Nichts über Urheberrecht in Schule lernen?

Ich erinnere mich daran, dass wir in der fünften oder sechsten Klasse mal eine eigene Homepage erstellen mussten. Jeder hatte eine eigene Homepage, die dann auch online gestellt wurde. Das Thema für die Homepage durften wir uns alle selbst aussuchen, wobei unser Lehrer uns damals dazu motivierte, passende Bilder bei Google dafür zu finden.

Genauso war es auch bei Referaten und anderen Projekten. Ich hatte mir als Schülerin meine Bilder einfach bei Google geholt, ohne darüber nachzudenken. Das wäre nun kaum mehr denkbar für mich, wenn ich Bilder für die Uni brauche. Ich schaue nun immer, dass ich die Lizenz für ein Bild habe und schaue am liebsten auch, dass die Bilder zur kommerziellen Nutzung erlaubt sind und man Änderungen daran vornehmen darf, wenn ich sie für etwas brauche.

Als ich mal einen Film auswerten musste, war das schrecklich aufwändig, da ich die einzelnen Sequenzen auch immer auf die Sekunde genau belegen musste. Aber für mich gehört das dazu und ich finde es merkwürdig, dass so etwas in der Schule bei uns überhaupt nicht angesprochen wurde, sondern erst in der Uni. Wie war das bei euch?

Wir haben das in der Schule auch nicht besprochen. Zumindest weiß ich das nicht mehr. Es wäre sicherlich praktisch gewesen und gerade bei Ausarbeitungen wäre das eine sinnvolle Information gewesen, aber scheinbar hat es niemanden interessiert. Wobei das da auch erst alles los ging und ich nicht für den heutigen Unterricht sprechen kann. Ich denke, dass man heute besser aufklären wird.

Sieht man doch, dass es früher nicht so eng gesehen worden ist mit dem Urheberrecht. So sind einige Arbeiten aufgetaucht, bei denen die Zitate nicht gesetzt worden sind und die Quellen nicht angegeben worden ist. Die Leute hat das den Titel gekostet, obwohl das früher durchaus Gang und Gebe war und wenn man mehrere andere arbeiten von "normalen" Menschen einsieht wird man es auch dort finden.

Das Recht dazu hat erst in den letzten Jahren so wirklich an Bedeutung gewonnen. Als ich noch zur Schule gegangen bin, dort hatten wir nicht einmal Internet auf unserem Kuhdorf. Das kam erst an, als ich bereits Jugendliche war und entsprechend gab es auch wenig bis keine Aufgaben auf, die damit zu tun hatten. Angesprochen wurde es auch nicht, woher sollte man es dann also wissen.

Das Wissen dazu kam über die Jahre von selbst und durch die Medien, die das ganze immer wieder aufgegriffen haben. Nicht ganz ohne Grund solltest du in deinen Arbeiten nun sehr gut aufpassen was du dort angibst und auch welches Bild verwendet wird, denn das ist inzwischen ein lukrativer Markt auch für Klagen und Abmahnungen. Dahinter steckt nicht gerade wenig Geld, sonst würde es niemand machen wenn es sich nicht lohnen würde.

Ich gehöre noch zu einer Generation, in der die gesamte Schule mit ca. 1.000 Schülern gerade einmal 15 Computer hatte, es nur eine Lehrerin gab, die sich überhaupt mit deren Bedienung auskannte, und Internet fast noch so etwas wie ein Fremdwort war. Die Schul-PCs waren jedenfalls nicht ans Internet angeschlossen.

Wir haben damals wirklich überhaupt nichts über Internet, Urheberrecht oder dergleichen gelernt. Wir haben das Urheberrecht auch nicht in Verbindung mit Zitaten oder dergleichen durch genommen. An der Uni wurde uns von unserem Tutor sogar noch geraten, für Hausarbeiten irgendeine Meinung eines Autors nicht zu zitieren und sie mehr oder weniger zu unserer eigenen zu machen. Wenn ich daran denke, was ich damals da eigentlich gemacht habe, habe ich ein schlechtes Gewissen, auch wenn diese Hausarbeiten in der Wertigkeit weit unter einer Doktorarbeit oder ähnlichem stehen.

Wir haben in der Schule kaum etwas darüber gelernt, was man als Erwachsener wissen sollte, um nicht ständig über juristische Probleme zu stolpern. Wir haben nichts über Verträge gelernt, Abonnement-Fallen oder eben Urheberrecht. Ich fand dies schade, denn es hätte mich ´doch etwas besser auf das Leben außerhalb der Schule vorbereitet.

Bei mir war das ähnlich wie bei dir. Wir haben im Informatik Unterricht auch HTML gelernt und uns unsere eigenen Webseiten gebastelt und es hat kein Mensch danach gefragt, woher die Bilder dafür kamen. Auch solche Sachen wie ein Impressum oder ein Disclaimer für Links war nie Thema. Aber das war damals auch normal, die meisten privaten Webseiten aus der Zeit sahen genauso aus.

Urheberrecht im Internet ist ja auch erst allmählich ein Thema geworden. Es gab eine Zeit, in der man völlig ohne Unrechtsbewusstsein fleißig MP3s über das Netz getauscht hat. Heute weiß wahrscheinlich jedes Schulkind, dass man das lieber lassen sollte wenn man keinen Ärger bekommen möchte.

Ich könnte nicht behaupten, dass das Urheberrecht in der Schule keine Rolle gespielt hätte. Das Internet war mangels Internet natürlich kein Thema, Informatik bedeutete damals Basic, C und Pascal lernen. Aber durch das Wissen, welche Anteile eines Werks man beispielsweise in Kopie nutzen darf und wie die erforderliche Kennzeichnung der Quelle auszusehen hat, sorgte schon für Grundwissen und das Wissen, dass es Urheberrechte gibt.

Meine Schulzeit ist auch schon ziemlich lange her, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass man bei uns großartig Wissen über das Urheberrecht vermittelt hat. Das kam erst später in der Universität, wo dann aber knallhart sanktioniert worden ist, wenn da nicht alles seine Ordnung hatte. Uns hat man damals dann eine Heidenangst eingejagt und es hieß, wenn wir beim (unbewussten) Plagiieren erwischt werden würden, dann würde uns die Exmatrikulation drohen und ein sehr hohes Bußgeld. Das will man als armer Student natürlich nicht riskieren.