Neues Bewerbungsverfahren für Lehramtsstudium erforderlich?

vom 16.05.2017, 18:23 Uhr

Bei vielen Studiengängen ist es ja so, dass in den ersten Semestern knallhart ausgesiebt wird, sodass dann die ungeeigneten Kandidaten direkt rausgefiltert werden und das Studium abbrechen und im Endeffekt nur noch die "Elite" übrig bleibt. Mir ist zumindest kein Studiengang bekannt, wo das nicht so ist, sagen wir mal so.

Nun habe ich die Aussage eines Bekannten gehört der meint, dass bei Lehramtsstudenten das Referendariat dazu da wäre um die ungeeigneten Menschen auszusieben. Also all jene, die nicht stark genug für den Job wären, würden durch das Referendariat zum Aufgeben gezwungen. Das wären dann alle naiven Menschen, die Psychos, die labilen Menschen und die sensiblen Menschen.

Mein Bekannter fordert aus diesem Grund, dass man das Bewerbungsverfahren für das Lehramtsstudium einführt. Dort sollte es verpflichtende Persönlichkeitstests geben, damit von Anfang an auch nur die Menschen zum Lehramtsstudium zugelassen werden, die charakterlich auch stark genug für diesen Job sind. Wenn man das erst im Referendariat merkt, dass man doch nicht passt, dann hat man viele Jahre verschwendet und umsonst studiert und das sollte man seiner Meinung nach verhindern.

Wie seht ihr das? Ist man nicht im Endeffekt selbst Schuld, wenn man Lehrer wird ohne zu wissen was auf einen zukommt? Sollte es eurer Meinung nach ein Bewerbungsverfahren für angehende Lehramtsstudenten geben oder ist das überflüssig, wenn man sich vorher richtig informiert und sich dann erst bewirbt und einschreibt?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Jeder, der sich auf ein Lehramtsstudium bewirbt, war ja vorher selber mindestens zwölf Jahre in der Schule. Man kennt den Arbeitsbereich also ziemlich genau. Eigentlich sollte das schon ziemlich viele Kandidaten bereits abschrecken und das tut es sicher auch.

Als ich studiert habe, habe ich aber auch einige Lehramtsstudenten kennengelernt, den ich den Job nicht wirklich zugetraut habe. Viele hatten auch die naive Vorstellung, dass sie später mal an einer Waldorfschule oder ähnlichem arbeiten werden. Darauf kann man sich ja aber nicht verlassen, da die Stellen dort ja begrenzt sind. Einige wollten sogar einige Schulformen entwickeln!

Ein Persönlichkeitstest könnte vielen Kandidaten im Voraus zeigen, dass sie sich diese Wahl noch einmal gut überlegen sollten. Es ist ja wirklich ärgerlich, wenn sie das erst im Referendariat merken und dann schon viele Jahre investiert haben. Es lässt sich ja auch kaum was anderes mit einem Lehramtsstudium anfangen.

Den Persönlichkeitstest aber als Zulassungskriterium zu werten halte ich für falsch. Immerhin machen diese Menschen während des Studiums noch viele Erfahrungen und eine Entwicklung durch. Manche sind am Anfang vielleicht noch schüchtern und zurückhaltend, aber durch die Eigenständigkeit, das Ausziehen aus dem Elternhaus, das Studium, die eine oder andere praktische Erfahrung vor Schulklassen und einfach durch das Leben, sind sie am Ende des Studiums womöglich bestens geeignet.

Ein Persönlichkeitstest ist halt auch immer etwas subjektiv. Das ist keine exakte Wissenschaft, kein Bluttest, der eindeutige Ergebnisse bringt. Und dann geht es halt auch nur um ein Lehramtsstudium und nicht etwa darum, ob derjenige ein Passagierflugzeug fliegen darf und somit die Verantwortung für hunderte Leben in Händen hält oder ähnliches.

Wenn man sich als ungeeignet herausstellt, schadet man in erster Linie sich selbst. Gut, wenn man sich als etwas besser als ungeeignet herausstellt, unterrichtet man vielleicht trotzdem viele Jahre lang und schadet damit Schülern. Aber vielleicht wären beim Persönlichkeitstest auch einige angehende Lehrer durchgefallen, die ganz tolle Lehrer geworden wären und für die sich Schüler hätten glücklich schätzen können.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Und was soll das dann bringen? Jeder Mensch kann sich in seinem Leben mit seinem Charakter ändern. Du kannst vorher so eine feste Person sein bevor du das Studium anfängst, dann passiert irgendwas und du bist ein labiles kleines Opfer welches dem dann nicht mehr gewachsen ist. Gleiches kann aber auch anders herum sein, dass jemand erst schüchtern und labil ist und hinterher unter dem Studium die Sicherheit bekommt und hinterher auch besteht.

Es an einer Persönlichkeit und bestimmten Merkmalen fest zu machen ist doch schon wieder albern. Gefällt mir deine Nase nicht, deine Ansicht nicht dann bist du raus? Jeder Mensch tickt anders und jeder geht mit Stress und solchen Dingen unterschiedlich um, auch je nach Lebensalter. Ich habe noch nie erlebt, dass sich jemand mit 18 Jahren und frischem Abitur hinterher so verhalten hat, wie er dann mit Mitte 20 und fertigem Studium heraus gekommen ist. Da lagen Welten dazwischen!

Entweder man weiß es vorher oder lässt es drauf ankommen. Ob man nun am Anfang ausgesiebt wird oder erst hinterher, spielt doch kaum eine Rolle. Die Zeit die man "verschwendet" hat mit dem Studium kann man hinterher auch anderweitig nutzen und ganz ohne das etwas hängen geblieben ist was man hinterher nicht irgendwann nochmals brauchen kann, gibt es dort ebenfalls nicht.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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