Noch bis zum 24. Dezember Uni haben?

Ich habe eigentlich noch bis zum 24. Dezember Uni und viele Professoren nutzen das auch noch aus. Fast alle Veranstaltungen finden diese Woche statt, auch am 24. noch. Natürlich kommen dann viele Studenten nicht mehr, da sie verreisen oder sich auf Heiligabend vorbereiten.

In anderen Studiengängen wird schon sehr viel eher Schluss gemacht. So hat eine Kommilitonin von mir schon seit letzter Woche keine Vorlesungen mehr. Wie ist das an eurer Uni? Habt ihr auch noch bis Heiligabend Vorlesungen oder hört man bei euch deutlich eher auf? Besucht ihr die Vorlesungen auch noch bis zum letzten Tag?

Mein Mann hat bis heute Uni. Würde er bis zum 24. Uni haben, müsste er auch eher aufhören und würde am 24. nicht hingehen. Immerhin müssen wir eine lange Fahrt bis zu unseren Eltern machen und das geht nicht, wenn es schon Weihnachten ist. Ich finde es auch für beide Seiten nicht angenehm, wenn man noch Weihnachten hin muss. Immerhin wird das dem Professor auch keinen Spaß machen.

Der Spaß steht bei der Arbeit wohl kaum im Vordergrund. Ich kenne ich meinem Umfeld so gut wie niemanden, der am 24. nicht auch noch zumindest den halben Tag arbeiten muss. Die großen Betriebe hier in der Umgebung schließen auch alle erst am Mittag des 24., beziehungsweise gehen dann in die Betriebsferien.

Meine Frau muss am 24. noch ganz normal bis 16.00 Uhr arbeiten, mein Bruder sogar seine normale Schicht bis 18.00 Uhr absolvieren. Warum sollten dann Professoren unbedingt schon den ganzen Tag frei haben? Immerhin werden die, im Gegensatz zu vielen Studenten, ihre Familie, falls vorhanden, ohnehin in der Nähe des Arbeitsortes haben, sicherlich aber nicht am anderen Ende Deutschlands.

Ich kenne es eher so, dass an meiner Uni eben bis zum 23.12. noch Unterricht stattfindet, an Heiligabend selbst haben wir komplett frei. Da ich Mittwochs eh keine Veranstaltungen habe, ist diese Woche also Dienstag mein letzter Tag in der Uni gewesen. Dementsprechend ausgedünnt war aber auch das Seminar gestern. Nur knapp ein Drittel der Kursteilnehmer ist erschienen, alle anderen waren schon in den Ferien.

Man muss bei Studenten auch beachten, dass wirklich sehr viele von weiter weg kommen. Und diese Entfernung müssen sie noch zurücklegen bis sie mit ihren Familien feiern können und es ist immer so, dass die Studenten zu ihren Eltern fahren und nicht etwa andersherum.

In einem Betrieb ist das anders. Die meisten wohnen in der Nähe ihrer Arbeitsstätte. Und oft ist es doch so, dass man als arbeitender Mensch schon verheiratet ist und Kinder hat. Dann kommen die Großeltern, falls die weiter weg wohnen.

Also meiner Meinung nach geht es da nicht um Spaß und Faulheit, wenn Studenten nicht bis zum 24. Dezember in die Uni wollen.

Was hat es damit zu tun, dass Studierende in vielen Fällen weite Wege zu den Eltern haben? Der 24. Dezember ist ebenso wie der 31. ein ganz normaler Arbeitstag. Es mögen die höchsten Feiertage der Kindheit sein, tatsächlich sind es aber keine besonders geschützten Tage.

Wenn nicht zufällig ein Tarifvertrag oder eine Betriebsvereinbarung anderes vorsehen, wird normal gearbeitet. Eltern müssen auch zusehen, wie sie unter solchen Bedingungen ein Fest organisieren. Die durchschnittlichen Studierenden müssen lediglich anreisen und sich an den Tisch setzen.

Ist es so ein Drama, wenn das nicht klappt? Genügend Arbeitnehmer müssen nach Feierabend auch weit fahren, um zu ihrer Familie zu kommen. Sollen Studierende weiter wie Grundschüler behandelt werden? In Bayern fangen die Ferien erst am 24.12. an. Zig Berufsfachschüler können auch erst danach fahren und haben Wege quer durchs gesamte Land. Schäferazubis geht es so, eigentlich trifft es alle Tierwirte.

Von Drama hat keiner geredet. Aber die Tage, an denen an Universitäten keine Seminare und Vorlesungen stattfinden, können ziemlich frei gewählt werden. Die Semesterferien dauern mehrere Wochen. Mit der Arbeitswelt ist das also nicht vergleichbar. Und wenn man schon frei wählen kann, kann man doch am 24. Dezember die Uni schließen, sie dafür aber nach Neujahr einen Tag vorher wieder öffnen.

Nur weil alle anderen im Land an Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen gebunden sind, ist das doch kein Grund, die Studenten ohne Notwendigkeit genauso zu behandeln. Studieren und Arbeiten sind nun mal zwei verschiedene Dinge. Ebenso wie Studium und Ausbildung. Wobei ich es auch netter fände, Berufsschülern und Tierwirtazubis am 24. Dezember schon frei zu geben. Es sind zwar alles keine Grundschüler mehr, aber dennoch kann man doch nett sein. Wie gesagt, die Ferienzeiten kann man ziemlich frei gestalten.

Die Uni ist doch ein netter Raum, um langsam und schonend erwachsen zu werden. Zig Lehrlinge haben an den Feiertagen normal Dienst und müssen mit nur 15 freien Sonntagen pro Jahr auskommen. Zig Studierende können gar nicht zu den Eltern fahren, weil sie ihre Projekte weiter betreuen müssen.

Insgesamt wird das Arbeitsleben immer weniger nett. Warum sollten Hochschulen das per se anders sehen? Die ganzen Auszubildenden wissen, dass es für sie so bleibt. Zig Berufe erfordern den Einsatz an jedem Tag.

Studierende dagegen haben ein Ziel vor Augen und können in den meisten Fällen später mit sehr moderaten Arbeitsbedingungen rechnen. Warum muss man da generell große Rücksicht nehmen? Die, die später mit diesen Einschränkungen dauerhaft leben müssen, werden schon in der Ausbildung darauf vorbereitet.

Die, die zu großen Teilen später über solche Arbeitsbedingungen entscheiden, dürfen solche Erfahrungen nicht machen? Viele Studierende mit Nebenjob treffen es noch schlechter. Sie werden für diese Tage explizit eingeteilt, damit ältere Mitarbeiter bei ihren Kindern sein können. Ein bisschen Lebensrealität kann nicht schaden. Vielleicht wird es dann auch wieder einmal für das Fußvolk besser.