Neigen ehemalige Frühchen eher zu Schulproblemen?
Ich verfolge gerade die Diskussion rund um Zwillinge, die als Frühchen auf die Welt kamen, mittlerweile quasi in der zweiten Klasse sind, später eingeschult wurden und eines der Kinder Probleme mit der Schule hat. Anfangsschwierigkeiten hatten wohl beide Kinder. Nur das Kind, welches von Geburt an weiter entwickelt war, hat sich halbwegs gefangen. Das zweite Kind hat aber immer noch Probleme dem Leistungsdruck folge zu leisten.
In der Diskussion wurde erwähnt, dass es wohl normal für Frühchen sei, in der Schule mit zu kommen. Gerade ehemalige Frühchen hätten immer wieder die selben Probleme in der Schule. Zum Beispiel eben Sprachschwierigkeiten, aber auch Teilleistungsschwächen. Mit Lehrern, die solche Probleme eher angehen, kann das klappen. In der Regel werden solche Probleme aber abgetan und es wird eben von jedem Kind erwartet, dass es sich anpasst und so viel leistet, wie andere Kinder in dem Alter. Die Kindern müssen eben einfach funktionieren.
Andere Mütter haben in der selben Diskussion entweder die Beobachtungen bestätigt oder eben berichtet, dass ihre Kinder keinerlei Probleme in der Schule haben. Ich frage mich aber nun, ob da vielleicht nicht doch was dran ist und Frühchen eher dazu neigen in der Schule Probleme zu haben? Wisst ihr da eventuell mehr? Oder könntet mir von euren Erfahrungen berichten?
Mein Cousin ist ein Frühchen gewesen und er ist mittlerweile 12 Jahre alt. Er kommt in der Schule super zurecht und mir sind definitiv keine schulischen Probleme bekannt. Weder jetzt noch seit der Grundschule.
Ich kann mir aber vorstellen, dass das nicht unbedingt an der zögerlichen Entwicklung liegt, dass solche Kinder in der Schule hinterher hinken. Ich könnte mir vorstellen, dass viele Kinder das gezielt tun, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Gerade bei Zwillingen bekommt ja in der Regel das schwächere Frühchen mehr Aufmerksamkeit und man bangt und sorgt sich als Eltern schon mehr darum, weil es eben schwächer ist und möglicherweise nicht durchkommt und überlebt. Bei meinem Cousin ist mir damals aufgefallen, dass er wirklich sehr betüttelt und umsorgt wurde und sein älterer Bruder hat nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen. Nach einiger Zeit war das Frühchen allerdings über den Berg und bekam dann zwar noch Aufmerksamkeit aber nicht so viel wie es gewöhnt war, deswegen ließ er sich so manche Strategie einfallen, damit sich das ändert.
Kinder konkurrieren miteinander wenn es um die Aufmerksamkeit der Eltern geht. Da ist es durchaus normal, dass sich das ein oder andere Kind eine Strategie einfallen lässt, wie es kurzzeitig mehr Aufmerksamkeit von den Eltern bekommt. Meine Schwester beispielsweise fing irgendwann an, sich für dieselben Themen und Gebiete zu interessieren wie mein Vater, damit er sich mehr mit ihr beschäftigt und die beiden immer etwas zu reden habe. Ich dagegen habe Probleme in der Mathematik, schon immer. Deswegen musste mir mein Vater oft abends noch Mathe erklären. Ich gebe zu, dass ich mich manchmal bewusst doof gestellt habe, damit er sich mehr Zeit für mich nimmt.
Das hat aber nichts mit dem Status eines Frühchens zu tun. Meine Schwester und ich kamen beide zu früh, trotzdem hat keiner von uns großartige Defizite in der Schule gehabt, eher war es so, dass jeder sein Gebiet hatte, wo er gut ist und wo er schlecht ist. Das hielt sich aber in der Waage.
Frühchen ist ja ein weiter Begriff. Da gehören Kinder dazu, die eben wesentlich zu früh geboren sind. Eine meiner Töchter zählt medizinisch auch als Frühchen, weil das Geburtsgewicht so gering war. Aber sie ist eben nur elf Tage vor dem errechneten Termin auf die Welt gekommen. Wobei diverse Teilleistungsschwächen nicht unbedingt etwas mit der Entwicklung des Kindes zu tun haben, sondern auch vererbt werden können.
Ansonsten sehe ich das Problem eher darin, dass man als Eltern gern dazu neigt seine Kinder hinter dem Thema Frühchen zu verstecken. Immerhin sagen Mediziner, dass ein Frühchen mit drei bis vier Jahren alles aufgeholt haben sollte. Kommt eben darauf an, wie viel früher es geboren wurde. Gibt es dann noch immer Differenzen, dann wird eben damit entschuldigt, dass es ja ein Frühchen war. Kinder bekommen das schnell mit und nutzen es natürlich aus.
Dazu eben, gerade bei Zwillingen, das Konkurrenzdenken. Sie können sich ja direkt vergleichen, weil sie eben in der selben Klasse sind und das kann wirklich ganz extrem werden. Da braucht es nur ein Punkt weniger in der Klassenarbeit sein und schon fühlt das Kind sich wesentlich dümmer. Ist es dann noch das Kind, was eben kleiner und leichter war, kommt man schnell auf die Schiene, dass man alles damit entschuldigt, weil es ja eben ein Frühchen war.
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