Nicht eingestehen wollen, das Haustier einen nervt?

Ich habe mir vor wenigen Jahren einige Reptilien zugelegt und bin auch super froh deswegen. Ich bereue meine Entscheidung nicht und genieße es nach wie vor, mehrere Haustiere zu haben. Kurz nach meiner ersten Anschaffung, hat sich auch ein Bekannter von mir eine Bartagame gekauft und diese zunächst noch stolz im Bekanntenkreis präsentiert und angegeben. Inzwischen scheint ihn das Tier aber nur noch zu nerven.

Daher kommen von ihm ab und an einige Ausreden, mit denen er offenbar deutlichen möchte, dass er das Tier nicht behalten kann. Der Strom für die Lampe wäre zu teuer, obwohl er sehr gut verdient, er müsste dauernd Futter kaufen, obwohl die Bartagame gar nicht so häufig fressen und so weiter und so fort. Letztendlich sucht er nun nach Ausreden das Tier abzugeben und möchte sich selbst nicht eingestehen und nicht offen sagen, dass das Tier ihn einfach nervt. Wie findet ihr solche Leute, könnt ihr verstehen, warum man sich dann direkt so ein komplizierteres Tier holt und nicht erstmal mit einem Hamster oder so anfängt?

Na gut, Bartagamen sind ja jetzt nicht sonderlich kompliziert. Davon abgesehen halte ich die Frage, ob man nicht eher einen Hamster als ein Reptil für den Anfang kaufen sollte, für nicht gut durchdacht, da es sich um völlig unterschiedliche Tiere mit unterschiedlichen Verhaltensweisen handelt. Jemand, der mit einem Hamster "anfängt", kann von einem Reptil dann trotzdem genervt sein und anders herum.

Es ist halt nicht jeder ein Reptilientyp. Nicht jeder kann auf Dauer etwas mit Tieren anfangen, mit denen man eigentlich nicht viel machen kann. Mit einem Hamster kann man kuscheln und spielen, mit einem Reptil nicht. Ein Reptil ist in erster Linie einfach mal da und interagiert nicht viel mit dem Menschen. Und das unterschätzt mancher, denke ich.

Am Anfang ist ein neues Haustier immer spannend. Im Falle der Bartagame kann man unheimlich viel Zeit damit verbringen, das Terrarium zu gestalten. Aber irgendwann sind Platz und Möglichkeiten ausgeschöpft. Dann steht das Ding und es gibt nichts mehr zu tun. Dann hat man "nur noch" das Tier. Das Tier, das einen nicht mehr wirklich viel überraschen kann, weil es -im Gegensatz zu vielen Säugetieren- einfach wenig agiert. Eine Bartagame frisst, sonnt sich und untersucht die Umgebung. Wenn es zwei sind, streiten sie sich mal oder vermehren sich. Mehr aber eben auch nicht. Da kommt einfach irgendwann nichts Neues mehr.

Dann stellt man fest, dass das einst spannende Haustier doch eher langweilig ist. Trotzdem muss man halt täglich sauber machen, Salat und Gemüse schneiden und sich um die Instandhaltung der Technik kümmern. Wenn man dann keinen Spaß mehr daran hat, weil man einfach kein Reptilientyp ist, dann ist es eben einfacher, nach Ausreden zu suchen, warum man das Tier abgeben muss als sich einzugestehen, dass man das Tier in einer Euphorie gekauft hat und sich selbst falsch eingeschätzt hat, als man dachte, das Tier sei das Richtige für einen.

Ich glaube, das ist nur menschlich, dass man eher Ausflüchte sucht als zu sagen "Ich habe mich geirrt und mir ein Tier gekauft, das mich nicht glücklich macht".

Grundsätzlich ist es schade, wenn man das Interesse am Tier verliert oder gar genervt davon ist. Man kann so einer Situation auch nicht unbedingt vorbeugen, indem man sehr lange vor der Anschaffung überlegt. Manchmal stellt sich eben erst zu spät heraus, dass man nicht zueinander passt. Dann ist man entweder so konsequent, ihm ein neues Zuhause zu suchen oder man behält es und hofft, dass sich das Interesse wieder steigert. Wirklich verwerflich finde ich nur, wenn man das Tier dann vernachlässigt oder so.