Nicht miteinander reden, schlimmer als Streit empfinden?

vom 09.05.2017, 08:14 Uhr

Es kommt ja durchaus mal vor, dass mit jemandem Streit hat und dann anschließend Funkstille herrscht und man nicht miteinander spricht. Wenn man sich eher nicht täglich sieht, ist das sicherlich leichter durchzuhalten und man ist auch durch seine Tätigkeiten etwas abgelenkt.

Schlimmer stelle ich es mir da vor, wenn man in einem Haushalt mit der Person lebt und sich dann nur an schweigt und vielleicht auch aus dem Weg geht. Für mich ist das meistens doch eine schwierige Situation und mir wäre es dann auch meist lieber, nochmal über die Uneinigkeit zu sprechen, statt eben einfach nur zu schweigen und den anderen zu meiden. Manchmal empfinde ich das sogar belastender als einen Streit.

Empfindet ihr es auch schlimmer, wenn man nicht mehr miteinander redet, als einen Streit zu haben? Stört es euch vielleicht gar nicht, wenn man sich eine Zeitlang an schweigt? Oder habt ihr damit doch größere Probleme und seit froh, wenn man wieder miteinander spricht? Wie geht ihr damit um, wenn man Schweigen herrscht?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Mein Freund macht so was oft auch. Er redet mit mir gar nicht, er braucht ja mindestens 1 Tag Zeit, um sich wieder zu beruhigen. Am Anfang fand ich es echt schlimm, ich wusste nicht, wann er wieder mit mir redet, ob alles bei uns in Ordnung ist oder nicht usw. Nun nach 2 Jahren Zusammenleben empfinde ich es von ihm als "normale" Sache. Er sagte, dass er als Mann nicht so offen ist und versteckt seine Emotionen oft, deswegen braucht er mehr Zeit nach dem Streit.

» itazuranakiss » Beiträge: 21 » Talkpoints: 3,92 »


Ich komme als friedliebender Mensch allgemein sehr schlecht mit Streitigkeiten klar und versuche meistens, diesen komplett aus dem Weg zu gehen oder sie möglichst schnell beizulegen. Nicht selten bin ich dann auch diejenige, die von ihrem Standpunkt abrückt und einen Kompromiss eingeht, nur damit der Haussegen nicht mehr schief hängt. Nicht immer ist das die langfristig hilfreiche Methode, aber schlechtes Klima in einer Freundschaft oder Beziehung belastet mich psychisch und emotional viel zu sehr, als dass es mir Wert wäre, mein Recht immer auf Biegen und Brechen durchsetzen zu wollen.

Gar nicht mehr miteinander zu reden ist dabei meiner Meinung nach wirklich die schlimmste und mieseste Form, einen Streit auszutragen. Das vertrage ich überhaupt nicht, denn es macht mich regelrecht wahnsinnig, wenn ich nicht weiß, was mein Gegenüber denkt und fühlt. Ich verfalle dann schnell in das altbekannte Schema, dass ich mir die Schuld für alles gebe, und fange an, mir wegen jeder Kleinigkeit, die ich falsch gemacht haben könnte, ein schlechtes Gewissen zu machen. Deswegen suche ich auch immer irgendwann das Gespräch und möchte die Sache klären, denn die Situation, dass man sich anschweigt und seinen Gefühlen keinerlei Raum gibt, hasse ich einfach.

Natürlich lasse ich mich auch nicht gerne beleidigen und anschreien, aber wenn ein Streit so eskaliert, dann weiß man zumindest, dass der andere wirklich wütend ist, und in der Regel bekommt man den Grund dafür auch an den Kopf geworfen und kann sich entsprechend dafür rechtfertigen oder entschuldigen. Außerdem geht es beiden Parteien meist besser, sobald sie ihrem Ärger Ausdruck verliehen haben, und danach kann man sachlich darüber reden und eine Lösung finden.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Ich finde so ein Schweigen meistens sehr viel schlimmer als eine direkte Konfrontation. Natürlich kommt es auch auf die Art des Streits an, wenn es nur darum geht sich anzuschreien, den anderen zu übertrumpfen und anderes destruktives Verhalten, dann lieber Schweigen als Streit. Aber in allen anderen Fällen kommt es mir schlimmer vor, wenn nicht geredet wird, gerade wenn man eigentlich noch etwas zu sagen hätte.

Im Streit kann man letztendlich auch mal einlenken, wenn nicht geredet wird, muss einer den ersten Schritt machen und die Sache zieht sich vielleicht viel länger hin als nötig, weil keiner der erste sein will. So etwas möchte ich weder in der Freundschaft noch in der Partnerschaft erleben. Einige brauchen vielleicht ein paar schweigsame Stunden nach einer Auseinandersetzung, so wie itazuranakiss das beschrieben hat, aber ich bin in solchen Situationen immer kreuzunglücklich.

» Schneeblume » Beiträge: 3095 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Kommt doch ganz auf die Person drauf an. Bei meinem EX Partner war ich froh, wenn dieser hinterher mal seinen Rand gehalten hatte und Stille war. Denn wenn er seinen Mund aufgemacht hat, dann kamen daraus nur Anschuldigungen heraus egal was er gesagt hat und hat sich immer als das Opferlamm dargestellt. Entsprechend führte das bereits nach kurzer Zeit immer zum Streit wenn er nur etwas gesagt hat und da war mir die Stille und das aus dem Weg gehen dann doch lieber.

Schlimm finde ich beides nicht, es gehört einfach beides mit dazu. Auch wenn der eine Redebedarf hat, der andere aber noch Zeit braucht und nichts sagen möchte, dann sollte man das auch lassen und kein Gespräch erzwingen. Denn das geht am Ende auch nur wieder nach hinten los und wie lange dauert das bei den meisten, wenige Stunden oder mal 1-2 Tage? Alles eine Überschaubare Zeit mit der man klar kommen sollte, wenn in der Zeit Funkstille herrscht damit jeder seine Zeit hat zum runter kommen und man hinterher sachlich darüber sprechen kann.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich würde hier nach den Beweggründen entscheiden, weswegen jemand nach einem Streit die Schotten dichtmacht. Manche Leute neigen dazu, endlos weiter zu debattieren, auch wenn eigentlich schon alles gesagt ist, und machen die Sache damit oft nur noch schlimmer. In diesen Fällen kann es sogar von Vorteil sein, wenn man die Sache mal auf sich beruhen lässt und mit etwas Abstand von Neuem versucht, das Problem zu lösen. Gerade in der Hitze des Gefechts fallen sonst nur noch mehr unüberlegte und verletzende Äußerungen, was man sehr gut dadurch verhindern kann, dass man auch mal den Rand hält.

Aber dann gibt es natürlich auch noch die Leute, die dann schmollen, und dann ist bei mir wiederum der Ofen aus. Emotionale Erpressung lasse ich niemandem durchgehen. In meinen Augen macht es einen Unterschied, wenn jemand beispielsweise sagt: "Hör mal, wir drehen uns hier im Kreis, ich brauche jetzt erst einmal frische Luft. Wir reden heute abend weiter!" oder einfach so kommentarlos die Luken dicht macht, mich nicht mehr anschaut und überhaupt kein Wort mehr sagt. Selbst wenn man sich über ein Thema ganz und gar nicht einig ist, kann man den anderen immer noch grüßen oder ähnliches. Aus Trotz ignoriert zu werden betrachte ich als Druckmittel in einer Partnerschaft, und damit braucht man mir nicht zu kommen. Wenn sich jemand zu schön ist, normal mit mir zu sprechen, kann er sich gerne jemanden suchen, der sich das gefallen lässt. Das hat mit Auszeiten, um seine Gedanken zu sortieren, überhaupt nichts zu tun.

» Gerbera » Beiträge: 11313 » Talkpoints: 47,96 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Gerbera hat geschrieben:Manche Leute neigen dazu, endlos weiter zu debattieren, auch wenn eigentlich schon alles gesagt ist, und machen die Sache damit oft nur noch schlimmer.

Gerbera hat es für mich perfekt ausgedrückt. Ich kenne auch solche Personen und für mich ist es besonders schlimm, wenn sich der Streithahn auch im Recht sieht und teilweise auch wirklich in alten Wunden herumstochert. Irgendwann muss man sich trotz Meinungsverschiedenheit wieder zusammenraufen und da spielt es auch keine Rolle, wer am Ende Recht hat oder nicht.

Gerbera hat geschrieben:Gerade in der Hitze des Gefechts fallen sonst nur noch mehr unüberlegte und verletzende Äußerungen, was man sehr gut dadurch verhindern kann, dass man auch mal den Rand hält.

Vor wenigen Wochen gab es zwischen mir und einem Freund eine Auseinandersetzung. Im Streit meinte er, dass er nur aus Mitleid mit mir Zeit verbrachte, mich nie leiden konnte und mittlerweile andere Freude gefunden hat, mit denen er mehr Spaß hat als mit mir. Wobei er derjenige war, der mich meistens zuerst kontaktierte und vor dem Streit noch erwähnte, dass er gerne Zeit mit mir verbringt.

Ich weiß, dass seine Aussagen nicht seinen Empfinden entsprechen. In Streitereien wird er aber gerne ausfallend und beleidigend. Das habe ich schon bei anderen Freunden miterlebt, er wird einfach trotzig, wenn er seinen Willen nicht bekommt oder seine Freude nicht sofort springen, wenn er es verlangt. Mir wäre es in diesem Fall aber lieber gewesen, wenn er einfach die Klappe gehalten hätte, denn unter diesen Umständen kann ich nie wieder eine Freundschaft mit ihm führen.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9228 » Talkpoints: 24,02 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich bin der Typ Mensch, der Streit sofort ausdiskutiert oder Themen, um keinerlei Streitpotenzial in diesem Sinne zu bieten. Das heißt wirklich, dass ich auch erwarte, dass mein Partner zum Beispiel irgendwelche Störfaktoren nicht in sich hineinfrisst, sondern mir mitteilt. Zum einen, um den Streitpunkt in gewisser Lautstärke & Co zu vermeiden und zum anderen, weil ich der Meinung bin, dass dies zur guten Menschenbasis mit Vertrauen dazu gehört.

Trotzdem kann natürlich eine Diskussion entfachen. Wenn danach mal jemand den Rand hält, so what? Finde ich nicht weiter tragisch, solange das jetzt nicht kindlich stundenlang so geht und man sich als nicht redener Part nicht mehr beruhigt. Ein wenig kann man ja den kühlen Kopf bewahren, aber es gibt ja Personen, die es wahrlich übertreiben.

Ignoriert werden ist schon ätzend. Vor allem von Personen, wo man im selben Haushalt mit lebt. Das kann ich auch bestätigen, aber ich bin da auch stur und kann das kindergartenmässig mal umgekehrt machen. Komisch, dass dann auf einmal allen klar wird, wie dämlich das oftmals ist.

Wenn das Verhalten zu häufig für Kindergarten ist, dann stimmt mich das schon missmütig. Das muss ich nicht haben und will ich auch nicht. Was wäre denn dann, wenn es mal was richtig dringliches ist? Reden wir dann fünf Wochen nicht, versteht ihr, was ich meine?

Ignorieren kann mal kurzfristig hilfreich sein, um einen kühlen Kopf zu bekommen, sich zu sammeln usw. Doch bitte nicht übertreiben, weil dafür bin ich dann auch offenbar nicht das richtige Gegenstück.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Wenn mein Mann und ich eine Meinungsverschiedenheit haben, dann muss für mich auch immer alles sofort auf den Tisch und dann wird bis zu einem Ergebnis diskutiert. Ich bin sehr harmoniebedürftig und möchte so etwas sofort geklärt haben. Wenn mein Mann mich nach einer Auseinandersetzung aus Trotz anschweigen würde, würde ich ausrasten. Was ist das denn bitte für ein kindisches Verhalten? Da wird doch bewusst versucht, Druck und ein schlechtes Gewissen beim Partner hervorzurufen.

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» ninjafan » Beiträge: 1455 » Talkpoints: -0,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Sowohl in einer Beziehung als auch in einer Freundschaft - also in Bezug auf Menschen, die ich mir aussuchen kann - möchte ich keine Streitigkeiten haben. In früheren Beziehungen gab es oft Streit, das konnte ich nicht sonderlich leiden und daher habe ich mir jemanden als Partner gesucht, mit dem ich mich nicht streite und das ist herrlich. Es gibt keine Konflikte und es ist harmonisch und das schon seit Jahren. Genauso habe ich mich bei der Erweiterung meines Freundeskreises von allen getrennt, die Konflikte heraufbeschworen haben. Wer unbedingt Streit will, soll andere da hineinziehen, aber nicht mich.

Wenn es die Familie betrifft, dann sitze ich das aus. Es gibt Familienmitglieder, die ich ohnehin nicht mag und die sich auch strittig verhalten und wenn die dann schmollen, dann schmolle ich auch und ich halte das länger durch. Ich kann auch wochenlang nicht mit jemandem reden und schlage den anderen dadurch mit seinen eigenen Waffen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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