Nicht akzeptieren, wenn jemand im Urlaub nicht erreichbar?
Ich nehme mir zur Zeit eine berufliche Auszeit und baue Überstunden ab. Soll heißen, dass ich sogar mehrere Monate bezahlt nicht im Betrieb sein werde als Freizeitausgleich, also Urlaub, wobei da der diesjährige Urlaubsanspruch noch nicht eingerechnet ist. Ich habe das auch den Kollegen so kommuniziert, wobei ich aber mitbekommen habe, dass einige Gestalten (in erster Linie Kooperationspartner und keine Kollegen) das scheinbar gar nicht akzeptieren wollen und können und sich dann bei Kollegen darüber aufregen, dass ich nicht auf Emails reagiere.
Es wurde auch schon nach meiner privaten Nummer gefragt, um mich dann in meiner Freizeit zu belästigen. Ich habe glücklicherweise nette Kollegen, die mir da den Rücken frei halten. Kindisch finde ich es aber schon, wenn jemand nicht akzeptieren kann, dass man nicht erreichbar ist. Wie seht ihr das? Habt ihr auch schon erlebt, dass Menschen nicht akzeptieren können oder wollen, dass man beruflich nicht erreichbar ist? Reagiert ihr auf Emails und Anfragen, wenn ihr beruflich abwesend seid? Oder seht ihr das gar nicht ein?
Bei uns ist das Thema glücklicherweise nicht in der Diskussion, obwohl einige meiner Kollegen freiwillig auch im Urlaub erreichbar sind oder sogar von zuhause aus arbeiten. War das aber nicht tut, der wird weder belangt noch kritisiert. Ich selbst schaue im Urlaub oder am Wochenende nie in meine berufliche Mailbox und wüsste daher auch gar nicht, wenn man mich zu erreichen versuchen wollte. Meine privaten Telefonnummern sind nicht bekannt, und es hat auch noch niemand danach gefragt.
Ich bin auch so ungern privat erreichbar, wenn ich frei habe oder im Urlaub bin. Urlaub ist Urlaub. Da bin ich schon einmal sehr strikt und in meiner Nachbarschaft wohnt eine Frau, die bei LIDL arbeitet. Jedes Mal wird die im Urlaub angerufen, ob die einspringen kann oder wird am freien Tag angerufen, ob sie helfen könnte. Das sogar, obwohl sie die gesetzlichen Ruhezeiten zwischen 5-Tages-Wochen usw. nicht einhalten würde. Ich finde das mega frech und kann das gar nicht leiden.
Ich habe auch meiner Chefin schon gesagt, ich habe jetzt eine neue Nummer und privat gibt es die für die Mitarbeiter nicht mehr. Das ist mein Privathandy und nicht mehr und nicht weniger. Da hat mich niemand zu erreichen und auch nicht auf meinem privaten Festnetztelefon. Auf mein Firmenhandy beziehungsweise dem Smartphone, wo mich auch Hilfesuchende Prostituierte, Straßenkids usw erreichen, erreicht mich auch meine Arbeitskollegin oder meine Chefin. Sie hat dafür vollstes Verständnis.
Man muss eben auch mal Auszeit haben und wenn man ständig Angst haben könnte, dass das Telefon klingelt, ist das keine Auszeit und jetzt laut neuem EuGH Urteil wären sogar die Telefonate aufzuführen und wer hat da in Zukunft wirklich bürokratisch gesehen Bock drauf? Ich zum Beispiel mal 0,0.
Ich habe dafür kein Verständnis, wenn andere glauben, dich im Urlaub erreichen zu müssen und das Recht hätten, es auch zu dürfen. Du hast Urlaub, Feierabend.
Das kommt einfach immer darauf an, um was es geht, wie ich finde. Ich wurde auch schon im Urlaub kontaktiert und habe wiederum auch schon Kollegen im Urlaub kontaktiert, da es durchaus Fälle gibt, in denen das gerechtfertigt ist. Es kam beispielsweise schon vor, dass man Passwörter für bestimmte Programme oder Internetseiten gebraucht hat, die nur die eine Person hatte, die im Urlaub war. Manchmal hat man bestimmte Telefonnummern von irgendwelchen Kunden gebraucht, die auch nur die Person hatte.
Manchmal hatte die Person auch Unterlagen zu Hause, die man dann gebraucht hat oder es ging um etwas anderes Wichtiges. Da ist es dann durchaus sinnvoll, bei der Person im Urlaub nachzufragen, da es sich ja um wichtige Sachen handelt. Und an Passwörter kommt man ja sonst anderweitig nicht so einfach dran.
Wenn es sich um so wichtige Sachen handelt, finde ich es also in Ordnung und da fände ich es auch nervig, wenn die Person im Urlaub über Wochen so gar nicht erreichbar wäre und nicht einmal eine kurze E-Mail schreiben würde. Ich würde aber nie ständig bei den Personen anrufen und sie quasi belästigen. Oft reicht ja ein einmaliger Anruf oder eine E-Mail aus, um die Sache zu klären. Von daher sollte man dazu dann schon bereit sein. Grundsätzlich versuche ich aber immer so viel Rücksicht wie möglich zu nehmen, wenn jemand im Urlaub ist. Oft sind die entsprechenden Personen dann ja auf Reisen und haben gar nicht die Möglichkeit, immer erreichbar zu sein und auch anderes im Kopf.
Ich hatte mal einen Job, in dem ich öfters mal so etwas wie "ich konnte sie den ganzen Sonntag nicht erreichen!" zu hören bekam und in dem "das könnte vielleicht daran gelegen haben, dass ich nur von Montag bis Freitag arbeite" überhaupt nicht gut ankam. Die werden ihren Spaß haben wenn die Arbeitszeiten in Zukunft bis ins Detail dokumentiert werden müssen.
In meinem jetzigen Job wird es hingegen gar nicht gerne gesehen wenn jemand in seiner Freizeit kontaktiert wird, aber wenn jemand aus dem Team in Urlaub geht oder Überstunden abbaut schaue ich eigentlich immer, dass wir davor noch mal eine Teamsitzung haben und solche Sachen wie Unterlagen oder Passwörter oder was man sonst noch so vom Kollegen wissen muss besprechen.
In meinem Job ist es so, dass wir Angestellten im Urlaub nur höchst selten mal kontaktiert werden. Meine Handynummer ist bei der Arbeit bekannt, aber in meiner Freizeit werde ich im Regelfall nicht kontaktiert. Das sieht dann jeder ein, dass Freizeit einfach Freizeit ist und man dann auch nicht arbeitet. Mir ist das auch sehr wichtig, weil ich in meiner Freizeit auch einfach mal abschalten muss.
Wenn es bei meiner Arbeit so wäre, dass man auch in der Freizeit kontaktiert würde, dann muss ich sagen, dass ich schnell meine Handynummer ändern würde und diese bei der Arbeit auch nicht bekannt wäre. Ich kann der ständigen Erreichbarkeit gar nichts abgewinnen.
Sicher kann immer mal etwas sein, aber nicht ständig und ich finde es wichtig, dass man es auch akzeptiert, dass die Angestellten in der Freizeit nicht erreichbar sein möchten, um eben die freie Zeit auch entsprechend genießen zu können. Wenn man doch gedanklich die ganze Zeit im Büro ist, dann kann man das kaum Freizeit nennen und das sollte einfach so akzeptiert werden.
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