Nicht arbeiten gehen, weil zu wenig Zeit für den Partner?
Eine Kollegin von mir ist wirklich der Oberkracher. Sie ist schon seit einigen Jahren in einer Beziehung. Sie und ihr Freund sind arbeitslos und das schon lange. Es sind auch Drogen und Alkohol dafür teilweise die Gründe gewesen, aber sie begeben sich in therapeutischen Händen und das klappt schon ganz gut. Aktuell sind sie daher auch wieder fit für den Arbeitsmarkt.
Nun haut die Kollegin letztens rein, dass sie nicht arbeiten möchte. Der Grund war, dass sie keinen Bock hat, dass die Arbeit ihre Beziehung zerstört. Die beiden sind es gewohnt 24 Std nur miteinander zu tun zu haben. Sie machen alles gemeinsam, sie haben auch nur sich und suchen daher auch Jobs, die sie beide einstellen. Doch Schichtdienste? Niemals!
Als Beispiel schlugen wir ihnen vor, es bei Aldi zu versuchen. Das wollen beide nicht, aber besonders sie nicht, weil wenn er Spätschicht hätte und sie Frühschicht, sehen diese sich beide erst Spätabends. Dann ist er wahrscheinlich von der Arbeit müde und geht recht schnell ins Bett. Immer solche Ausreden kommen dann.
Nun habe ich mich gefragt, ob das üblich ist, dass ein Partner so denkt, wenn man dann wiederum nicht arbeiten gehen will. Sprich man richtet sich irgendwie an dem Job des Partners, um weiterhin Freizeit mit dem zu haben etc. Könnt ihr die Begründungen, nicht arbeiten zu gehen, verstehen oder empfindet ihr diese als blanken Quatsch?
Würde ihr womöglich genau so denken oder was würdet ihr dem Pärchen anraten? Ich bin mit meinem Latein nämlich am Ende, um ihnen weiterhin zu erklären, das Arbeit wichtig ist, eine gewisse Selbstständigkeit, das man in Urlaube wieder 24 Std Zeit füreinander hat usw.
Solange sie noch ihre Bezüge vom Amt erhalten wird sich daran auch nichts ändern, man ist ja nicht gezwungen zu Arbeiten. So wird auch die Denkweise sein, albern finde ich es dennoch. Denn gerade wenn man weniger Zeit mit dem Partner verbringt und keine 24 Stunden auf ihm klebt, dann ist eine Beziehung doch interessanter. Man hat sich etwas zu erzählen, kann sich austauschen als wenn man nur aufeinander sitzt und alles sieht was der Partner so treibt.
Wirklich toll finde ich das auch nicht, aber mit Reden alleine wird sich an der Denkweise nichts verändern. Da kann es nur helfen, wenn der Geldbeutel auf einmal Leer bleibt da die Bezüge gestrichen werden. Für mich ist das nur eine Ausrede, da man generell zu faul ist seinen Hintern zu bewegen und für seinen Lebensunterhalt alleine zu bestreiten und nicht zu Lasten der Arbeitnehmer, die ihre Sozialabgaben leisten. Ich hätte damit gar keine Bauchschmerzen das beim entsprechenden Amt zu melden, für mich fällt das bereits unter Sozialleistungsbetrug.
Das Witzige ist, dass die sich den ganzen Tag noch immer etwas zu erzählen haben. Sei es politische Themen, allgemeine Dinge, die machen viel Spaß alles. Ich bin auch erstaunt, dass es bei denen alles so genial klappt, aber dem kann ich als Außenstehende zumindest so den Eindruck gewinnen, weil die sich auch irgendwie trotzt ehemalige Drogen- und Alkoholsucht nicht streiten. Das fand ich schon immer irgendwie bemerkenswert.
Ja, das mit dem Bezüge erhalten, stimmt. Denke ich jedenfalls. Wieso sollte man dann etwas ändern? Wäre sicherlich ein Grund, der mir nicht eingefallen ist, um das sicherlich plausible zu erklären, wieso die Denkensweise sowieso kaum Änderung bekommt. Schließlich kommen die beiden gut mit der Kohle hin und da ist das sicherlich auch kein Thema für die beiden, wirklich arbeiten zu gehen.
Er hat mal im Call Center gearbeitet, das weiß ich noch. Da hatte er oft die Spätschicht bis 22 Uhr und war nach dem nach Hause weg, circa eine Stunde Fahrtzeit wegen abends die Nachtfahrten erst zu Hause. Dann ist er meist Baden gegangen, Salat essen und ab ins Bett. Das hat ihr dann auch nicht gepasst, was ich schon heftig fand, weil er da circa 800,- Euro bekommen hat, was ich schon viel fand.
In der heutigen Gesellschaft finde ich es eher traurig, dass die Leute nur noch arbeiten gehen (Vollzeit und am besten noch mit Überstunden). Viele Beziehungen gehen grade deshalb auch kaputt. Diesen Gesichtspunkt kann ich also durchaus nachvollziehen.
Gar nicht arbeiten zu gehen halte ich dennoch ebenfalls für falsch. Der Mensch braucht im Leben ja auch eine Aufgabe, vom Amt zu leben ist sicherlich die falsche. Außerdem: Wenn man dann arbeiten war, freut man sich doch umso mehr darauf nach Hause zu kommen und Zeit mit dem Partner zu verbringen, oder irre ich mich da?
Für mich klingt das auch ganz eindeutig nach Ausreden, um eben nicht arbeiten gehen zu müssen. Natürlich ist es nicht so schön, wenn man im Alltag vielleicht so blöde Arbeitszeiten hat, dass man seinen Partner nur wenig oder teils auch mal gar nicht sieht. Aber ich denke auch, dass es dafür auch noch die Wochenenden gibt oder eben Urlaub. Man würde sicherlich immer eine Möglichkeit finden.
Hier scheint es klar so zu sein, dass Beide gar nicht arbeiten gehen wollen. Sie bekommen ja das Geld fürs nichts tun und können dann noch 24 Stunden aufeinander hocken. Wozu sollte man sich da irgendwo Arbeit suchen?
Ich kann diese Denkweise nur begrenzt nachvollziehen. Es ist natürlich schade, wenn man den Partner kaum sieht, weil beide in jeweils anderen Schichten arbeiten und sich quasi immer auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause kurz abpassen, wenn sie sich überhaupt zu Gesicht bekommen. Meine Mutter arbeitet in immer anderen Schichten und mein Vater früher auch. So kam es dann teilweise vor, dass die beiden sich mehrere Wochen am Stück nicht wirklich gesehen oder gesprochen haben, was schon belastend war. Aber beide wollten nicht von staatlicher Unterstützung leben und selbst für sich sorgen können, also wurde das auch durchgezogen, auch wenn es hart war.
Auch könnte ich verstehen, dass man die Zeit vermisst, wenn der Partner oft auf Montage oder Dienstreise muss und man sich deswegen höchstens am Wochenende sieht, wenn überhaupt. Ein Bekannter von mir arbeitet als Fernfahrer und der sieht seine Frau auch nur 1,5 Tage am Wochenende und sonst gar nicht. So sieht man nicht mal die Kinder wirklich aufwachsen, was ja auch blöd ist.
Aber trotzdem würde ich nie auf die Idee kommen wirklich gar nicht zu arbeiten, weil man sonst den Partner nicht genug sieht. So wie du das Paar beschreibst wären die beiden eher glücklich mit einem Beruf, wo die auch auf Arbeit nonstop aneinander kleben, denn es wirkt auf mich schon so, als ob es für die beiden schon unzumutbar wäre, wenn nur fünf Minuten von 24 Stunden nicht gemeinsam verbracht werden können. Ich empfinde die beiden schon als voneinander emotional abhängig und das finde ich nicht mehr normal.
Wenn ich einen Job ergattere, der mit von den Arbeitszeiten nicht zusagt (siehe Fernfahrer) und von dem ich der Meinung bin, dass ich da zu wenig von meinem Partner habe, dann schule ich doch um oder bilde mich so weiter, dass es wieder passt und ich zufrieden bin und sitze nicht zu Hause und lebe vom Staat.
Das ist immer nicht angenehm, wenn man sich eigentlich nicht mehr sieht. Trotzdem bekommt man dafür ja Geld und leistet etwas. Nur zu Hause sitzen und nichts machen ist vielleicht ganz angenehm für die beiden, aber sollte ja dennoch nicht angestrebt werden. Ich denke, dass die beiden einfach ein bisschen zu bequem sind und gar nicht arbeiten wollen, weil sie ja auch so Bezüge vom Amt bekommen und gar nicht mehr für sich brauchen. Das ist schon schade.
Meine Schwiegereltern sehen sich nur am Wochenende, gerade mal 2 Tage in der Woche. Das geht schon sehr an die Nerven und letztendlich ist es auch eine absolute Probe der Beziehung, aber wenn man sich wirklich liebt schafft man das auch. Das ist dann unangenehm, aber man schafft es dennoch, lieber eine Arbeit und regelmäßig gutes Geld haben.
Mit einfachen Reden wird man bei dem Pärchen wohl nicht ankommen, sie wollen es nicht ändern und da kann man dann auch nichts machen. Ich würde es einfach sein lassen und zusehen. Es ist deren Leben, man kann die eigene Meinung schon auch äußern, aber letztendlich müssen die wissen, was sie wann machen.
Ich denke auch, dass es sich dabei einfach um Ausreden handelt, um nicht arbeiten gehen zu müssen. Es ist eben deutlich einfacher, sich irgendwelche Ausreden zu überlegen, weshalb man nicht arbeiten gehen kann, anstatt jeden Morgen aufzustehen und zur Arbeit zu gehen. Vielleicht ist es dem Paar gar nicht so bewusst, dass es eine Ausrede ist, weil sie es so vor sich selbst rechtfertigen, weshalb sie nicht arbeiten können.
Wären die Lust und die Motivation da, würden die beiden auch arbeiten gehen, egal ob es eine gemeinsame Firma wäre und egal ob es Schichtdienste geben würde oder nicht. Dass Arbeit die Beziehung zerstört, ist ja völlig schwachsinnig. Es ist doch absolute Normalität, dass beide in einer Beziehung arbeiten und man sich dann nach Feierabend und eben am Wochenende sieht. Die Tatsache, dass man arbeitet, wird wohl auch kaum eine Beziehung zerstört haben.
Es gibt genügend Menschen, die dauernd für die Arbeit pendeln, ewig viele Überstunden machen, dauernd beruflich im Ausland unterwegs sind und in Schichten arbeiten, wobei es trotzdem mit der Beziehung funktioniert. Natürlich muss man sich dann erst einmal umgewöhnen, wenn man zuvor so viel Zeit mit dem Partner verbracht hat und es dann weniger wird, aber eine gute und glückliche Beziehung sollte so etwas auch problemlos überstehen können.
Puh, also so etwas könnte ich mir nun auch gar nicht vorstellen. Natürlich verbringe ich auch gerne Zeit mit meiner Frau. Aber wenn ich jetzt jeden Tag rund um die Uhr mit ihr verbringen würde, dann wüsste ich irgendwann gar nicht mehr, was wir uns da noch erzählen sollen. Und ich befürchte auch, dass wir uns dann recht schnell gegenseitig langweilen würden. Man hat ja dann auch nichts mehr so richtig auf was man sich freuen kann.
Wenn ich mal berufsbedingt eine Woche weg bin oder auch meine Frau, dann steigt doch so richtig die Sehnsucht in einem wieder auf, dass man sich bald wieder sieht. Das ist doch so richtig schön und gibt dem ganzen doch auch etwas Würze in der Beziehung.
Auch abgesehen davon, würden mir dann viele soziale Kontakte fehlen und jeder von uns bringt auch immer viel Gesprächsstoff von der Arbeit mit nach Hause. Man hat ja dann auch etwas, was man dem Partner erzählen kann, was der noch nicht weiß. Was soll ich denn für Neuigkeiten erzählen, wenn wir sowieso immer alles zusammen erleben würden?
Natürlich muss man jetzt auch nicht das andere Extrem haben und versuchen jede freie Minute auf Arbeit zu verbringen. Meine Frau arbeitet auch Teilzeit und ich demnächst auch um einfach wieder mehr Zeit für die Familie zu haben, weil das doch etwas knapp ist. Aber deswegen schmeißt ja nun keiner von uns seine Arbeit hin und auf die Idee würde ich nie kommen.
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