Nicht mehr auf weibliche Ansprache bestehen - Resignation?

vom 28.02.2015, 18:24 Uhr

Eine Professorin an meiner Universität hat uns am Ende des Semesters darauf hingewiesen, dass sie in keiner Email oder in keinem Blatt zwischen Studenten und Studentinnen unterschieden hat. Immer stand dort Studenten, nicht einmal die moderne Ansprache ''Studierende''. Sie meinte, dass sie sich darüber wundern würde, dass keiner sich beschwert oder sie darauf hingewiesen hätte.

Ich selbst musste schmunzeln. Offenbar wird heute von den Frauen erwartet, dass sie sich darüber aufregen, dass wird dann offenbar als Emanzipation eingeordnet. Für mich ist das aber eher Hysterien und die Tatsache, dass man sich nichts daraus macht würde ich schon viele eher als Emanzipation betrachten. Warum sollte man sich als Frauen über sowas aufregen? Das ist ebenso schräg und übertrieben wie die Gegner des Ampelmännchens die unbedingt die Ampelfrau einführen wollen, obwohl es keine Frau interessiert.

Würdet ihr euch darüber aufregen, dass in der Universität oder an eurer Arbeitsstätte nur die männliche Anrede verwendet wird? Kann man unter ''Studenten'' nicht sowohl weibliche, als auch männliche verstehen? Ist das ein Anzeichen mangelnden Engagements, wenn Studenten sich darüber nicht mehr aufregen?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich habe das noch nie verstanden, dass es unbedingt von allem auch eine weibliche Form geben muss. Das finde ich einfach nur übertrieben. Emanzipation hat für mich vor allem etwas mit den Rechten der Frauen zu tun, die die gleichen sein sollen, wie die Männer sie haben. Aber die Ansprache ist mir doch relativ egal. Ich studiere nun nicht, aber wenn von einem Arbeitnehmer die Rede ist, dann fühle ich mich als Frau auch angesprochen.

Ich sehe es nicht als Anzeichen von zu wenig Engagement oder gar von Resignation, wenn sich niemand darüber aufregt. Es ist dann einfach nicht so wichtig für die meisten Menschen, wie es einige wenige Leute offenbar meinen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Um ehrlich zu sein verstehe ich diese ewige Feminismus-Debatte auch nicht wirklich. Ich finde es einfach überflüssig ständig die männliche und die weibliche Form zu benutzen. Ich habe mich noch nie diskriminiert oder beleidigt gefühlt nur weil man in meiner Gegenwart die männliche Variante verwendet und mich damit einbezogen hat. Ich finde derartige Diskussionen ehrlich gesagt ziemlich kleinkariert und überflüssig. Es gibt weiß Gott wichtigeres im Leben als sich mit solchen Bagatellen herumzuschlagen.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde die Gleichberechtigung nach wie vor wichtig und sinnvoll. Allerdings finde ich, dass man mit aufgeblähten Worthülsen und vermeintlicher Political Correctness viel kaputt reden kann, statt konstruktiv wirklich etwas zu verändern. Mich langweilt das einfach nur und ich finde es genauso kurios wie irgendwelche Frauenaktivistinnen, die ihren Prostest ausgerechnet mit nackten Brüsten darstellen müssen. :lol:

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich versuche mich gerade daran zu erinnern, wie wir damals im Studium in E-Mails und solchen Sachen angesprochen wurden, aber ich kann mich echt nicht erinnern. Das ist bei mir nun schon ein paar Jahre her, aber so lange auch wieder nicht und ich habe eigentlich ein sehr gutes Gedächtnis. Wenn mir das in irgendeiner Weise aufgefallen wäre würde ich mich sicher erinnern. Aus dieser Tatsache schließe ich, dass mir der Inhalt der E-Mail wichtig war und nicht die Art und Weise, wie ich da angesprochen werde.

Die meisten Studentinnen sind heute doch wohl auch schlau genug um zu wissen, welche Kämpfe wirklich wichtig sind und wofür es sich lohnt zu kämpfen. Es ist doch viel wichtiger, dass man als Frau die gleichen Berufschancen und den gleichen Verdienst hat wie die männlichen Kommilitonen und, dass man durch eventuelle Kinder nicht davon abgehalten wird Karriere zu machen und trotzdem eine Chance bekommt sich im Berufsleben zu beweisen. All das bekomme ich aber nicht durch eine E-Mail, in der ich auf feministisch-korrekte Weise angesprochen werde.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Für mich sind diese korrekten Ansprachen nur entsprechende Worthülsen, nicht mehr und nicht weniger. Nur weil man sich an eine andere Anrede gewöhnt hat, wird noch lange nicht alles anders und die gesellschaftliche Prägung ändert sich dadurch auch nicht.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Witzig wäre es einfach mal, für alle die weibliche Anrede zu verwenden. Also alle als Studentinnen anzusprechen. Hach, da wäre ich gerne mal Mäuschen bei den nachfolgenden Diskussionen. Wenn es weibliche Studenten gibt, warum nicht auch männliche Studentinnen.

Nicht zuletzt gibt es schließlich mehr Frauen, als Männer auf der ganzen Welt. Daran würde ich wirklich Spaß haben. Wäre doch echt mal eine Maßnahme. Warum sollte denn immer die Anrede des Patriarchates gelten?

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Bei mir würde es wohl von der Tagesform abhängen, ob ich das entsprechende Fass aufmachen würde, da ich bekanntlich ein Problem damit habe, dass männlich außer bei Hebammen immer noch als Standard gilt und alle abweichenden Formen als eben das - Abweichungen. Sprache formt das Bewusstsein und so.

Aber im Studium hätte ich mir wohl eher gedacht, dass die Alte wohl gewaltig hinter der Zeit herhinkt oder ihre Hilfschargen mal auf Vordermann bringen sollte, wenn mir aufgefallen wäre, dass man mich trotz mehr als 50 Prozent weiblicher Studierender im Kurs als Mann ansieht. Aber ich hätte es auch nicht als meine Bürgerpflicht angesehen, einer einzelnen Person Nachhilfe in Sachen Feminismus zu geben - gerade einem "Professor", die ja eigentlich wissen müsste, wie es ist, sich im ewigen Schwanzlängenvergleich als Frau zu positionieren. Am Ende hätte ich dann noch einen Nerv der guten Frau getroffen und mir meinen Notenschnitt versaut. Das können Professoren nämlich ohne weiteres.

Ich wäre also weder "hysterisch" geworden noch hätte ich eine Person belehrt, die erfahrungsmäßig eher allergisch darauf reagiert, von den Fußhupen, pardon "Studenten" belehrt zu werden, sondern hätte mich schlicht am Aschermittwoch besuchen lassen. Das macht mich nicht zu einer schlechteren Feministin, was man von der Frau Herr Professor nicht behaupten kann.

» Gerbera » Beiträge: 11310 » Talkpoints: 47,17 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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