Nicht zugeben wollen, dass man beleidigt ist?

Ich kenne einige Personen, die sehr oft und schnell eingeschnappt sind, wobei sie das aber selbst nicht zugeben können oder wollen. Eine ehemalige Freundin von mir war dabei auch immer sofort beleidigt, wenn man etwas Falsches gesagt hatte und schwieg dann nur noch vor sich hin. Fragte man sie, ob sie beleidigt wäre, stritt sie das sofort ab und war dann auch noch richtig wütend, wenn man darauf beharrte.

Kennt ihr auch Leute, die sehr schnell beleidigt sind, das aber einfach nicht zugeben können und wollen? Wieso versucht man, so etwas abzustreiten, wenn es doch offensichtlich ist? Wie würdet ihr auf so etwas reagieren?

Das kommt schon mal vor, dass ich beleidigt bin, es aber nicht zugeben möchte. Niemand kann von mir behaupten, dass dieses Verhalten bei mir immer vorkommt, aber ab und zu finde ich das ganz normal.

Wenn ich beispielsweise mit meiner Mutter streite oder es einfach mal wieder eine "Situation" gibt, dann bestreite ich das auch manchmal, dass das, was sie gesagt hat, mich getroffen hat. Oftmals ist mir das lieber, als das Thema weiter zu vertiefen und dann darüber zu diskutieren, warum ich beleidigt bin. Meine Mutter ist nämlich niemand, der darauf Rücksicht nehmen würde. Wenn sie findet, dass es keinen Grund gibt, beleidigt zu sein, dann habe ich das nicht zu sein und Punkt.

Daher könnte so eine Situation schnell eskalieren, wenn ich meine wahren Gefühle zugebe. Das will ich aber oft nicht, weil es eh zu nichts führt und ich ja auch nicht oft zu Hause bin. Daher will ich das bisschen Zeit nicht mit Streiten verplempern.

Außerdem gibt es Situationen, in denen man selber der Meinung ist, dass es übertrieben ist nun beleidigt zu reagieren. Aber Gefühle lassen sich eben leider nicht beliebig an- und ausschalten. Man ist also beleidigt, will das aber gar nicht. Dann würde ich es eventuell auch erst mal bestreiten. Auch wenn ich solche Gefühle gar nicht gut verstecken kann und jeder gleich merkt, was in mir los ist.

Es kommt aber auch immer darauf an, mit wem man es zu tun hat und wer einen dazu bringt, beleidigt zu sein. Es kommt ja auch immer darauf an, wie der andere darauf reagieren würde. Oder wie man vor demjenigen dastehen will oder ob man überhaupt ein Verhältnis zueinander hat, in dem man über seine Gefühle spricht.

Ich denke auch, dass es in manchen Situationen schon mal ganz normal ist, wenn man beleidigt ist, es aber nicht zugeben möchte. Das ist bei mir auch dann der Fall, wenn ich selber weiß, dass ich nicht beleidigt sein sollte, es aber einfach bin. Aber dann werde ich nicht noch wütend, wenn ich darauf angesprochen werde, sondern bitte einfach darum, in Ruhe gelassen zu werden, damit ich mich selber erst einmal beruhigen kann.

Es kommt schon mal vor, dass ich das auch nicht zugeben möchte, wobei es dann einfach so ist, dass ich die Situation nicht eskalieren lassen mag. Immerhin hat es ja einen Grund warum ich beleidigt bin und ich bin in dem Moment ja auch sehr emotional, da möchte ich immer erst mal ein bisschen herunter kommen um dann darüber noch mal nachzudenken und das Ganze sachlich zu besprechen.

Ich schweige auch mal wenn jemand etwas gesagt hat, aber das ist noch lange kein Anzeichen das ich beleidigt bin und es nicht zugeben möchte. Auch wenn mir, wie anderen wohl auch, oftmals direkt unterstellt wird weiß ich einfach wann es besser ist den Mund zu halten damit es nicht eskaliert. Wenn mich also jemand mit Anschuldigungen verletzt, dann kann ich es mit gleichem vergelten und am Ende fliegen die Fetzen oder ich sage nichts, die andere Person beschuldigt mich beleidigt zu sein aber das ich schweige zu ihrem Schutz auf die Idee kommen die Menschen nicht.

Wenn ich beleidigt bin und man mich dazu fragt, dann gebe ich das auch offen und ehrlich zu. Warum auch verschweigen? Einfach nur nichts sagen und so tun als wenn alles in Ordnung ist, ist einfach nur albern, kindisch und wenig erwachsen. Toll, dass das hier auch Menschen an den Tag legen die ansonsten über alles reden können, wollen und müssen. Da zeigt sich mal wieder, dass man eben nicht über alles reden kann wie diese Mitmenschen suggerieren in anderen Beiträgen.

Beleidigt zu sein ist in meinen Augen oft ein ganz blöder Zwischenzustand, mit dem umzugehen auch für Erwachsene schwierig ist. Einerseits kann man seine Gefühle zumindest vor sich selber nicht immer unterdrücken und verdrängen, andererseits wird "beleidigt" sein nicht umsonst als ziemlich unreife und wenig produktive Reaktion auf einen Konflikt gesehen. Stichwort Leberwurst. Und wer gibt schon gerne offen zu, dass er oder sie sich jetzt gerade kindisch und zickig verhalten muss, weil man sich über etwas Dummes oder Nichtiges ärgert?

Allerdings kann ich auch verstehen, dass Leute ungehalten reagieren, wenn sie offensichtlich gerade ein Gefühl haben, und sich nicht erst in Ruhe damit auseinander setzen können, weil die wohlmeinende Umwelt meint, sie noch zusätzlich unter Druck setzen zu müssen. Mir ging es schon oft so, dass ich einfach nur einen Moment Ruhe gebraucht habe, woraufhin ich jedoch verhört wurde, wieso ich denn böse/beleidigt/sauer/traurig sei.

Und wenn ich dann pampig wurde, hieß es: " Siehst du, ich hatte doch recht damit, dass du beleidigt/sauer/traurig bist. Das nächste Mal kannst du es doch gleich zugeben, dann können wir darüber reden! " Eine klassische No-Win-Situation, die man so einfach vermeiden könnte, wenn man nicht ständig von Leuten erwartet, dass sie sich für jede Seelenregung rechtfertigen müssen.