Nichts essen mögen, was noch noch ein Gesicht hat?

vom 23.04.2016, 18:40 Uhr

Mein Mann ist leidenschaftlicher Angler und bringt so auch immer mal wieder Fische mit nach Hause. Überwiegend sind es dann Forellen, die wir im Backofen zubereiten oder eben räuchern.

Dabei fällt mir doch immer wieder auf, wie schwer ich mich damit tue, den Fisch zu essen, wenn dieser eben noch komplett ist. Forellen werden ja eigentlich im Ganzen zubereitet, so dass dann noch Kopf und Schwanz dran sind. Es kostet mich dann doch jedes mal Überwindung, von dem Fisch zu essen, wenn mich das Gesicht eben noch anschaut.

Ebenso würde es mir sicherlich auch bei anderen Fischen und Garnelen gehen. Bei anderem Fleisch sieht man ja nicht direkt von welchem Tier es stammt. Daher finde ich es doch schon irgendwie komisch, etwas zu essen, was noch ein Gesicht hat. Tut ihr euch schwer damit, Fisch oder anderes Tier zu essen, bei dem eben noch der Kopf vorhanden ist?

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Nein, warum sollte das schwer fallen? Fleisch wächst nun einmal nicht in der Tiefkühltruhe, dafür sterben Tiere. Das ist mir immer bewusst, dazu muss ich den Kopf nicht sehen. Mir ist auch klar, wo am Tier das Fleisch auf meinem Teller vorher am Körper gesessen hat. Ob da nun ein Kopf dran ist oder nicht, macht für mich keinen Unterschied.

Wenn das so wäre, würde ich überlegen, ob ich überhaupt noch Fleisch esse. Denn es nur zu genießen, wenn ich jeden Gedanken an das Tier verdrängen kann, finde ich heuchlerisch. Außerdem hat unser Fleisch noch ziemlich häufig sein Gesicht. Wir haben oft Fasan, Kaninchen, Hase, Taube, Ente oder Reh. Das muss schließlich irgendwie zerlegt werden.

» cooper75 » Beiträge: 13429 » Talkpoints: 519,52 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Fällt mir auch nicht schwer, und ich weiß auch wo welches Stück Fleisch am Tier angebracht war, welches ich gerade esse. Mir ist ebenfalls klar, dass Fleisch nicht am Baum wächst oder in der Tiefkühltruhe gezüchtet wird und entsprechend verhalte ich mich damit auch. Ich versuche ebenfalls meinem Sohn einen normalen Umgang damit beizubringen, dass auch er keine Scheu davor hat Dinge zu essen die noch ein Gesicht haben.

Fisch gibt es bei uns ohnehin nur selten, da ich eine Allergie darauf habe und diesen auch noch nie sonderlich mochte. Wenn mein Kind sich das allerdings wünscht, dann koche ich ihm das ganze auch und wenn es einmal eine Forelle anstatt Fischstäbchen sein sollte, dann ist das halt so und das bekommt er auch. Ich finde es ohnehin gut, dass in der Krippe ebenfalls offen damit umgegangen wird und dort auch Gerichte serviert werden die entsprechend noch ein Gesicht haben, damit die Kinder direkt lernen das das Fleisch nicht am Baum wächst.

Ich finde auch, dass man auch am Fleisch erkennt das es sich dabei um ein Tier handelt. Bei Geflügel ohnehin, Hähnchen, Wachtel etc. das hat sogar noch die Form. Spanferkel, da sieht man auch im ganzen was das ist. Gegessen wird es hier schon, nur koche ich das meistens nicht selbst da es mir zu aufwendig für den Alltag ist.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Absolut nicht. Wer Fleisch essen will und dafür in Kauf nimmt dass Tiere, die alle ein Gesicht haben, getötet werden, der sollte auch dazu stehen und nicht den Zimperlichen geben. Dann ist eben der Kopf an der Forelle noch dran, nah und? Für ein Forellenfilet musste das Tier genauso sterben, das hatte auch mal ein Gesicht.

Ich lebe weder vegan noch komplett vegetarisch und esse hin und wieder gerne ein gutes Stück Fleisch oder Fisch, aber ich kann es echt verstehen, warum sich Veganer und Vegetarier aufregen, wenn solche Aussagen von Fleischessern kommen.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Mir ging es als Kind so. Da konnte ich nie ganzen Fisch essen, weil er dann auf meinem Teller lag, so wie er fröhlich im Meer leben könnte. Das fand ich absolut grauenhaft. Seit ich 13 bin, stellt sich die Frage aber nicht mehr, da ich seitdem vegetarisch lebe. Heute könnte ich es auch bei keiner Art von Fleisch oder Fisch verleugnen, dass es von einem Tier mit Gesicht stammt.

Als Vegetarier fällt es mir aber auch leichter, neben jemandem zu sitzen, der Steak isst als neben einem ganzen Fisch. Richtig schrecklich ist ja Spanferkel. Da ist nicht nur das Gesicht dran, das Tier sieht auch richtiggehend gefoltert aus. Wenn man als Vegetarier mit Fleischessern an ein Tisch sitzen will, muss man verleugnen können.

Aber ich kann es auch verstehen, dass Fleischesser das selber tun. Es ist moralisch nicht einwandfrei und ja, es ist heuchlerisch. Aber ich habe dennoch Verständnis dafür. Es ist menschlich, sich da hin- und hergerissen zu fühlen. Und so ein Gesicht reibt einem das eben richtig unter die Nase.

Benutzeravatar

» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Bienenkönigin hat geschrieben:Aber ich kann es auch verstehen, dass Fleischesser das selber tun. Es ist moralisch nicht einwandfrei und ja, es ist heuchlerisch. Aber ich habe dennoch Verständnis dafür. Es ist menschlich, sich da hin- und hergerissen zu fühlen. Und so ein Gesicht reibt einem das eben richtig unter die Nase.


Ich habe kein Verständnis, denn genau dieses Verhalten ermöglicht die unsäglichen Zustände in Ställen und Schlachthöfen. Da fast niemand wissen möchte, was er isst, funktioniert das sehr gut. Müssten die Verbraucher das zur Kenntnis nehmen oder den Job selber machen, ginge es den Tieren erheblich besser.

» cooper75 » Beiträge: 13429 » Talkpoints: 519,52 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich möchte auch nicht, dass mein Essen ein Gesicht hat. Ein Spanferkel etwa wäre nichts für mich und genauso wenig Fisch, an dem noch der Kopf dran ist. Wenn das Fleisch oder der Fisch vor mir liegen, dann ist das für mich ein Lebensmittel und kein Tier oder ehemaliges Tier mehr. Das ist dann eine andere Kategorie. Natürlich weiß ich, was es mal war, aber in dem Moment möchte ich das als Lebensmittel wahrnehmen, um es genießen zu können.

Und ich finde das eigentlich nicht schlimm, ich denke, es geht ganz vielen Menschen so, dass sie im Moment des Essens nicht daran denken wollen, wo das herkommt, weil es einem den Genuss nehmen würde. Ich möchte, wenn ich Honig esse, auch nicht daran denken, dass dieser ein paar Mal von den Bienen erbrochen wurde.

Das sehe ich eigentlich als normal an, dass man im Moment des Essens nicht daran denken will, dass das mal gelebt hat und man genauso gut sein Haustier essen könnte. Aber schlimm finde ich es, wenn man aus dieser Sache dann wieder so ein Drama macht und das gleich als heuchlerisch oder sonstwie schlimm hinstellt. Oder dass man deswegen an irgendwelchen Zuständen Schuld hätte. Ich finde, man muss aus dieser kleinen Menschlichkeit nicht so einen Akt machen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Zitronengras, natürlich bist du mit daran Schuld, dass es ist, wie es ist. Würdest du und eben auch andere so produziertes Fleisch ablehnen, müssten die Produzenten etwas ändern. Aber das ist dir und vielen anderen eben zu unbequem.

» cooper75 » Beiträge: 13429 » Talkpoints: 519,52 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:Ich habe kein Verständnis, denn genau dieses Verhalten ermöglicht die unsäglichen Zustände in Ställen und Schlachthöfen. Da fast niemand wissen möchte, was er isst, funktioniert das sehr gut. Müssten die Verbraucher das zur Kenntnis nehmen oder den Job selber machen, ginge es den Tieren erheblich besser.

Verständnis nicht in dem Sinne, dass ich es gut finde. Mir wäre es auch lieber, wenn es jedem klar wäre und es gar keine Schlachthöfe mehr gäbe. Aber ich will mich dennoch nicht mit dem erhobenen Zeigefinger hinstellen und Nelchen als schlechten Menschen darstellen.

Ich kann verstehen, dass man dieses Thema lieber von sich schiebt, damit man nicht vor dem Problem steht, sein Leben auf Vegetarismus umzustellen. Aus Angst, was das für einen Rattenschwanz hinter sich herzieht. Probleme in der Mensa am Arbeitsplatz, Probleme mit dem Partner etc. Und Nelchen hat ja immerhin schon einen Schritt getan und das Thema nicht fortgeschoben, sondern diesen Thread eröffnet.

Benutzeravatar

» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich kann Nelchen ehrlich gesagt schon sehr gut verstehen, da es mir auch immer so ging, als ich noch kein Vegetarier war. Ich habe mich eigentlich schon recht früh mit dem Thema auseinander gesetzt und es auch schon als Kind als kritisch angesehen, Fleisch zu essen. Ich hatte immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich Fleisch gegessen habe, da ich immer im Hinterkopf hatte, was ich da eben gerade auf dem Teller habe. Bei einem Burger blieb das schlechte Gewissen eben auch im Hinterkopf, weil man einem Burger ja nicht direkt ansieht, woraus er denn besteht.

Hatte ich Knochen oder gar einen Kopf auf meinem Teller, kam das schlechte Gewissen aus dem Hinterkopf hervor und ich war richtig angeekelt und konnte das auch nicht mehr essen. Letztendlich bin ich dann eben auch Vegetarier geworden, weil ich keine Lust hatte, immer beim Fleisch essen ein schlechtes Gewissen zu haben und dieses nicht wirklich genießen zu können. Da mir Fleisch aber auch immer weniger geschmeckt hat und ich dann nur noch angewidert war, war das aber irgendwann kein Problem mehr für mich, ganz darauf zu verzichten.

Ich muss sagen, dass ich es nicht heuchlerisch finde, wenn jemand so empfindet, wie Nelchen. Offen gesagt finde ich es sogar gut, weil man sich dabei automatisch kritisch mit dem Thema auseinander setzt und sich in dem Moment bewusst wird, was man da isst. Es ist nicht nur ein Burger, sondern es ist eben ein Tier. Ich denke, dass man dadurch auch einen respektvolleren Umgang mit Fleisch bekommt und vielleicht auch darüber nachdenkt, kein Fleisch mehr aus Massentierhaltung zu kaufen und auch allgemein nicht mehr so viel Fleisch zu essen.

Benutzeravatar

» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^