Neutrale Särge für verstorbenen Angehörigen anmalen
Gestern habe ich nachts mal im Fernsehen durchgezappt und bin bei einer Talkshow hängen geblieben. Gerade als ich dort hin schaltete kam ein Bild von einem Sarg eines verstorbenen Menschen, der von den Verwandten individuell angemalt wurde. Es wurden Sachen darauf gemalt, die etwas mit dem Verstorbenen zu tun hatten und was sein Leben prägte.
Für Kinder habe ich das schon mal gehört, dass man einen Kindersarg von anderen Kindern anmalen ließ, damit die Kinder den Tod besser verstehen können. Bei Erwachsenen ist mir das noch nicht begegnet.
Wie findet ihr es, wenn es einfach nur neutrale Särge gibt, die man individuell anmalen kann und somit etwas einmaliges schafft? Denkt ihr, dass das auch für die Trauerbewältigung gut ist? Denkt ihr, dass man auch schon vor dem Tod seinen eigenen Sarg bemalen kann und dann einlagern kann? Was würde auf euren Sarg gemalt werden?
Ich finde das ehrlich gesagt ziemlich schwachsinnig, aber da spricht wohl die rationale Naturwissenschaftlerin aus mir. Mag sein, dass es manchen Angehörigen bei der Trauer hilft, aber was tut man damit der Umwelt an? Auf Dauer wird sich die Farbe zersetzen und unter Umständen sogar das Grundwasser vergiften und wir haben dann den Salat und wundern uns, dass wir alle durch unreines Trinkwasser krank werden.
Ich war mal auf einer Beerdigung, auf der wir alle mit Edding etwas auf den weißen Sarg schreiben durften. Das war ganz schön, um sich zu verabschieden. Vor allem die kleine Tochter hat dutzende Male "Ich liebe Dich" draufgeschrieben. Letztlich sah der Sarg dadurch nicht superhübsch aus, aber jeder hatte sich darauf verewigt. Ich fand´s schön.
Wirklich bemalen ist aber auch eine schöne Idee. Wenn beispielsweise eine Kindergärtnerin stirbt und ihre Kindergartengruppe den Sarg bemalt. Oder wenn es eben jemanden in der Familie gibt, dessen Bilder der Verstorbene immer sehr mochte.
Selber bemalen würde ich meinen Sarg nicht. Zumindest nicht Jahre im Voraus, um ihn dann einzulagern. Solange man noch voll im Leben steht, ist eine Beschäftigung mit dem Tod nicht falsch, aber sie sollte auch nicht zu tief gehen. Wenn man allerdings schon weiß, dass man nicht mehr lange zu leben hat, kann es ja hilfreich sein, die eigene Beerdigung zu planen und dann kann man ja auch seinen Sarg anmalen.
Tabus gibt es meiner Meinung nach nicht. Jeder kann seinen Sarg so gestalten wie er will oder eben die Familie des Verstorbenen. Ob nun in FC-Bayern-Farben oder mit Totenschädeln bemalt. Alles erlaubt, wenn es hilft.
Der Umweltgedanke ich mir auch schon gekommen. Aber es gibt sicherlich umweltfreundliche Farbe. Ich hätte ja gerne einen von diesen Pappsärgen. Da kann man ja sogar mit Buntstiften drauf malen.
Olly173 hat geschrieben:Ich finde das ehrlich gesagt ziemlich schwachsinnig, aber da spricht wohl die rationale Naturwissenschaftlerin aus mir. Mag sein, dass es manchen Angehörigen bei der Trauer hilft, aber was tut man damit der Umwelt an? Auf Dauer wird sich die Farbe zersetzen und unter Umständen sogar das Grundwasser vergiften und wir haben dann den Salat und wundern uns, dass wir alle durch unreines Trinkwasser krank werden.
Es gibt ungiftige und wasserlösliche Farbe, die bedenkenlos ist. Also Wasserfarbe. Es muss ja nicht lange halten, was man darauf malt. Es ist doch einfach ein Abschied den man damit kund tut. Ob es nun wissenschaftlicher Schwachsinn ist oder nicht ist dabei ja ziemlich egal. Wenn man so rational denkt, dann braucht man auch nicht zu einer Beerdigung gehen und den Toten kann man durch fremde Totengräber vergraben lassen.
Die normalen Särge, die nicht pur Natur sind, sind auch lackiert. viele sogar mit einer Art Klavierlack oder einer Beschichtung versehen. Gerade die teuren Särge haben viel drum herum. was sich mit der Zeit zersetzen kann. Da ist Wasserfarbe das geringste Übel oder Lacke, die für die Umwelt völlig unschädlich sind.
Ich habe das auch schon bei der Beerdigung eines Bekannten gesehen, der sehr jung gestorben ist, und mich auch mit einem kleinen Spruch an der Gestaltung des Sargs beteiligt. Das war eine sehr schöne Idee, die die kleine Schwester des Verstorbenen hatte und die Teilnahme daran war auch wirklich sehr groß. Und wie bereits gesagt wurde, muss das auch keine Umweltschäden haben.
Dass man für das Bemalen des Sargs nicht die giftigsten und umweltschädlichsten Farben nimmt, die man in die Finger bekommen kann, sollte auf der Hand liegen. So weit dürfte jeder denken, beziehungsweise spätestens vom Bestattungsunternehmen dann darauf hingewiesen werden, was unter die Erde darf und was eben nicht. So war es zumindest in dem Fall, den ich persönlich mitbekommen habe.
Vor kurzer Zeit habe ich von dem Amoklauf an der Columbine High School in Littleton (Colorado) gehört, ein 18-jähriges Opfer des Massakers wurde in einem weißen Sarg beerdigt, auf dem sich viele Personen mit schwarzem Edding verewigten, wie man auf diesem Bild sehen kann. Ansonsten sind mir angemalte oder beschriftete Särge nicht bekannt.
Ich finde die Idee wirklich gut und denke, dass man so dem Verstorbenen auch gerechter wird als mit einem normalen Sarg. Außerdem kann man so vielleicht auch besser damit abschließen, dann nochmal seine letzte Botschaft mitgeben und dem Verstorbenen damit auch nochmal ein letztes Mal Danke sagen, für das was er oder sie gut gemacht hat. Gerade bei einem Kindersarg ist das so auch schöner als ein schlichter Sarg und dennoch habe ich das so in meinem Umfeld noch nicht gesehen.
Es gibt bekanntlich unzählige Riten, Bräuche und Traditionen zur Trauerbewältigung, und da jeder unterschiedlich trauert und Abschied nimmt, finde ich es auch positiv, wenn dies zumindest in gesellschaftlich akzeptablem Rahmen auch stattfinden kann und darf. Die Gesellschaft wird auch immer diverser und die Rolle der etablierten Religionen nimmt ab, sodass auch neue Bräuche und Ideen entstehen können, wo es jahrhundertelang quasi nur einen immer gleichen Ablauf gegeben hat. Ich sehe hier eigentlich kein Problem.
Natürlich kann man mit den Augen rollen und sagen, dass es völlig sinnlos ist, Leichen nicht sang- und klanglos zu verbrennen, der Forschung zu stiften oder unbeachtet auf den Biomüll zu kippen. Aber wenn dann doch mal wieder jemand stirbt, am Ende noch ein Kind oder Jugendlicher, werden doch wieder die Luftballons herausgekramt und irgendwelche letzten Grüße verschickt, obwohl an sich jeder zu cool und abgebrüht ist, um an ein Jenseits zu glauben. Von daher finde ich das Bemalen von Särgen auch nicht speziell ungewöhnlich. Und was die Umweltschädlichkeit angeht: Was wird wohl schlimmer für das Grundwasser sein, ein bisschen Farbe oder die Leiche selbst, die sich allmählich zersetzt? Sprich, Friedhöfe werden wohl sowieso kaum direkt neben Trinkwasserreservoirs angelegt, auch wenn über diesen Aspekt keiner so gerne nachdenkt.
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