Neuen Kollegen direkt negatives aus Betrieb erzählen?
Wenn das Team Wallraff verdeckt ermittelt, überrascht es mich immer wieder, dass die Mitarbeiter dort, den Reportern direkt schon negatives aus dem Betrieb erzählen. Gerade in dem Beitrag mit den Raststätten, wurde den Reporterinnen ja direkt schon eingebläut, was sie unbedingt beachten sollten.
Dabei kamen dann ja schnell immer mehr negative Dinge ans Licht, die die Mitarbeiter den neuen Kollegen erzählten. Wie auch das überall im Verkaufsraum Kameras hängen, die auch dazu sind, um den Mitarbeitern auf die Finger zu schauen.
Ich frage mich, ob es sinnvoll ist, neuen Kollegen direkt negatives aus dem Betrieb zu erzählen. Würdet ihr neuen Kollegen schon negatives berichten? Wann haltet ihr das für sinnvoll? Ist es nicht besser, wenn die neuen Mitarbeiter solche negativen Dinge erst irgendwann mit der Zeit von alleine mitbekommen?
Also sofort der neuen Kollegin brühwarm alles von den Skandälchen und so zu erzählen finde ich komisch, also direkt und bevor die Tinte vom Arbeitsvertrag überhaupt trocken ist meine ich. Das finde ich dann schon eher befremdlich. Ich muss erst einmal eine Art Vertrauensverhältnis aufbauen bevor ich in dieser Hinsicht Details erzähle und würde dann eher abwarten, bis die Neue das von selbst merkt.
Gerade bei einer Raststätte kann es ja auch sein, dass das die Gäste mitbekommen würden, wenn man so etwas erzählt. Da bin ich nicht sicher, ob es überhaupt klug wäre, sich auf der Raststätte bei der Arbeit darüber zu unterhalten. Nachher bekommen die Gäste das mit und es gibt Stress vom Chef. Manche Menschen sind ja auch auf diese Jobs angewiesen und können sich das nicht aussuchen wo sie arbeiten.
Das hat sehr viel mit Psychologie zu tun und wie man selbst auf die anderen Menschen wirkt. Es gibt immer Gelegenheiten wo man so etwas ansprechen kann und sei es nur mit einem einfachen "du siehst aus als wenn dich etwas bedrückt" und schon reden manche wie ein Wasserfall über die Missstände los, obwohl es ihnen gar nicht Bewusst ist. Es ist nicht sonderlich schwer mit den richtigen Fragen im richtigen Moment jemand zum Reden zu bringen, denn die Mitarbeiter die dort angestellt sind werden auch nicht vorher darauf geschult wie man solche Situationen meistert ohne etwas zu sagen. Man verlässt sich auf die Mitarbeiter an sich, aber es sind auch nur Menschen die man zum reden bewegen kann mit den richtigen Fragen und Maßnahmen.
Ich mache mir so etwas auch gerne zu nutze, gerade im Probearbeiten versuche ich mit den richtigen Fragen auch die negativen Seiten des Unternehmens kennenzulernen und auch was dort gemacht wird. Mir ist es bislang immer gelungen, binnen dieser wenigen Tage bei einem Probearbeiten Leute zum reden zu bringen, die dann auch solche negativen Sachen vom Stapel gelassen haben. Und das nicht nur bei einem, denn damit ich einen Vergleich habe habe ich das bei mehreren Mitarbeitern gemacht. Ich habe nur selten jemanden gefunden der komplett resistent dagegen war und nichts an Informationen gegeben hat, die eigentlich nicht für mich bestimmt wären.
Es ist sicher nicht leicht in so einer Situation, weil man den neuen Kollegen ja nicht vergraulen möchte, aber eben auch bei der Wahrheit bleiben sollte, wenn zum Beispiel direkt nach etwas gefragt wird, wie es in dem Betrieb gemacht wird. Ich würde auf Fragen wohl schon wahrheitsgemäß antworten, aber sicher nicht direkt alles aufzählen, was negatives in dem Betrieb passiert.
Auf keinen Fall würde ich einfach so ohne gefragt zu sein direkt alles aufzählen, was in dem Betrieb schief läuft und warum man da vielleicht besser nicht arbeiten sollte. Bei gewissen Sachen denke ich auch, dass die neuen Kollegen die Dinge schon mitbekommen, die nicht so laufen, wie sie sollten. Ich denke auch, dass sich erst mal ein Vertrauensverhältnis aufbauen muss, bevor man etwas erzählt. Wenn der neue Kollege mit den Informationen sofort zum Chef rennt, dann bekommt man ja auch noch ziemliche Probleme.
Mit gezielten Fragen bekommt man sicherlich auch eine ehrliche Antwort und schlimm finde ich es da auch nicht wahrheitsgetreu zu antworten. Immerhin ist nicht immer alles perfekt und es ist doch schön, wenn man weiß worauf man sich einlässt und dann kann man immer noch am besten entscheiden, was man machen möchte oder ob man es lieber sein lässt. Es bringt ja auch nichts, wenn der neue Kollege dann schnell wieder weg ist, weil ihm bestimmte Dinge nicht passen und gefallen. Da sollte man gegenseitig einfach ehrlich sein und wenn einen bestimmte Dinge abhalten sollten, danach fragen ob das in dem Betrieb der Fall ist.
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