Nicht zu Besuch fahren wollen, wenn nur Anhang daheim?

Ich habe in dieser Hinsicht eine sehr interessante Beobachtung gemacht. In meiner Familie ist es so, dass es gar keine Rolle spielt, ob jemand Anhang ist oder nicht, man pflegt trotzdem engen Kontakt zu dieser Person. Beispielsweise ist meine angeheiratete Tante geschieden, aber wir besuchen sie trotzdem oft, auch wenn sie für manche Menschen dadurch formal nicht (mehr) zur Familie gehören würde. Ich sehe das aber anders.

In der Familie meines Partners ist das jedoch vollkommen anders. Da besucht man nur dann einen Verwandten, wenn dieser auch zu Hause ist. Wenn "nur" der Anhang zu Hause ist, meidet man das eher. Das trifft auch auf die Fälle zu, wo der Anhang praktisch schon 20 Jahre zur Familie gehört und man sich regelmäßig trifft. Wie ist das bei euch? Fahrt ihr zu Besuch, wenn nur der "Anhang" daheim ist? Oder besteht ihr darauf, eure Angehörigen und Freunde zu treffen? Lohnt sich ein Besuch von euch nicht, wenn besagte Person nicht da ist?

Nur weil jemand geschieden ist, heißt das doch nicht, dass mag sie nicht mehr mag oder als Tante sieht. So eine Einstellung habe ich auch nicht und sehe nach wie vor Tanten und Onkel als solche an, auch wenn diese sich vielleicht getrennt haben.

Für mich spielt das Verhältnis eine Rolle, welches man zu dem Menschen hat. Bei uns ist es so, dass man auch durchaus jemanden besucht, wenn der Blutsverwandte auch mal nicht zu Hause ist. Da sehe ich gar kein Problem, wenn man sich mag und versteht.

Es kommt doch immer darauf an in welchem Verhältnis ich zu den Leuten stehe. Dabei meine ich jetzt aber nicht das verwandtschaftliche Verhältnis, sondern das persönliche Verhältnis. Es gibt ja auch immer mal Verwandte mit denen man nicht wirklich klar kommt. Warum sollte ich dann lieber zu denen zu Besuch fahren, wenn ich mit dem Anhang viel besser klar komme?

Aber ich muss die Leute halt mögen. Wenn ich jemand nicht mag, dann fahre ich da nicht hin, egal wer da gerade zu Hause ist oder eben auch nicht zu Hause. Zumal es ja schon so ist, dass es ja auch mal einen Anhang gibt, den man praktisch als Familie bezeichnet und wo man das auch so lebt.

Ich finde auch, dass das verwandtschaftliche Verhältnis da in keiner Weise zählt, sondern nur das persönliche Verhältnis. Ich meine, mit seinen Freunden hat man doch auch kein verwandtschaftliches Verhältnis und besucht sie trotzdem, weil man sie mag. Genauso sehe ich es bei Verwandten oder Nicht-Verwandten eben auch. Wenn ich jemanden mag und mich mit der Person verstehe, dann besuche ich sie auch, egal wie das verwandtschaftliche Verhältnis zu der Person ist. Genauso wird es eigentlich auch in meiner ganzen Familie gehandhabt.

Meine Cousine ist beispielsweise auch nicht meine richtige Cousine, weil wir nicht miteinander verwandt sind und mein Onkel eben eine Frau mit Kind geheiratet hat. Trotzdem waren wir einen Zeit lang die besten Freundinnen überhaupt und da war uns auch völlig egal, ob wir nun verwandt sind oder nicht.

Ich würde das - wie meine Vorschreiber auch - nicht an dem Verwandtschaftsgrad festmachen. Ich besuche meine Verwandten ja nicht aus Pflichtgefühl, damit ich meine Familie besucht habe, sondern weil ich sie gerne alle sehe. Würde ich also zum Beispiel jemanden nicht besuchen, dann aus dem Grund,dass ich denjenigen zwar akzeptiere aber nicht unbedingt sehen muss. Ich habe zum Beispiel einen Onkel & Tante, da finde ich meinen leiblichen Onkel absolut "nervig", meine angeheiratete Tante dagegen klasse. Ich mag also den "Anhang" lieber als meinen leiblichen Verwandten. Ich habe zum Beispiel zum Teil auch noch Kontakt zu Exfreundinnen meines Bruders bzw. meiner Cousins.