Nicht in Restaurant gehen wollen, weil man nichts schmeckt?

vom 02.04.2018, 11:54 Uhr

Die Familie einer Freundin wollte Ostern in einem Restaurant essen gehen. Es sollten eben die Eltern und Kinder daran teilnehmen. Nun ist es aber so, dass der Vater durch eine Krankheit wohl nicht mehr sehr ausgeprägte Geschmacksnerven hat und nur ganz bestimmte Dinge nur noch leicht schmeckt, alles andere schmeckt für ihn wohl nach gar nichts. Der Vater meinte wohl auch, dass er nicht wüsste, ob er mit ins Restaurant gehen würde. Denn für ihn würde sich das ja gar nicht lohnen, da er doch sowieso nichts schmecken würde.

Die Familie ist darüber schon empört und enttäuscht, da sie ihn natürlich gerne dabei haben möchten. Sie wollen als Familie ein nettes Essen dort verbringen. Meine Freundin meint, dass es doch egal ist, ob sie im Restaurant essen oder die Mutter zu Hause einen Brat macht, wenn er nichts davon schmecken könnte, würde das ja gleich bleiben und beide Gerichte Geld kosten.

Könnt ihr nachvollziehen, dass man nicht in ein Restaurant möchte, wenn man nicht mehr allzu viel schmeckt? Ist es da nicht egal, ob man zu Hause etwas isst oder im Restaurant? Geht es nicht auch darum, als Familie etwas gemeinsam zu machen?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Natürlich spielt es so gesehen keine Rolle, was der Vater isst, wenn er alles gleichermaßen schlecht schmecken kann. Schade ist es dann sowohl um den hausgemachten Osterbraten als auch um das 3-Gänge-Festtagsmenü im Restaurant. Der feine Unterschied besteht nur darin, dass sich die Kochkünste der Mutter vermutlich weniger Geld kosten lassen als ein Ausflug in ein teures Nobelrestaurant.

Ich muss zugeben, dass ich auch mit mir hadern würde, für Wucherpreise schick auswärts essen zu gehen, wenn ich genau wüsste, dass ich die Speisen aufgrund einer Krankheit nicht wirklich genießen könnte. Da wäre ich fast geneigt, das Festessen zu vertagen und zuhause etwas schlichtes und günstiges aufzutischen.

Natürlich ist das bei großen Familienfeiern, wo die Hälfte der Anwesenden berufstätig ist, nicht ohne weiteres möglich, wenn der Ausweichtermin nicht zufällig auch auf einen freien Tag fällt und ich hätte schon auch ein schlechtes Gewissen den anderen gegenüber, die sich wahrscheinlich lange auf diesen Anlass gefreut haben.

Zur Not würde ich dann eben in den sauren Apfel beißen und mir vielleicht nicht das kostspieligste Gericht auf der Karte aussuchen, sondern irgendwas, was im Mittelfeld liegt und worum es nicht allzu schade wäre, wenn nicht viel geschmacklich hängen bleibt.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Nelchen hat geschrieben:Meine Freundin meint, dass es doch egal ist, ob sie im Restaurant essen oder die Mutter zu Hause einen Brat macht, wenn er nichts davon schmecken könnte, würde das ja gleich bleiben und beide Gerichte Geld kosten.

Dir ist schon klar, dass das trotzdem einen Unterschied beim Preis macht oder? Im Restaurant bezahlt man ja nicht nur den Einkaufspreis der Zutaten, sondern locker 3-4 Mal mehr und dann kommt eventuell noch Trinkgeld dazu. Dafür, dass ich nichts schmecke, würde ich so viel Geld gar nicht bezahlen wollen, wenn ich ehrlich bin. Da ist einfach kein Mehrwert unter diesen Voraussetzungen drin.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Vom preislichen Aspekt mal abgesehen kann es doch auch sein, dass der Vater es zu deprimierend findet, wenn alle sich das tolle und kostspielige Menü schmecken lassen können, während er im Ambiente einer guten Lokalität daneben sitzt und gefühlt auf Sägespänen und Brei herumkauen muss. Es kann für einen Kranken oder sonstwie gesundheitlich eingeschränkten Menschen belastend sein, wenn man sieht, wie alle anderen etwas können, was man selbst nicht mehr so kann, vor allem, wenn es etwas ist, das für den Rest der Menschheit eine völlige Selbstverständlichkeit darstellt.

Du hast auch nichts davon geschrieben, wie lange der Vater schon unter dieser Einschränkung leidet, ob es ein vorübergehendes Phänomen ist und wie er selbst generell mit dieser Situation zurechtkommt. Ich würde da vielleicht die eigene Empörung zurückstellen und eben zuhause essen oder den Fokus gleich auf eine andere Aktivität legen als nun unbedingt eine ganz besondere Mahlzeit. Wenn es nur um das Zusammensein geht, dann ist es doch auch nicht so schlimm, wenn das alles im kleineren Rahmen stattfindet.

» Verbena » Beiträge: 4979 » Talkpoints: 3,27 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich muss sagen, dass ich den Gedankengang schon verstehen kann. Sicher geht es um mehr als nur um das Essen, weil es ja auch wichtig ist, als Familie zusammen zu sitzen und zu reden. Aber wenn man bedenkt, dass das Essen in einem schönen Restaurant nicht gerade preiswert ist, dann würde ich ehrlich gesagt auch überlegen, ob ich das machen würde, wenn ich nichts schmecken könnte.

Natürlich kostet das Essen zu Hause auch Geld und essen muss man etwas, auch wenn man keinen Geschmack hat, das ist schon klar. Aber das Essen im Restaurant ist eben deutlich teurer, als wenn man zu Hause etwas macht. Darum muss ich sagen, dass ich diesen Gedanken auch im Hinterkopf hätte, wenn ich im Restaurant etwas essen würde, obwohl ich nichts schmecke.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Also grundsätzlich nachvollziehen kann ich das absolut, wahrscheinlich würde ich an seiner Stelle das ganze ähnlich handhaben und nicht wirklich gerne oder oft in Restaurants gehen. Ich finde allerdings schon, dass es etwas anderes ist, wenn es darum geht dass es mehr im Vordergrund steht dass man Familie oder Freunde trifft die man ansonsten nicht so oft sieht, da sehe ich das Zusammentreffen dann doch als wichtiger an, und wäre auch leicht vor den Kopf geschlagen wenn er sich dann aus der Affäre ziehen würde, denn in diesem Szenario geht es ja nicht darum essen zu gehen um des Essens Willen sondern alte und hoffentlich wichtige Kontakte zu pflegen.

» bellevine » Beiträge: 579 » Talkpoints: 5,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Man geht ja aber nicht nur ins Restaurant, um dort ein gutes Essen zu genießen. Natürlich spielt das auch eine große Rolle, aber man geht ja auch ins Restaurant, weil es etwas Geselliges. Man sitzt als Pärchen, Freunde oder Familie zusammen, isst etwas und unterhält sich dabei. Es geht ja auch darum, einfach Zeit miteinander zu verbringen und sich schön zu unterhalten und sich bedienen zu lassen. Von daher sollte man durchaus auch ins Restaurant gehen, wenn man nichts schmeckt.

Das lohnt sich natürlich nicht für jeden Tag, aber es wäre doch schade, an so einer Familienangelegenheit nicht teilzunehmen, nur weil man nichts schmeckt. Wenn ich erkältet bin und nicht viel schmecke, gehe ich bei so etwas trotzdem gerne mit, wenn ich mich mit den anderen unterhalten will, mich bedienen lassen und die Atmosphäre genießen will.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



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