Neues Fair Trade Siegel für landwirtschaftliche Produkte?
Zur Zeit diskutieren ja viele über den aktuellen Milchpreis und dass davon so wenig bei den Milchbauern ankommt, dass sie davon nicht mehr existieren können. Gestern saß bei Markus Lanz ein ehemaliger Milchbauer, der ein wenig seine Finanzen offen gelegt hat. Er arbeitet mehr als doppelt so viele Stunden wie eine normale Vollzeitarbeitskraft und hat dann davon nur rund 500 Euro Ertrag aus der Milch. Davon kann man weder die Lebenshaltungskosten der Familie noch neue Investitionen für den Hof bestreiten.
Es ging dann auch darum dass ein großer Teil der Verbraucher natürlich gerne das günstigste Produkt kaufen. Auf die Frage, ob es für die Bauern sinnvoller wäre, wenn die Kunden vermehrt teurere Markenprodukte kaufen würden, reagierte der Landwirt sehr ausweichend.
Ich denke, dass es vielen Leuten so geht, dass sie gerne die Landwirtschaft unterstützten würden und auch mehr Geld auf den Tisch legen würden, wenn man wüsste, dass man damit den Landwirten hilft und sie fair entlohnt werden. Wäre also ein neues Fair Trade Label eine Lösung, das sich nicht nur auf Importwaren bezieht, sondern auch auf einheimische Produkte? Würdet ihr zu solchen Waren greifen, wenn dort ein Siegel zu erkennen geben würde, dass der Aufpreis verlässlich einem guten Zweck dient? Warum gibt es so ein Siegel eigentlich nicht schon längst auf Produkten in allen konventionellen Supermärkten?
Dazu braucht es kein extra Siegel, sondern nur einen Blick des Verbrauchers auf die Verpackung. Als Beispiel zum besseren Verständnis die wirklich preisgünstigste Milch von Gut und Günstig. Da steht oben drauf die Molkerei, wo die Milch abgefüllt wurde. Bei uns in Sachsen kommt sie entweder von Schwäbisch Hall oder von frischli in Weißenfels. Da ich im Osten lebe, kaufe ich grundsätzlich nicht die Milch die aus den alten Bundesländern kommt.
Ich bin seit einigen Monaten auch komplett von der Billigmilch weg und kaufe diese nur, wenn es im Geschäft keine Milch aus der örtlichen Molkerei gibt. Denn die hiesige Firma holt ihre Milch nur aus diesem Kreis, wo ich auch wohne. Da zahle ich lieber 30 Cent mehr für den Liter, aber weiß, dass da die Milch produzierenden Betriebe noch mehr Geld bekommen, als im deutschen Durchschnitt.
Zumal es ja auch bei der Edeka-Gruppe so eine Kampagne gibt, wo auf diversen Erzeugnissen steht, dass X Cent direkt an den Landwirt gehen. Nur komisch, dass auf Nachfrage diverser Testerfirmen nicht reagiert wird. Denn nur wenn man da eine gewisse Transparenz hätte, wo der Mehrbetrag vom Verkaufspreis hingeht, könnte man auch gezielt reagieren.
Ein nichtssagendes Siegel, wo man als Verbraucher nie erfährt, welche Betriebe wie unterstützt werden, nutzt niemanden was. Weder dem Verbraucher, noch dem Produzenten. Man kann nur beim Einkauf darauf achten, wo es herkommt und damit die eigene Region unterstützen.
Ein nichtssagendes Label braucht natürlich niemand. Es geht mir ja gerade um die Idee, dass das Siegel eben nicht nichtssagend sein soll, sondern Transparenz schaffen soll und verlässlich sein soll.
Will sich denn jeder Verbraucher im einzelnen damit auseinander setzen, wie viel die Molkerei XY ihren Bauern zahlt oder wie viel der Schlachthof pro Kilo Fleisch? Und komme ich da als Verbraucher wirklich auch an verlässliche Quellen, denn woher weiß ich, ob die Molkerei XY korrekte Daten an die Öffentlichkeit gibt oder alles nur geschicktes Marketing ist?
Und letztlich ist nicht jeder Max Mustermann und jedes Lieschen Müller in der Lage da zielführend zu recherchieren. Es kann ja eigentlich auch nicht sein, dass faires Einkaufen nur Menschen über einem bestimmten Intelligenzquotienten vorbehalten bleibt, oder?
Max Mustermann und Lieschen Müller sind doch allgemein des Lesens mächtig. Also dürfte es kein Problem sein im Geschäft zu erkennen, wo bei Eigenmarken die Milch abgefüllt wurde. Und aus dieser Region stammt dann üblicherweise auch die Milch. Ansonsten kann man Label oder Siegel einführen, wie man will. Es wird deswegen nicht mehr Transparenz geben. Der Verbraucher kann damit nur sein schlechtes Gewissen beruhigen. Denn man erfährt ja nicht, wohin die Gelder am Ende gehen und ob sie überhaupt gezahlt werden.
Also muss ein Umdenken beim Verbraucher stattfinden. Was auch bedeutet, dass man seinen eigenen Konsum überdenkt. Um das auch finanziell zu können, wird eben an ein oder zwei Tagen auf Fleisch zum Mittagessen verzichtet, damit man an den anderen Tagen das kaufen kann, was aus der Region kommt.
Aufklärung ist da wichtig und wenn man Umfragen glauben will, dann ist der deutsche Verbraucher auch seit Jahren bereit für einen Liter Milch einen Euro und mehr zu bezahlen. Eben damit auch der Erzeuger davon existieren kann. Und auch die Erzeuger müssen umdenken. Nur es nutzt eben nichts, wenn Landwirt A seinen Milchviehbestand reduziert, damit weniger Milch auf den Markt kommt und Landwirt B im Gegenzug mehr Kühe in den Stall stellt.
Aber das nötige Kleingeld haben eben immer weniger. Es gibt genug Höfe in Deutschland, die biologische Landwirtschaft machen und ab Hof verkaufen oder es teilweise auch ausliefern. Dort geht das Geld dann auch direkt an die Erzeuger. Das Problem ist eben, dass der Handel das ganze Geld einstreicht und die Erzeuger systematisch erpresst. Meiner Ansicht nach wäre eine Milchquote sinnvoller.
Einfach nur mehr zahlen bringt nichts. Schaut man bei Campina auf die Landliebe Packung, dann wird Futter frei von Gentechnik garantiert. Eine Fütterung mit Soja aus Südamerika ist damit nicht möglich. Der Landwirt bekommt einen sagenhaften Cent mehr pro Liter, das Zeug kostet allerdings deutlich mehr im Laden.
Oder die sogenannte faire Milch. Da müssen die Kühe besser gehalten werden und der Preis soll fair sein. Dummerweise muss der Landwirt den höheren Standard für seine gesamte Milch bieten. Besser bezahlt wird aber nur der Anteil Milch, der als faire Milch verkauft wurde.
Wenn man keinen Hofladen mit Direktvermarktung in der Nähe hat oder keine kleine Privatmolkerei, die Läden in der Region beliefert, dann kann man auch zum billigsten greifen. Denn auf den Höfen kommt nichts an, wenn man für Marke mehr bezahlt.
Ich bekomme beispielsweise faire Milch erst 3 Kilometer entfernt. Auf dem Weg dahin liegen 5 andere Supermärkte. Und ich finde die faire Milch unfair. Nirgendwo ist ein Direktvermarkter präsent. Unsere Milch ab Hof können wir nur haben, weil ich mit den Hunden zum Training fahre. 40 Kilometer einfacher Weg für Milch rechnen sich eben nicht.
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