Neue Regeln für Seepferdchen und Co

vom 17.01.2020, 12:11 Uhr

Immer wieder hört und liest man, dass es immer mehr Kinder gibt, die nicht oder nicht gut schwimmen können. Selbst Kinder, die ein Schwimmabzeichen wie zum Beispiel das klassische Seepferdchen haben, können oft nicht sicher schwimmen.

Aus diesem Grund hat man nun scheinbar die Anforderungen für die Schwimmabzeichen geändert. So müssen die Kleinen nun scheinbar für das Seepferdchen zusätzlich auch noch die Baderegeln können und beim Brustschwimmen reicht es nicht aus, einfach eine Strecke zu Schwimmen, sondern beim Brustschwimmen muss der Kopf unter Wasser und unter Wasser soll ausgeatmet werden.

Bei den weiteren Schwimmabzeichen gibt es auch ein paar Änderungen, so dass man zum Beispiel längere Zeit Schwimmen muss und dergleichen. Was haltet ihr von diesen Regeländerungen? Sind sie angebracht? Kann man so die Schwimmkenntnisse fördern? Oder schreckt es vielleicht nun noch mehr Kinder ab, die Prüfung zu machen?

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



tournesol hat geschrieben:Kann man so die Schwimmkenntnisse fördern?

Das glaube ich kaum. Ich denke persönlich nicht, dass zu lasche Anforderungen für die Schwimmabzeichen das Problem der ganzen Nichtschwimmer sind. Die Regeländerungen sind ja insgesamt gar nicht so gravierend. Das entscheidendste ist ja dabei schon, dass man den sicheren Schwimmer jetzt erst ab Bronze einschätzt und nicht mit dem Seepferdchen und das ist ja nur Nomenklatur.

Aber was bringt das alles, wenn die Kinder gar nicht erst schwimmen lernen? Ich kenne das aus meinem Freundeskreis. Da hat ein Freund seine eigene Schwimmschule und stößt damit auf mehr Widerstände als Hilfen. So ist es in Ferien ein Kampf gegen Windmühlen Schwimmzeiten in den Schwimmhallen unserer Stadt zu bekommen. Und auch sonst kann er meist problemlos vormittags Hallenzeiten bekommen, wo aber kein Kind kann und nachmittags muss er insbesondere mit den kommunalen Schwimmschulen kämpfen um in die Halle zu kommen und dabei bietet er personell und qualitativ die deutlich bessere Schwimmschule und Kinder gäbe es genug für alle Schwimmschulen.

Wenn ich dann weiter gucke, wie rückständig der Schwimmunterricht in der Schule ist, kriege ich das Grausen. Da wird meinem Bronzekind erzählt er wäre Nichtschwimmer, weil er lieber Rückenschwimmen wollte als Brustschwimmen und der Schwimmlehrer davon nichts wissen wollte. Auch kommt der Schwimmunterricht für mich in der Schule zu spät und zu wenig. Bei uns geht das in der dritten Klasse los. Meine Kinder sind seit sie 4 beziehungsweise 5 sind mit Unterbrechung in einer Schwimmschule und haben da wirklich schwimmen gelernt und nicht nur planschen. Wieso muss man denn da noch warten bis zur dritten Klasse, wo dann viele Nichtschwimmerkinder schon etliche Urlaube am Wasser hinter sich hatten? Es ist ja nun wirklich nicht so, dass sie es nicht vorher lernen könnten.

Da kann man bei den Abzeichen ändern was man will, wenn dann trotzdem viele Kinder keine Schwimmkurse machen oder in der Schule zu wenig und zu spät Schwimmunterricht haben, dann kriegen sie die Änderungen eh nicht mit, weil sie nie zu so einer Prüfung kommen. Und ob ein Kind jetzt 400 Meter in 20 Minuten oder 25 Minuten schwimmt, ist dem Kind doch völlig egal. Dem sagt man ja vor der Prüfung nur, wie weit es schwimmen soll und lässt es dann schwimmen und gut ist. Das kann man doch als Schwimmlehrer vorher einschätzen ob es schon so weit ist oder nicht und dann muss man auch keinen künstlichen Druck erzeugen für die Kinder, sondern lässt sie dann zur Prüfung, wenn sie die auch schaffen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Wann hat denn das Frühschwimmerabzeichen jemals bedeutet, dass ein Kind sicher schwimmen kann? Das war doch immer nur ein niedliches Abzeichen zum Anfixen, wenn ein Kind erste Erfolge hat. Ich meine, wer vom Beckenrand hüpft, 25 Meter in nicht zwingend erkennbaren Stil paddelt und nicht untergeht und dann noch einen Gegenstand aus schultertiefem Wasser zieht, kann nun wirklich nicht zwingend sicher schwimmen.

Das zeigt doch nur, dass das Kind keine Angst vor dem Wasser mehr hat und nicht untergeht wie ein Stein. Da galt bisher doch auch schon immer, dass man die Kinder ständig im Auge behalten muss. Baderegeln kennen und sichtbar unter Wasser ausatmen finde ich nun nicht die große Anhebung der Anforderungen. Zumal da nun wirklich nicht der Kopf unter Wasser genommen werden muss.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:Baderegeln kennen und sichtbar unter Wasser ausatmen finde ich nun nicht die große Anhebung der Anforderungen. Zumal da nun wirklich nicht der Kopf unter Wasser genommen werden muss.

Na ja, es geht zum Beispiel darum, dass man für Bronze jetzt nicht nur 400 Meter schwimmen muss, sondern auch die gesamte Zeit durchschwimmen muss, wenn ich das richtig verstanden habe. So konnte man bisher ja durchaus die 400 Meter auch als Kind in irgendetwas zwischen 10 und 12 Minuten schaffen, wenn man schnell war und war dann fertig. Jetzt muss man wenn man den Text der Prüfungsvorgaben richtig umsetzt trotzdem mindestens 20 Minuten am Stück schwimmen, auch wenn man die Distanz schon vorher fertig hat.

Aber im Großen und Ganzen finde ich die Anforderungen jetzt eben auch nicht wirklich viel schlimmer als vorher. Allenfalls das jetzt mehr Wert auf halbwegs ordentliche Technik gelegt werden soll und diese Schwimmstile auch wirklich erkennbar sein sollen. Das finde ich schon gut. Denn das unterscheidet dann richtiges Schwimmen ja doch schon deutlich vom Paddeln und bringt am Ende des Tages ja auch schon Kraftersparnis und damit durchaus auch ein paar Minuten mehr Zeit, die das Kind über Wasser bleiben kann, wenn es mal darauf ankommt.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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