Neue Hartz IV Erhöhung ist doch ein Scherz, oder?
Ich bin echt froh, dass in meiner Familie keiner auf dieses Hartz IV angewiesen ist. Da wird den Leuten ewig lange Hoffnung auf eine Erhöhung gemacht, da die täglichen Kosten stätig steigen und dann kommt so etwas dabei raus. Ich bin ehrlich gesagt enttäuscht. Auch die hochgelobte Anpassung für Kinder finde ich Lachhaft.
Aber hier mal zum Detail: Für Erwachsene, je nachdem ob ledig oder nicht und Kinder von 13 bis 18 Jahren, steigt der Betrag um ganze auf 4 respektiv 5 Euro. Bei Kindern in der Kategorie von 0 bis 6 Jahren tut sich noch weniger: nämlich absolut rein gar nichts. Keinen müden Cents wird es mehr geben als vorher. Einzig die Alterskategorie der Kinder von 6 bis 13 Jahren wird um 21 Euro erhöht.
Was denkt ihr über diese Erhöhung? Ist sie für euch ebenfalls fast wie ein Schlag ins Gesicht oder seid ihr damit zufrieden?
Tatsache ist doch, dass es in den letzten Jahren quasi keine Inflation gab. Von steigenden Lebenshaltungskosten kann daher nicht wirklich die Rede sein. Die angesprochene Erhöhung ist eine Steigerung weit über die Inflation hinaus. Von daher kann man wohl kaum von einem Scherz reden.
Leider ist es wohl so, dass manche Leute nicht nüchtern über solche Dinge reflektieren können, sondern sehr emotional reagieren. Und rein emotional sieht eine Erhöhung von fünf Euro einfach nicht viel aus. Das gilt umso mehr, wenn man schon vorher nicht mit dem Budget umgehen kann.
Jeder, der diese Erhöhung als "Scherz" empfindet kann das Geld ja spenden oder noch besser, die 21 Euro fürs Kind jeden Monat auf ein Sparbuch legen. Das habe ich mit meinen Gehaltserhöhungen auch längere Zeit gemacht, gerade wenn es nicht so viel war, dass sich mein Lebensstandard dadurch irgendwie erhöht hätte.
Ich habe nicht das Gefühl, dass die Kosten ständig steigen, in welchen Bereichen hast du denn diese Beobachtung gemacht? Mein Ausgaben für Lebensmittel haben sich nicht erhöht und bei den Nebenkosten hat sich auch nicht viel getan. Kleidung bekommt man praktisch nach geworfen zu Billigstpreisen, wenn man möchte und, dass staatliche Unterstützung nicht vorsieht, dass man sich das neuste Smartphone für über 800 Euro kauft sollte klar sein.
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich wirklich froh bin, nicht von Hartz 4 abhängig zu sein, wenn ich diese Erhöhungen lese. Diese Erhöhung entspricht, wenn man nun klischeehaft denken würde, ziemlich genau einer Packung Zigaretten. Es mag sein, dass sich manche Menschen darüber freuen, aber mich wundert diese Erhöhung nun nicht unbedingt, besonders weil der Wahlkampf in Deutschland anläuft.
Also ich denke, dass jede Erhöhung an sich die Umstände verbessern kann, auf jeden Fall für die Menschen, die Hartz 4 aus diversen Gründen, wie Erkrankung, beziehen oder die schlichtweg das Pech haben, nirgendwo, trotz Bemühen, genommen zu werden. Da sind 5 Euro bereits eine Entlastung.
Aber irgendwie habe ich immer den Beigeschmack, dass das Amt irgendwie einen Weg findet, sich das Geld zurückzuholen, so dass der Bezieher gar nichts davon haben wird. Aber trotzdem empfinde ich die Erhöhung wie ein Schlag ins Gesicht, gerade wenn ich auf andere Länder blicke, in denen auch Arbeitslose ein garantiertes Mindesteinkommen erhalten und sich davon auch etwas leisten können und auch den Kindern so etwas gönnen können. Und gerade die Kinder leiden besonders darunter, als Erwachsener kann man noch sehr viel abblocken.
Wer behauptet, die Kosten der Lebensmittel würden nicht steigen, der lügt. Sicherlich mag es in puncto Milchprodukte geringer ausfallen, aber ich musste selber von Hartz IV leben und weiß genau, was geht und was nicht. Ich habe mir keine großen Sprünge erlauben dürfen, frisch Kochen klappt ohne Zweifel, aber nur dann, wenn die Kosten für Gemüse & Co nicht den Rahmen sprengen.
Circa 160,- Euro sind eben für's Essen einkalkuliert. Dann etwaige Fahrkarten, Internet, Freizeit und Bekleidung sowie Möbel. 160,- Euro für eine Person a Frühstück, Mittag und Abendessen - das sind keine Unsummen. Natürlich aus dem Grund, weil Hartz IV kein Spaß machen soll, aber es wird auch vergessen, dass dort viele psychologisch gesehen "Wracks" sind, aber die fallen sowieso aus der Auflistung jährlich raus, wenn sie nicht vermittelbar sind durch Therapie usw.
Ich weiß aber sehr wohl, wie es ist, heute keine Paprika für gefüllte Paprika kaufen zu können, was mit einmal Gehacktes für zwei Tage gereicht hätte, weil die Paprika mal eben 3,99€ das Kilogramm kostet. Ich weiß auch, was es heißt, dreimal in der Woche Spinat essen zu müssen.
Es gab aber auch Zeiten, da war alles im preislichen Rahmen, sodass ich wirklich nur frisch kochen konnte. Trotzdem denke ich als ehemalige Empfängern, dass die 5€ wirklich wieder ein Witz sind. Es wird von steigenden Kosten geredet, man möchte den Leuten die soziale Entwicklung durch wenig Freizeit & CO nicht zerstören, weil dadurch auch Probleme für die Weitervermittlung auftreten - aber mit 5€ kann bei uns aktuell nicht viel davon gekauft werden.
Eine Gurke kostet aktuell bei uns 0,79 Cent bei Netto und bei Penny 0,89 Cent. Paprika, ob rot oder gelb, kosten derzeit 100g 0,39 Cent, ein Kürbis 1.29€ usw. Also man muss auch mal realistisch bleiben.
Auf der einen Seite wird von vielen nicht Hartz-IV Empfängern immer bemängelt, dass die Empfänger fett seien, ungesund leben und mehr, aber gleichwohl ist mit 5€ auch nicht die Welt zu leisten. Gleichwohl man natürlich den Grad zwischen Hartz IV Reichtum und trotzdem "Armut" halten muss, von Seiten des Staates, um Arbeitslosigkeit nicht in Mode kommen zu lassen.
Für mich ist es somit lächerlich. Es gab eine Zeit, da kam ich perfekt damit zu Recht, aber als Obst und Gemüse heftig ins Schwanken geriet, war es immer kritischer. Wochenmärkte sind aber eine geniale Alternative bei uns oder bei den türkischen Händlern -Top! Leider kommt da auch nicht jeder hin.
Doch viel schlimmer finde ich, dass Kinder immer nur so mies berechnet werden. Auf der einen Seite beschweren, dass sich Kinder keinen Urlaub leisten können und auf der anderen Seite nie Geld rausrücken. Kindern sollte die Arbeitslosigkeit der Eltern nicht zur Last gelegt werden.
Hartz IV hat vieles Schlechter gemacht, als das damalige Sozialamt! Sehr schade, weil da ging es Kindern zumindest, auch im Bezug auf Bekleidungsgeld gut.
Dass nichts teurer geworden ist, das ist so nicht richtig. So sieht beispielsweise der Regelsatz 25,14 Euro pro Monat für Mobilität vor. Dummerweise kostete das Sozialticket hier bereits bei seiner Einführung im Jahr 2011 29,90 Euro pro Monat. Mittlerweile liegt es bei 34,75 Euro. Hier muss also schon fast ein Zehner aus einem anderen Budget herhalten.
Rund 33 Euro sind für Möbel, Renovierung und Strom angesetzt. Das geht auch nicht auf. Wenn man bedenkt, dass damals eigentlich 500 Euro Regelsatz angedacht waren, dann sieht man, wie knapp das kalkuliert ist. Dass es vielen Menschen mit Arbeit nicht besser geht, das steht auf einem anderen Blatt.
Ich finde, dass das kein Scherz ist. Mal ehrlich, es kann immer sein, dass man unverschuldet arbeitslos wird, aber dann sollte man doch auch den Drang haben selber wieder arbeiten zu gehen. Eine Dauerlösung sollte Hartz 4 nicht sein und deswegen muss es auch so unattraktiv wie möglich bleiben. Schlimm ist es aber, dass es immer noch Arbeiten gibt, die schlechter bezahlt werden.
Zum Thema Essen und es sich nicht leisten können. Ich weiß ja nicht wie ihr kocht, aber man kommt doch durchaus sehr günstig hin, wenn man regional einkauft und das dann auch auf einem Wochenmarkt macht oder im Supermarkt nach Angeboten sieht. Dann muss man eben schauen, wie man mit einer Zutat etwas Leckeres machen kann und dann die Zutat auch noch mal für den nächsten Tag in abgewandelter Form verwenden kann. Da sehe ich kein Problem, man muss nur kreativ sein. Zeit Essen zu besorgen hat man doch und wenn das mit dem Fahrrad passiert.
Auch Kleidung braucht man nicht ständig neu. Gerade für Kinder gibt es diese auch immer günstig gebraucht zu kaufen oder man kauft im Sale. Für Kinderkleidung gibt man doch wirklich wenig Geld aus, wenn man nicht gerade immer das Neuste kauft. Man kann überall sparen und deswegen kann ich nicht verstehen, wie man mit dem Geld nicht hinkommen kann. Es bedarf eben ein bisschen mehr Aufwand, aber abgesehen davon muss es ja auch keine dauerhafte Lösung sein.
Beim Essen ist das Problem glaube ich wirklich, dass viele gar nicht mehr zu wissen scheinen, wie man richtig einkauft und kocht. Wenn man für fast jedes Gericht ein Fix-Tütchen braucht kommt man mit den 160 Euro garantiert nicht hin und wenn man nicht weiß was gerade Saison hat und deshalb günstig ist wird es auch schwierig.
Aber der Staat ist ja nicht dafür da den Leuten beizubringen, wie man regional und saisonal einkauft, wie man welches Gemüse am besten zubereitet oder, dass man trockenes Brot nicht wegwerfen muss.
Als wenn das alles so einfach wäre, Ramones. In meiner Stadt sind über 40.000 Menschen von rund 300.000 im arbeitsfähigen Alter arbeitslos. Das Arbeitsamt hat 3.700 offene Stellen zu bieten. Langzeitarbeitslose können da auch Lotto spielen. Die Nachbarstadt hat in den letzten Jahren 20.000 Arbeitsplätze in der Industrie verloren und noch einen Arbeitgeber in dem Bereich.
Natürlich aus dem Grund, weil Hartz IV kein Spaß machen soll, aber es wird auch vergessen, dass dort viele psychologisch gesehen "Wracks" sind
Das ist wahrscheinlich der Knackpunkt. Man muss ja noch nicht einmal ein komplettes "Wrack" sein. Einfach nur die Unfähigkeit nach einem Budget leben zu können reicht schon, um ein Problem mit dem Regelsatz zu haben. Und das ist in der Bevölkerung, nicht nur bei Arbeitslosen, weit verbreitet.
Allerdings ist es so, dass sich ein Durchschnittsverdiener diese Schwäche normalerweise problemlos leisten kann, sofern es sich nicht um einen Extremfall handelt. Dort ist es zwar auch ein Problem, weil dann viel zu wenig gespart wird. Spätestens bei Arbeitslosigkeit oder in der Rente führt das zu einem finanziellen Engpass. Bei Hartz-IV fällt das nun aber sofort auf.
Eine Erhöhung des Regelsatzes hat Null Wirkung, wenn nicht die grundsätzliche Fähigkeit besteht, mit einem knappen Budget umzugehen. Das kann man an Menschen beobachten, die es schaffen, ihr ganzes Gehalt zu verbrauchen, auch wenn sie kürzlich eine fette Gehaltserhöhung bekommen haben. Wer dieses Verhalten zeigt, wird auch mit 800 Euro Regelsatz kaum auskommen.
Das Problem müsste man also an der Ursache anpacken. Das heißt erst einmal Aufklärung und Schulung. Unter Umständen ist psychologische Betreuung notwendig.
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