Normal das Belastungsstörungen erst nach Jahren auftreten?
Ein Cousin von mir möchte demnächst zur Bundeswehr gehen und nicht jeder in der Familie findet die Idee besonders gut. Manche kritisieren, dass er psychisch nicht stabil für einen solchen Beruf ist und schnell Belastungsstörungen entwickeln wird. Mein Cousin weißt dann aber häufig auf einen Bekannten hin, der ebenfalls beim Militär tätig ist und auch schon Auslandseinsätze hatte. Psychisch geht es ihm allerdings sehr gut.
Daraufhin meinte meine Onkel jedoch, dass Belastungsstörungen häufig erst nach mehreren Jahren auftreten und daher auch so problematisch sind. Das Militär bietet nämlich Psychologen und Hilfe an, aber nach all den Jahren haben Betroffene den Kontakt zum Militär oftmals schon verloren und möchten auch gar nichts mehr damit zu tun haben.
Stimmt es tatsächlich, dass Belastungsstörungen erst nach Jahren auftreten? Wie kann es sein, dass man etwas schlimmes erlebt und sich das erst Jahre später bemerkbar macht? Ist das in vielen Fällen so oder treten solche Störungen bei den meisten Soldaten zeitnah auf?
Psychische Stabilität hat nichts mit dem Risiko zu tun, ob jemand eine Belastungsstörung ausbildet. Der einzige Faktor, der das Risiko erhöht, ist eine Depression, die bereits vor der Belastungssituation besteht. Sensible Menschen erleiden nicht häufiger eine Belastungsstörung als mental eher robuste Naturen.
Dass die Belastungsstörung erst später auftritt, das liegt bei einer posttraumatischen Belastungsstörung in der Natur der Sache. Das sagt bereits der Name. Man unterscheidet grob die akute Belastungsstörung, die der Volksmund Nervenzusammenbruch nennt und posttraumatische Störungen. Von denen gibt es viele verschiedene.
Im Prinzip hat jeder Krieg seine eigenen Störungen hervorgebracht. Der Erste Weltkrieg erzeugte ganz viele Kriegszitterer. Die ehemaligen Soldaten zitterten unkontrolliert und konnten noch nicht einmal mehr stehen. Auslöser war der zermürbende Dauerbeschuss durch Artilleriefeuer.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war kaum zu unterscheiden oder die heimkehrenden Soldaten unter einer Kriegstrauma oder einem Gefangenschaftstrauma gelitten haben. Überlebende der Konzentrationslager litten meist unter dem KZ-Überlebenden-Syndrom. Das ist eine doppelte Belastung, weil die Belastungsstörungen einerseits durch die Zustände im KZ ausgelöst worden sind und die Betroffenen andererseits ihr Überleben als ungerecht gegenüber den Getöteten empfinden. Allerdings wurde damals der ganze Komplex der posttraumatischen Belastungsstörung tabuisiert.
Gesprochen hat man darüber erst seit Vietnam. Jetzt sorgt Afghanistan für Probleme. Wobei sich oft erst Symptome zeigen, wenn es zu einer weiteren starken Belastung kommt. Die Betroffenen tun Alpträume und Ängste oft ab und stabilisieren sich recht schnell wieder. Erst wenn dann ein neues Trauma auftritt (Trennung, Verlust der Eltern, etc.) kommt das Trauma von damals voll an die Oberfläche.
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