Neues Waffenrecht in USA ausreichend?

vom 18.06.2022, 17:51 Uhr

Die Problematik hinsichtlich Schusswaffengebrauch bzw. Missbrauch in USA ist sicher hinlänglich bekannt. Nach den jüngsten wiederholten Attentaten und Morden scheint endlich ein wenig Bewegung in das Thema zu kommen, was angesichts der massiv einflussreichen Waffenlobby ein schweres Unterfangen sein dürfte.

So soll es neben finanziellen Anreize für Staaten, die den Zugang zu Waffen erschweren als wichtigstes Instrument eine Anhebung der Altersgrenze für den Besitz von Waffen geben. In einem Staat, der jungen Erwachsenen von zwanzig Jahren den Kauf von Bier verbietet, aber teilweise schon Kinder mit Waffen posieren oder sogar schießen lässt, wäre diese Gesetzgebung sicher ratsam.

Ist das ein erster Schritt in die richtige Richtung oder bleibt es unter dem Einfluss der neuesten Amokläufe nur Makulatur? Wird die Waffenlobby weiter ihren Stand behalten können und das ganze wieder eindämmen? Wie wäre eine wirkungsvollere Vorgehensweise? Oder ist das nur der erste Schritt in der Tür, der das Problem beheben kann und es werden viele weitere folgen?

» Verbena » Beiträge: 4938 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Das Problem beim USA-Waffenrecht ist einerseits, dass es in der Verfassung verankert ist, und andererseits, dass es primär Ländersache ist. Die Meinung zum Tragen von Waffen ist sehr unterschiedlich, je nachdem ob die Leute in der Stadt oder mitten auf dem Land leben. In einsamen Gegenden wird man Waffen nicht verbieten können. Da gäbe es bei den meisten Menschen dort einen Aufstand.

Mein ältester Sohn war neulich in Kalifornien und hat mir Videos geschickt, wie er Schießübungen an einem Schießstand mitten in der freien Landschaft und für jedermann zugänglich gemacht hat. Dort ist es normal, dass jeder eine Pistole und/oder ein Gewehr im Auto hat, wobei es merkwürdige Regelungen dafür gibt. Die Pistole muss zum Beispiel in den Kofferraum. Gewehre darf man vorne drinnen haben, aber dürfen draußen nicht geladen sein. Ich finde das natürlich ungewohnt und erschreckend, aber für die Leute dort ist das normal.

Ich weiß auch nicht, was man dagegen machen kann, auf welcher Ebene welche Gesetze beschlossen werden können. Dazu kenne ich mich zu wenig mit der USA-Gesetzgebung und auch mit der Mentalität der Menschen dort aus. Ich war außer mal für ein paar Tage in New York noch nie in dünn besiedelten Gebieten in den USA, wo die Menschen sich nicht nur gegen Verbrecher, sondern auch gegen wilde Tiere verteidigen müssen.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich glaube kaum, dass es in den USA in absehbarer Zeit ein neues Waffenrecht geben wird. Das sind doch mal wieder nur Nebelkerzen und Ablenkungsmanöver, wie man sie schon seit Jahrzehnten kennt. Mag sein, dass in kleineren Staaten oder Städten mancher Passus in den Waffengesetzen angepasst wird, aber letztendlich ändert sich da nicht viel.

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» Passport » Beiträge: 197 » Talkpoints: 44,18 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ein neues Waffenrecht ist ja grundsätzlich eine gute Angelegenheit, wenn wir an dieser Stelle eben nicht von den USA reden würden. Hier, wo im Schnitt 40 % aller Waffen des weltweiten Repertoires an teilweise unterirdische Menschen ausgegeben werden, ist das eben nicht so einfach! Immerhin kommen auf die 100 Menschen hier im Durchschnitt 120 Waffen und berufen wird sich da sehr gerne auf den zweiten Verfassungszusatz.

Und was nicht zu vergessen ist, die Waffenlobby inkludiert mit der NRA ist derart groß sowie mächtig, dass eine Gesetzesveränderung sehr schwierig wird. Laut Umfragen ist es in den USA ja durchaus anzunehmen, dass die Mehrheit dafür wäre, aber trotzdem scheint es nicht in die Tat umsetzbar zu sein, denn auch Obama ist daran gescheitert, hier eine Veränderung vorzunehmen und das hat sicherlich den Grund, dass die Gegenseite zu mächtig zu sein scheint.

Wieso sich viele auf einen Jahrhunderte alten Verfassungszusatz berufen, dessen regionalen Unterschiede von Wald und etlichen Meilen entfernten Städten/Dörfern geprägt war, ist mir in einer industrialisierten Welt nicht einleuchtend. Muss es jedoch auch nicht, weil diese Verfassung nicht geändert wird, daran glaube ich nicht und der vermeidliche Patriotismus, das Recht, sich verteidigen zu dürfen usw. machen es in vielerlei Hinsicht nicht leicht.

Ob nun jemand mit 21 Jahren eine Waffe kaufen darf, ähnlich wie beim Alkohol – spielt doch keine Rolle. Wer vorher psychisch nicht kontrolliert wird und ohnehin nicht auffällig war, kann mit 21 Jahren eine Waffe kaufen, ist im Anschluss dann durchgedreht und fertig. Auch Veränderungen ändern nichts daran, dass bei 350 Mio. Einwohner was schief gehen kann, die Leute sich gut verstellen können und mehr.

Abseits dessen ist es ein „Kinderspiel“ auch illegal an Waffen zu kommen. Nicht zuletzt das Problem wird nicht in den Griff zu kriegen sein. Und ist es bald keine automatische Waffe mehr, wird das Messer gezückt, der SUV genutzt usw. An Waffen und Fantasie von kranken Subjekten wird es auch mit verschärften Waffengesetzen nicht mangeln. Da bin ich mir sicher.

Das Umdenken muss zwar in der amerikanischen Verfassung geschehen, aber auch in den Köpfen der Leute. Wenn die Waffe der beste Freund vieler ist, wie soll man dagegen denn ankommen?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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