Nichtrauchern mehr Urlaubstage geben?

vom 01.11.2017, 07:37 Uhr

Ich habe in den Medien von einer japanischen Firma gelesen, die den nichtrauchenden Mitarbeitern ganze 6 Tage mehr Urlaub haben als die Raucher. Begründet wird dies damit, dass die Nichtraucher eben mehr arbeiten würden als die Raucher. Der zusätzliche Urlaubsanspruch wäre quasi ein Ausgleich um der Gerechtigkeit willen.

Ich finde diese Idee gar nicht mal so schlecht und finde das sogar ganz fair, dass die Nichtraucher mehr Urlaub bekommen. Ob die Raucherpausen der anderen Kollegen ganze 6 Tage Urlaub im Jahr zusätzlich rechtfertigen kann ich so aber nicht sagen. Was haltet ihr von der Idee dieser japanischen Firma? Sollten sich deutsche Firmen daran ein Vorbild nehmen oder ist das schwachsinnig?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Als Nichtraucher wäre ich glatt dafür, bei der Umsetzung sehe ich aber, zumindest in meiner Firma, da einige Probleme.

Bei uns muss nicht ausgestempelt werden, wenn man eine Raucherpause macht. Der Betriebsrat ist vehement dagegen. Unter den Betriebsräten ist die Raucherquote aber auch extrem hoch. Daher hat diese Idee bei uns kaum eine Chance.

Die 6 Tage finde ich dabei noch nicht mal hoch angesetzt. Ich habe mal für mich die Zeiten notiert, zu denen meine direkte Kollegin zum Rauchen ins Raucherzimmer geht. Pro Stunde geht sie einmal eine Zigarette rauchen und ist dabei mehr als 10 Minuten weg. Wenn man das auf ein Jahr hochrechnet, sind die 6 Tage locker erreicht.

» Squeeky » Beiträge: 2792 » Talkpoints: 6,18 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


6 Urlaubstage sind natürlich schon sehr viel. Ich denke nicht, dass die Raucher so viel mehr Zeit mit rauchen, statt mit arbeiten verbringen. Ich finde das Konzept generell aber gut. Es kann auch ein Anreiz sein endlich mit dem Rauchen aufzuhören und somit auch gesünder zu leben. Ein Vorbild nehmen kann man sich daran aber vermutlich nicht so leicht. 6 zusätzliche Urlaubstage sind schon ziemlich viel, dass wird sich nicht jedes Unternehmen leisten können.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Bei uns im Betrieb gibt es gar keine Raucherpausen, darum ist da auch keine ungerechte Behandlung der Nichtraucher zu beklagen. Aber ich habe auch schon von einigen Betrieben gehört, in denen die Raucher regelmäßig ihre Pausen machen und die Nichtraucher dann weiter arbeiten, In solchen Fällen fände ich es absolut fair, wenn die Nichtraucher als Entschädigung dafür mehr Urlaubstage erhalten würden.

Schwachsinnig finde ich es daher gar nicht, sondern ich fände es sehr gut, wenn sich deutsche Firmen daran tatsächlich ein Beispiel nehmen würden. Auch wenn es vielleicht nicht 6 Tage wären, sondern nur 3, wäre es immerhin eine Entschädigung für die Nichtraucher, die sich zwischendurch keine Pausen gönnen und vielleicht auch ein Anreiz für die Raucher, mit dem Rauchen aufzuhören oder zumindest keine Raucherpausen zu machen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Die Frage ist doch fast schon, wo zieht man da eine Grenze? Der eine Raucher geht vielleicht zweimal am Tag eine rauchen und der andere eben jede Stunde einmal. Was wäre denn dann da an zusätzlichen Urlaubstagen gerecht? Bekommt der Raucher, der dann nur zweimal am Tag eine rauchen geht, statt 6 zusätzlichen Tagen trotzdem noch 2, weil er ja de facto weniger Arbeitszeit durch Rauchen verschwendet? Wer gilt als Raucher?

Derjenige der während der Arbeitszeit raucht oder derjenige der nur in seiner Freizeit raucht? Letzterer ist ja auch ein Raucher, beeinträchtigt aber in keiner Weise die betrieblichen Abläufe und was jemand in seiner Freizeit macht, solange es nicht geschäftsschädigend oder kriminell ist, geht den Arbeitgeber auch nichts an. Was ist mit denjenigen, die nur in der eh vorhandenen Mittagspause eine rauchen? Da ist ja eh schon Pause.

Wer kontrolliert das ganze dann überhaupt? Eine spezielle Raucherpolizei? Schwärzt der eine Kollege dann den anderen an? Bekommen dann in Zukunft die Personen, die keinen Kaffee oder Tee trinken und nicht dreimal am Tag oder öfter sich einen Kaffee holen und noch einen 5 Minuten Plausch in der Küche halten auch einen Urlaubstag zusätzlich?

Genauso wie in vielen Betrieben ja für jede Pause auch ausgestempelt werden muss, da muss derjenige der eine zusätzliche Pause einlegt, egal ob zum rauchen oder für was auch immer, die Zeit ja so oder so nach arbeiten, denn sonst erreicht er seine tägliche Sollarbeitszeit nicht. Wenn man dort dann so eine Regelung einführt, wäre der Raucher ja quasi doppelt benachteiligt, in solchen Betrieben wird eine Regelung mit zusätzlichen Urlaubstagen wohl keinen Bestand haben. Da würden dann andere Belohnungssysteme wahrscheinlich mehr greifen.

Was wäre dann eigentlich, wenn es in einem Betrieb dann plötzlich mal gar keinen Raucher mehr gibt? Werden dann allen die Urlaubstage auch wieder gestrichen, weil es ja keine Vergleiche mehr gibt und die Mitarbeiter dann wieder alle denselben Status haben? Wie ihr seht, so einfach ist das ganze im Endeffekt nicht und Mitbestimmungspflichtig über den Betriebsrat ist es ebenso.

Bevor man da mit mehr Urlaubstagen winkt, fände ich es wesentlich sinnvoller zum einen eine Zeiterfassung einzuführen, denn dann werden die zusätzlichen Raucherpausen ganz gerecht von der Arbeitszeit abgezogen und müssen nachgearbeitet werden und auch alle anderen Pausenzeiten von den Mitarbeitern werden erfasst, da kann dann auch keiner mehr eine Stunde Mittagspause mehr machen, obwohl ihm nur eine halbe Stunde zusteht. Das wäre in Bezug auf Pausen die größtmögliche Gerechtigkeit die man erreichen kann.

Zum anderen kann man eine Art Belohnungsprogramm einführen für diejenigen die mit dem rauchen aufhören oder eine Unterstützung für einen Raucherentwöhnung, das wäre wesentlich nachhaltiger für den einzelnen Mitarbeiter der mit dem rauchen aufhört, aber auch für die Kollegen und dazu käme dann noch der Effekt das sich das dauerhaft auf die Gesundheit und damit langfristig auch auf Krankentage auswirkt. Ein solches System wäre für alle wesentlich vorteilhafter und gerechter und vor allem langfristiger angelegt. Nur diesen Effekt sieht der Nichtraucher nicht sofort auf den ersten Blick, wie es bei zusätzlichen Urlaubstagen der Fall wäre.

» StarChild » Beiträge: 1405 » Talkpoints: 36,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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