Neigen Männer dazu, beim Heiratsantrag zu übertreiben?

Ich habe gestern eine US-amerikanische TV-Serie geschaut, wo mir auffiel, dass der dortige Mann es mit dem Heiratsantrag so wörtlich nahm, dass er lange Zeit plant, den Ring richtig plant, den Moment, den Ort usw. Er versuchte auch, es am besten niemanden zu sagen, damit der Moment äußerst intim für sich und sie bleibt.

Irgendwie sagte ich dann zu meinem Partner, dass mir das persönlich schon viel zu übertrieben ist. Er meinte dann, als wenn es euch Frauen reichen würde, wenn wir mal eben auf die Schnelle sagen "willst du mich heiraten", ein paar Blümchen dort abgeben und einen Kaugummiring. Ich musste lachen und hätte das im ernst jetzt besser gefunden, als wenn Mann sich 7 Monate dafür den Kopf zerbricht, zumal ich Spontanität, wenn sie ernst und ehrlich gemeint ist, auch bei einem Heiratsantrag mag. Da ist eben auch nicht immer direkt der richtige Ring zur Hand oder?

Ich hatte dann im laufe des Gesprächs von ihm zu hören bekommen, wie in seiner Familie für üblich Heiratsanträge gemacht wurden. Alle auch total übertrieben, voll lange im Vorfeld geplant usw. Also für mich eben genau so übertrieben wie im TV oftmals auch dargestellt.

Deswegen wollte ich mal wissen, ob ihr es für ein Männderdingen haltet, dass Heiratsantrage bei denen oftmals so aufwendig wirken, als sie womöglich sein müssten? Hat Euer Mann womöglich auch wochenlang sich den Kopf zerbrochen, um Euch einen Antrag machen zu können oder ging das alles recht flott?

Da in den USA in vielen gesellschaftlichen Schichten ein Verlobungsring drei Monatsgehälter kosten muss, um sich und die Braut nicht zu blamieren, ist es klar, dass man ein ziemlicher Drama aus der Nummer macht. Wenn ich einen Ring im Wert eines neuen Kleinwagens kaufen müsste, bevor der andere Ja gesagt hat, würde mir auch die Hose flattern.

Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass Männer bei mir zum aufwendigen Antrag geneigt haben, wenn sie sich bei der Antwort nicht sicher waren. Wenn sie sozusagen das Gefühl hatten, eine Ehe als sichere Bindung (Jetzt ist es meine!) zu benötigen und gleichzeitig gehofft haben, dass ein besonderer Antrag die Zustimmung sichert. Frei nach dem Motto, dass sie nicht Nein sagen kann, wenn der Antrag überwältigend genug ist.

Geheiratet habe ich allerdings den Mann, der abends beim unterhalten im Bett einfach trocken fragte, ob wir nicht langsam mal heiraten sollten. Da hatte er definitiv recht, es war Zeit. Also haben wir geheiratet und sind bis heute zufrieden. Im Freundeskreis ist es bei den meisten ziemlich ähnlich und wenig pompös gelaufen.

Ich glaube, dass das auch eine Sache ist, die sehr abhängig von der Frau und der Gesellschaft ist. In Amerika, so kenne ich es aber auch nur aus Filmen, scheint der Ring alleine ja schon einigen Wert haben zu müssen um überhaupt ernst genommen zu werden. Da kann ich mir schon vorstellen, dass der Antrag nicht weniger Prunk haben darf.

Selber hätte ich sicherlich auch auf dem Sofa Ja gesagt, mit zerwühltem Haar und Jogginghose und auch bei einem Kaugummiring. Letztendlich kann ich aber auch nicht sagen, dass mir das lieber gewesen wäre. Mein Mann hat sich mit dem Antrag an sich schon Mühe gegeben und mir so auch gezeigt, dass er mich liebt. Auf dem Sofa als Frage nebenbei würde mir das bestimmt nicht so vorkommen.

Ich finde es also gar nicht so sehr schlimm, wenn Männer eher dazu neigen ein bisschen zu übertreiben, wenn es der Frau gefällt ist es doch in Ordnung. Man muss eben den passenden Antrag für seinen Partner finden und das kann sehr prunkvoll, nebenbei auf dem Sofa oder sonst wie sein.

Das ist doch aber im Allgemeinen mal ein guter Einwand von Cooper oder Ramones, was denkst Du? Kann es sein, dass Männer zu übertriebenen und mäßig aufwendigen Heiratsanträgen neigen, weil sie die Antwort nicht wissen oder einschätzen können? Wäre das eine gute Erklärung, die mir durchaus einleuchtet. Nach dem Motto, je mehr Aufwand ich betreibe, desto eher schätzt sie es mit einem "Ja, der liebt mich" wert? Möglicherweise!

Natürlich sind vielleicht auch einige Herren durch Hollywood und die dortigen Heiratsanträge der USA etwas eingeschüchtert? Vielleicht haben sie das Gefühl, dass die Damen hier das auch brauchen? Vor allem, wenn Frau bei einer Berichterstattung dann sagt, och das ist romantisch und schön. Kann mir da gut vorstellen, dass mancher Kerl dann schnell Torschusspanik bekommt, den Ring aus der Torte pfriemelt und sich lieber nochmal etwas besseres überlegt.

Ich persönlich bin echt eher die Spontane Frau. Wenn mein Freund wirklich gerade der Meinung ist, der Moment ist richtig und er hat jetzt keinen Ring, dann darf er auch den Dosenverschluss der Pepsi nehmen. Ich würde garantiert lachen und das total witzig sowie originel finden. Ich mag es eh nicht so übertrieben, eher spontan und dafür ehrlich und herzlich, wenn es dann auch witzig ist, dann ist es vollkommen gut.

Cooper ihre Ausführungen sind für mich ebenfalls schlüssig. Wenn ein Mann die Antwort vorher nicht kennt, dann wird er auch mehr Aufwand damit betreiben um der Dame zu zeigen, was er für sie empfindet und sie damit zu einem Ja zu bewegen. Offenbar war es bei Ramones dann auch nicht anders, denn wenn er sich schon sicher hätte sein können, dann müsste man auch diesen Aufwand nicht betreiben und auch nicht aus der Prämisse heraus, dass es dem anderen gefällt.

Was aber noch eine Rollen spielen könnte ist auch die Frau selbst. Selbst wenn sich der Mann sicher ist, dass diese Ja sagen würde allgemein zur Ehe gibt es dennoch genug Weiber die nur Ja sagen, wenn es ihrem Stil und Vorstellungen entspricht. So behaupten viele der angeblich "glücklich" verlobten Paare, dass sie auch dreckig im Abwasserkanal ja gesagt hätten. Hätten sie solch einen Antrag bekommen, hätten aber tatsächlich doch mehr Nein gesagt da es nicht ihren Vorstellungen und Wunschvorstellungen entsprochen hat, wie sie sich als kleines Mädchen mit Kutsche und Co vorgestellt hat.

Mein Mann hat sich mit dem Antrag an sich schon Mühe gegeben und mir so auch gezeigt, dass er mich liebt. Auf dem Sofa als Frage nebenbei würde mir das bestimmt nicht so vorkommen.

Tut mir Leid, aber wie dämlich ist das denn? Ob man wirklich geliebt wird merkt man doch im Alltag an den Gesten und Worten und nicht daran, ob der Heiratsantrag pompös oder eher einfach gestrickt ist. Wenn du da einen Zusammenhang siehst und nur wegen dem Heiratsantrag das Gefühl hast, dass dein Mann dich liebt, tust du mir total Leid. Man merkt in einer gesunden und intakten sowie glücklichen Beziehung auch im Alltag, dass man sich liebt und braucht dafür keinen bestimmten Grund (Heiratsantrag, Geburtstag etc.) um seine Zuneigung zu zeigen.

Ich finde auch nicht, dass die Art des Heiratsantrags etwas darüber aussagt, wie sehr der Partner liebt oder auch nicht. Manche Männer sind da vielleicht kreativer und einfallsreicher als andere. Aber nicht jede Frau möchte einen komplett durchgeplanten Heiratsantrag von ihrem Liebsten bekommen. Gerade wenn man sich nicht sicher ist, ob der Partner überhaupt heiraten möchte, ist so ein Antrag vielleicht nicht die beste Idee.

Was spricht denn dagegen, wenn man über Hochzeit spricht und dann einfach beschließt, dass man heiraten möchte? Deswegen liebt man sich doch nicht mehr oder weniger? Ich kenne nur wenige Männer, die sich bei einem Antrag wirklich kreativ gezeigt haben. Ich würde daher nicht behaupten, dass Männer dazu neigen, dabei zu übertreiben. Aber sicherlich gibt es dabei auch Ausnahmen.

Eine Hochzeit ist etwas, wo viele sehr empfindlich drauf reagieren. Das Paar will normal nur einmal im Leben heiraten, darum soll das Fest und der Anlass etwas Besonderes werden. Ich sehe es nun nicht als so schlimm an, wenn Männer übertreiben und mehr machen, als vielleicht normal wäre. Wobei, gibt es überhaupt ein Übertreiben in so einer Situation? Wann ist viel eigentlich zu viel? Es ist doch schön, wenn sich Männer besonders reinknien und versuchen was auf die Beine zu stellen. Lieber so, als wenn die Hochzeit langweilig und ohne Höhepunkte ist.

Für mich ist das alles reine Fiktion. Ich "kenne" zwar das ganze Gedöns mit Ring und Hinknien aus dem Fernsehen, aber ich habe noch nie auch nur am Rande mitgekriegt, dass Heiratsanträge wirklich so ablaufen. Für mich ist es eher ein dramaturgischer Kunstgriff, der auch den dümmsten Weichtieren im Publikum signalisieren soll: Jetzt wird's romantisch!

Solche fest gefügten Symbolbilder gibt es in Filmen und Serien ja zuhauf, gerade wenn das Niveau eher seicht ist. Eine Figur fasst sich an die Brust und hustet - so gut wie tot. Eine junge Frau reihert temperamentvoll in den nächsten Papierkorb - schwanger. Und eben auch: Männlicher Humanoid kniet sich hin und zückt ein kleines Schächtelchen - Hochzeitsglocken.

Und auf gar keinen Fall würde ich daraus auf die Qualität der Beziehung schließen, ob jemand gerne US-Trash-TV guckt und sich davon beeinflussen lässt oder nicht. Eine bereichernde und stabile Beziehung hat null damit zu tun, wie fett der Klunker ist, ob der Typ vorher 15 Pfund Rosenblüten verstreut, wie viele Zeugen es gibt oder ob im Hintergrund ein Streichquartett "Für Elise" anstimmt. Wer das gerne haben will, bitte.

Aber das heißt definitiv nicht, dass es die nächsten 14,8 Jahre (Durchschnittsdauer bis zur Scheidung) genau so weitergeht oder dass die Fraktion "Fahren wir mal zum Standesamt und machen das ganze amtlich?" sich automatisch weniger liebt.