Neigen Carnivore eher zu Dissoziationen?

vom 15.01.2018, 06:56 Uhr

Unter "Dissoziation" versteht man eine Störung, bei der unerträgliche Bewusstseinsinhalte einfach abgespalten und verdrängt werden. Eine Bekannte von mir ist der Ansicht, dass alle Carnivoren zur Dissoziation neigen, eben weil komplett ausgeblendet und verdrängt wird, dass das Steak auf dem Teller mal ein lebendiges Schwein gewesen ist. Sobald man aber das ganze Tier in Form von Huhn, Rind oder Schwein sehen würde, hätte man keinen Appetit mehr auf ihr Fleisch und würde ein vegetarisches Gericht bevorzugen.

Kann man das so pauschal sagen eurer Ansicht nach? Hängt das nicht auch davon ab, in welchem Kulturkreis man groß geworden ist und inwiefern man Landwirtschaft oder Subsistenzwirtschaft betrieben hat? Es gibt doch auch genug Menschen, die eigene Hühner halten und diese auch bei Bedarf schlachten und essen und damit keine Probleme haben. Haben alle Carnivoren eurer Ansicht nach ein Problem mit Dissoziationen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich würde mich nicht als Karnivore bezeichnen, aber selbst mir würde der Appetit vergehen, wenn ich mir vorstelle, wie das Tier was auf meinem Teller liegt glücklich über Wiesen gerannt ist und dann eben geschlachtet wurde. Wenn man sich das vorstellt, dann ist es doch fast normal, dass einem irgendwie der Appetit vergeht. Wenn ich mir die Schlachtung vorstellen würde, fände ich das schon ziemlich schlimm und würde das Fleisch wohl nicht mehr essen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich kenne kaum Menschen, die man als Carnivore bezeichnen kann. Carnivore nennt man Lebewesen, die sich hauptsächlich oder nur von Fleisch ernähren. Wenn ich sicher auch den ein oder anderen kenne, der fast täglich mit irgendeinem Fleischprodukt in Berührung kommt, so stellt das doch nicht die Hauptnahrungsquelle für sie da.

Sich über Tierhaltung und Schlachtung zu informieren, ist ja heute kaum ein Problem, man findet genügend Videos, nachdem einen der Appetit auf Fleisch vergehen könnte, sofern die eigene Bezugsquelle denn möglicherweise auch so mit den Tieren umgeht. Wie du aber schon sagst, es gibt immer noch genügend Selbstversorger, die sich ein paar Tiere halten und diese problemlos schlachten können. Ich kenne einen Bauernhof, von dem wir oftmals Eier kaufen, da diese nur an einen festen Kreis von privaten Kunden verkauft werden. Die Familie hält sich einige Schweine mit Platz und Freilauf, auch sind die Tiere ziemlich zahm und lassen sich gar streicheln.

Nichtsdestotrotz landen viele davon später auf jemandes Teller. Dass Omnivore generell vor Fleisch zurückschrecken würden, wenn sie die Hintergründe jeglicher Art dazu kennen oder das ganze Tier persönlich vor sich haben, kann ich nicht bestätigen. Es gibt immerhin gar Restaurants, in denen man sich seinen Fisch oder Hummer vorher persönlich aussuchen darf.

» Schneeblume » Beiträge: 3095 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Du meine Güte, was für ein Unsinn! Erstens bleibt der Mensch ein Omnivore, egal ob er sich eher fleischlastig, vegetarisch oder begab ernährt. Zweitens erfüllen maximal kleine Gruppen der Inuit, die noch ganz traditionell leben, ansatzweise die Ernährungsweise, die für Carnivore überlebenswichtig ist. Und dabei bleiben es trotzdem Omnivore, denen die Herkunft ihrer Nahrung sehr bewusst ist.

Zweitens wird hier wild eine psychiatrische Störung mit schlichter Verdrängung gleichgesetzt und dann auch noch Menschen angehängt, die Vollkost bevorzugen. Dümmer geht es wohl kaum. Der gleiche Mechanismus greift beim iPhone und anderer Elektronik mit erhöhter Selbstmordrate in der Produktion, bei Kleidung aus unglaublicher Herstellung, bei der Affäre, bei der der Betrüger dem Betrogenen doch gar nichts nimmt, Kinderarbeit in der Landwirtschaft, in den früheren Magdalenen Wäschereien in Irland und so weiter.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Carnivore sind dann Eskimos? ;) Oder wovon ist da die Rede? Ich kenne Leute, die sich täglich Fleisch gönnen, aber dennoch niemals Carnivore sein werden. Egal wie viel Wurst und Steak man sich gönnt, man bleibt ein Omnivor, selbst wenn nur Beilagen mit im Spiel sind.

Ich bezweifle nicht, dass vielen der Appetit vergehen würde, wenn sie bei der Schlachtung selbst zugucken, aber es gibt zugleich genügend Menschen, die selber schlachten oder jagen und denen schlägt das nicht auf den Magen. Meine Großeltern und Eltern haben selbst in jungen Jahren selbst geschlachtet. Die würden das heutzutage nicht mehr gerne tun, aber sie wissen dennoch genau, wie ein Stück Braten entsteht.

» RyderC » Beiträge: 267 » Talkpoints: 7,57 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Soweit ich weiß, versteht man unter Karnivoren tatsächlich Lebewesen, die sich vollständig oder überwiegend von anderen Tieren ernähren. Menschen hingegen ernähren sich ja in der Regel gemischt von Pflanzen- und Tierprodukten, was man normalerweise als Omnivoren bezeichnet. Zu der These, dass die Menschen kein Fleisch mehr essen würden, wenn sie mitbekommen würden, wie geschlachtet wird, würde ich aus eigener Erfahrung sagen, dass das nur teilweise zutreffen dürfte. In meiner Jugend war es üblicher als heute, dass man noch Schlachtungen selbst mitbekommen hat, aber damals hat es kaum reine Vegetarier (und schon gar keine Veganer) gegeben.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Was hat eine psychische Störung denn damit zu tun, dass unser Konsum mit ganz vielen Dingen zusammen hängt, die wir isoliert betrachtet eigentlich ganz schlimm finden, aber verdrängen wenn es um den Konsum und die Bequemlichkeit geht?

Denkst du vielleicht bei jedem gekauften Kleidungsstück an die Arbeitsbedingungen und die Umweltzerstörung in Asien? Denkst du bei jedem Apfel aus dem Supermarkt daran, wie wenig der Bauer daran eigentlich verdient? Oder wie viel Wasser für die Avocado verbraucht wird? Wie viel CO2 die Flugmango produziert hat? Wie die Rohstoffe für dein Smartphone gewonnen werden? Wie dreckig die Ölindustrie eigentlich ist, die die Rohstoffe für deine veganen "Lederschuhe" geliefert hat?

Ich könnte noch ewig weiter machen mit meiner Liste oder zumindest bis du auch bei jedem Veganer eine psychische Störung diagnostizieren könntest.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Mein ganz persönlicher Eindruck ist ebenfalls, dass sich Veganer gern als ethisch hochstehende Menschen sehen, ohne zu bedenken, dass jeder Konsum Schäden an Menschen, Tieren und / oder der Natur hinterlässt. Auch die veganen Produkte müssen produziert werden, was nicht ohne Umwelteinflüsse bleibt, auch Pflanzen müssen angebaut werden, und die dafür nötigen Anbauflächen verdrängen die ursprüngliche Vegetation und die dort natürlicherweise lebende Tierwelt. Auch beim Bearbeiten der Anbauflächen werden von den Maschinen Tiere vertrieben und getötet, nur dass man diese nicht zu Gesicht bekommt.

Insofern ist es vielleicht so, dass man als Mensch ohne einen gewissen Grad an Dissoziation gar nicht leben könnte, denn wenn man bei jedem Lebensvorgang sich vor Augen führen würde, welchen Schaden man damit indirekt anrichten könnte, dann würde man wohl fast handlungsunfähig werden.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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