindern könnte.

Naja immerhin ist der Kollege ehrlich, das kann man mit Sicherheit sagen, wenn er selber zugibt, sich gerne sprechen zu hören. Ich muss sagen, dass ich bisher selten Probleme hatte, bei Referaten, da es ja immer um Themen ging, die ich mir zumindest ein wenig selber ausgesucht hatte und deshalb dann auch davon überzeugt war und auch eine Ahnung davon hatte.

Allerdings habe ich mich zwecks dieser Referate öfters selber mit dem Kassettenrecorder aufgenommen und muss schon sagen, dass mir nicht gefiel, was ich dort gehört hatte. Es ist ja so, dass man sich selber anders wahr nimmt, von der Stimme her, da man sich von innen hört und die anderen Leute die Stimme von außen hören.

Ich fand meine eigene Stimme immer befremdlich. Das Schlimmste war, dass ich finde, dass ich sehr langsam spreche, was mir selber eigentlich gar nicht auffällt. So richtig einschläfernd, so finde ich. Allerdings kann es auch sein, dass ich mir das einbilde, denn andere beteuern immer, dass ich genau im richtigen Tempo spreche.

Aber ich würde nicht behaupten, dass ich mich selber gerne sprechen höre und kann auch gut einmal den anderen zuhören. Wann ich aber nicht still sein kann, wenn ich dringend etwas zu einem Thema zu sagen habe, dessen Information es meiner Meinung nach bedarf, gleich zu sagen, weil es für den weiteren Verlauf der Diskussion wichtig ist.

So zum Beispiel, wenn wissenschaftliche Fakten nicht richtig rüber gebracht werden und somit die Diskussion für mich in die falschen Wege geleitet wird. Da unterbreche ich gerne und stelle gewisse Fakten richtig, bevor ich weiter zuhören kann. Aber mit dem, dass ich mich selber gerne reden höre, hat das nichts zu tun.

Ich würde mich jetzt auch nicht darum reißen, ein Referat zu halten. Aber ich muss auch sagen, dass es mir nichts ausmacht oder dass ich nicht besonders nervös bin, weil ich genau weiß, dass es mir nicht schwer fällt, vor einer großen Menge an Leuten zu sprechen. Ich habe das ja schließlich jahrelang in meiner Ausbildung gelernt.

Mir ist auch schon aufgefallen, dass sich manche Menschen scheinbar sehr gerne beim Reden zuhören und sehr selbstverliebt zu sein scheinen. Da ich aber komplett anders ticke, kann ich so eine Denkweise nicht wirklich nachvollziehen und mir fehlt da auch das Verständnis.

Reden ist für mich ein Mittel zum Zweck und wenn es gerade nicht dem Zweck dienlich ist, dann schweige ich und damit ist das Thema erledigt. Es gibt aber leider Menschen, die reden dann endlos weiter, egal welchen Unsinn sie da von sich geben, weil sie sich eben so gerne reden hören.

Reden ist für mich ein Mittel zum Zweck und wenn es gerade nicht dem Zweck dienlich ist, dann schweige ich und damit ist das Thema erledigt. Es gibt aber leider Menschen, die reden dann endlos weiter, egal welchen Unsinn sie da von sich geben, weil sie sich eben so gerne reden hören.

Das kenne ich auch. Ich habe jemandem im Bekanntenkreis von dem ich eindeutig sagen kann, dass er sich gerne reden hören muss. Er gibt so viel Unsinn von sich, dass man sich dies ansonsten gar nicht erklären kann. Er wurde auch schon darauf angesprochen, ob er überhaupt weiß, was für einen Blödsinn er redet. Das hat ihn jedoch nur kurz irritiert und er plapperte dann völlig unbeeindruckt und resistent weiter im Text.

Für mich ist Reden eben ein mittel der Kommunikation und ich würde nicht behaupten, dass meine Stimme so schön klingt, dass ich sie ständig hören möchte. Mir ist daher auch unverständlich, wie man sich selbst gerne reden hören kann. Aber anscheinend gibt es da doch einige Menschen, die das so empfinden.