Nehmt ihr Medikamente in der Öffentlichkeit ein?

vom 28.10.2014, 15:06 Uhr

Eine Freundin von mir hat häufiger mal eine Blasenentzündung, wie ich in anderen Threads beschrieben habe und je nachdem wie stark die Beschwerden sind oder welche Medikamente sie nehmen muss, bleibt sie dann auch mal zu Hause oder geht in die Universität. Da sie natürlich auch während der Universität ihre Medikamente nehmen muss, ist es schon mal so, dass sie dann am Tisch bei uns eben ihre Pillen einnimmt und das hat bisher auch keinen gestört.

Eine Bekannte von mir meinte, dass sie das merkwürdig findet. Gesundheitliche Angelegenheiten seien Privatsache und man müsse jetzt in der Uni nicht vor allen Leuten sein Antibiotikum, eine Schmerztablette oder dergleichen einnehmen. Den meisten Menschen sei das auch eher unangenehm und sie hätte eher das Gefühl, dass meine Freundin damit Aufmerksamkeit erregen möchte.

Ich selbst habe das bisher nicht so empfunden. Klar kann man versuchen das möglichst unauffällig zu machen, aber irgendwann wirkt das ja dann auch schon wieder fast verdächtig. Und wenn man während des Tages Medikamente einnehmen muss, dann führt ja auch kein Weg daran vorbei oder soll man deswegen direkt auf die Toilette gehen, damit das ja keiner sieht? Wie empfindet ihr das? Habt ihr schon einmal Medikamente einnehmen müssen, als ihr in der Uni oder auf der Arbeit wart? War euch das peinlich, hat das überhaupt jemand gemerkt?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



So eine Frage habe ich mir noch nie gestellt. Da ich aufgrund einer chronischen Erkrankung recht viele Medikamente einnehmen muss, lässt es sich auch gar nicht vermeiden, die in der Öffentlichkeit einzunehmen. Ehrlich gesagt ist es mir auch ziemlich egal, ob sich da jemand dran stört oder nicht.

Unmöglich finde ich es hingegen, wenn dann jemand so ein Drama drum macht - sei es der Kranke, der die Tabletteneinnahme förmlich zelebiert, um Mitleid zu erhaschen oder aber jemand, der das Ganze beobachtet und vielleicht unangenehme Fragen stellt.

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» eselchen » Beiträge: 973 » Talkpoints: 2,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich weiß nicht was daran ein schlimmer Anblick sein soll, wenn jemand eine Tablette nimmt. Ich meine, wenn man Tabletten nun mal bei einer akuten Erkrankung nehmen muss ist das eben so und dann sollte man sie auch in der Öffentlichkeit nehmen dürfen.

Ich nehme auch ab und zu mal eine Tablette in der Öffentlichkeit und bisher bin ich noch nie darauf angesprochen wurden oder schief angesehen wurden. Ich verstehe da auch das Problem nicht, wenn man etwas nehmen muss, dann muss man es eben.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Wenn ich die Wahl zwischen "schiefen Blicken" und meiner Gesundheit bzw. Beschwerdefreiheit habe, entscheide ich mich natürlich dafür, meine Medikamente auch in der Öffentlichkeit zu nehmen. Natürlich bin ich dabei diskret, aber das ist ja nun wirklich nicht allzu schwer. Und wenn jemand wirklich neugierig genug ist, zu kommentieren, was ich da so alles einwerfe, lüge ich der Person eben die Hucke voll. Schließlich geht es niemanden etwas an, was bei mir genau defekt ist und die Einnahme von Medikamenten erfordert.

Ich finde, wenn man nicht gerade ein Riesen-Trara darum macht, kann wahrhaftig keiner behaupten, das Einwerfen von Tabletten o.ä. zeuge von Geltungssucht. Ich kannte zwar mal eine Person, die aus dem Einwerfen der "Pille" immer einen Staatsakt gemacht hat ("Hat jemand ein Glas Wasser? Oh mein Gott, jetzt hätte ich schon wieder fast meine Pille vergessen! Das wäre echt blöd von mir! Hihihi!") aber damals waren wir noch Teenager und die Dame war schon ausgesprochen stolz darauf, Sex zu haben. Bei Erwachsenen sollte das natürlich nicht mehr vorkommen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Um Gottes Willen, natürlich greife ich in der Öffentlichkeit nie, aber wirklich nie zum Asthmaspray. Das ist doch viel zu dezent. Ich lasse das lieber laufen und warte, bis ich den Rettungswagen brauche. Dann hat nämlich jeder gleich richtig etwas zu gucken. Das möchte ich den Leuten auf keinen nehmen. Ebenso wie ich niemals unterwegs eine Mirgänetablette einnehme. Es ist doch viel erhebender für mein Umfeld, wenn ich erst richtig starke Schmerzen bekomme und dann breche wie ein Springbrunnen. Meine Güte, die meisten bekommen es doch gar nicht mit, wenn man mal eben eine Tablette nimmt.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich verstehe auch nicht, was daran peinlich, unangenehm oder schlimm sein soll, in der Öffentlichkeit Medikamente einzunehmen. Für mich ist das eine ganz normale und alltägliche Sache. Heutzutage findet man doch kaum mehr einen Menschen mittleren Alters, der nicht schon irgendeine Dauermedikation einnehmen muss, und auch die jüngere Generation hat immer öfter schon die ein oder andere Pillenpackung in der Handtasche dabei - ob es nun Schmerzmittel, Antiallergika oder Verhütungsmittel sind.

Wenn ich unterwegs bin und starke Beschwerden habe, dann nehme ich lieber mein Mittel unter den Blicken der Anwesenden ein, als das ganze auf die lange Bank zu schieben, bis ich ungestört und alleine bin, und dann unnötig zu leiden. Auch, wenn ich ein Medikament zu einer bestimmten Uhrzeit nehmen muss, wie das nun mal bei meiner Pille der Fall ist, scheue ich mich nicht davor, den Blister zur Not auch an einem öffentlichen Ort auszupacken. Ich muss es nicht jedem unter die Nase reiben und kann dabei auch sehr diskret vorgehen, aber es ist mir dennoch wichtig, die Einnahme korrekt und ohne unnötige Verzögerungen durchzuführen.

Natürlich gibt es auch Dinge, die man in der Öffentlichkeit nun nicht unbedingt einnehmen will. Zäpfchen verstehen sich wohl von selbst, und auch bei einer sexuell übertragbaren Erkrankung oder einem ähnlichen recht persönlichen Grund der Einnahme würde ich die Pillen wohl kaum vor aller Augen einwerfen, um lästige Nachfragen zu vermeiden. Auch Augentropfen würde ich mir nicht am Tisch beim Essen im Restaurant verabreichen, ebenso wenig, wie ich eine eiternde Wunde mit Salbe einschmieren würde, während ich gerade im Supermarkt an der Kasse stehe. Aber für solche Zwecke kann man sich in der Regel immer mal kurz von der Menschenmenge separieren oder aufs stille Örtchen verschwinden. Handelt es sich aber um einfache Blutdruckmedikamente, Kopfschmerztabletten oder Vitaminpräparate, dann sehe ich nicht die Notwendigkeit, das zu verheimlichen.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Ich muss auch sagen, dass ich es als notwendig ansehe, dass manche in der Öffentlichkeit ihre Medikamente einnehmen. Immerhin gibt es durchaus Mittel, von dessen das Leben der Person abhängt. Wenn jemand nur gerade mal eine Schmerztablette nimmt, weil er Kopfweh hat, sagt doch sicher auch niemand etwas.

Ich hatte bisher meistens Glück und habe die Medikamente zu Hause einnehmen können oder eben in der Pause. Aber wenn es nicht anders ginge, würde ich das auch in der Öffentlichkeit machen. Da ist in meinen Augen nichts schlimmes dabei oder etwas, dass irgendwie komisch aussieht.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Wenn jemand eine Schmerztablette oder eine Migränetablette einnimmt, sagt doch auch niemand etwas. Ich nehme eine Menge Medikamente und muss sie dreimal am Tag einnehmen. Manchmal bleibt mir auch nichts anderes übrig als sie in der Öffentlichkeit zu nehmen. Dann nehme ich einfach die Blister und entnehme die Medikamente und nehme sie dann ein. Dummen Blicke habe ich noch nie kassiert und es hat auch niemand etwas gesagt. Das höchste der Gefühle war halt, dass mal gefragt wurde, was ich denn da nehmen würde.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Also bei mir kommt es ganz klar darauf an, um welche Medikamente es sich handelt und ob ich dazu gezwungen bin, diese am Arbeitsplatz einzunehmen, oder in der Schule, Universität oder was auch immer. Wenn ich das Ganze auf einen Zeitpunkt am Abend verschieben kann, dann werde ich das selbstverständlich auch tun.

Ich finde es generell etwas unpraktisch, dauernd irgendwelche Medikamente mit mir herum zu schleppen. Deshalb schaue ich dazu, dass ich Medikamente eben wenn es irgendwie möglich ist am Morgen vor der Arbeit oder am Abend nach der Arbeit oder in der Mittagspause auf der Toilette einnehme.

Zum Beispiel geht es ja niemanden etwas an, wie ich verhüte. Somit würde ich, wenn ich die Antibabypille nehmen würde, niemals vor meinen Arbeitskollegen offensichtlich solch eine Tablette nehmen. Auch bei einer Blasenentzündung geht das, so finde ich niemanden etwas an.

Werfe ich mir aber eine Kopfschmerztablette ein, weil ich sonst einen Migräneanfall bekomme, dann stehe ich dazu und ich finde es auch nicht weiter verwerflich. Aber meistens möchten ja die Menschen, die die Medikamente da vor allen immer einnehmen, nur Aufmerksamkeit und eventuell auch etwas Mitleid von den anderen erhaschen.

Seltsam finde ich auch die Menschen, die überall herum jammern, also nicht nur bei Bekannten und Freunden, sowie Verwandten, sondern auch am Arbeitsplatz immer sagen, wie krank sie doch sind und wie schlecht es ihnen geht. So etwas geht einem mit der Zeit auch auf die Nerven.

Alles in allem ist es natürlich jedem selber überlassen, ob er Medikamente vor den anderen einnimmt und wie viele. Ich persönlich finde aber schon, dass man hier Unterschiede machen sollte und ich finde auch, dass der private Arzneischrank nicht unbedingt etwas am Arbeitsplatz verloren hat.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich sehe das so wie Nordseekrabbe und empfinde die Antibabypille als viel intimer und privater, gerade wenn man die am besten noch vor dem Chef oder Arbeitskollegen einnimmt. Aber in dem Fall kann man ja dezent verschwinden und das Zeug schlucken, so ist es ja nicht.

Ansonsten verstehe ich das Problem nicht wirklich. Die Gesundheit hat für mich immer Vorrang, egal wie blöd und schief die anderen schauen. Mir macht das überhaupt nichts aus, wenn jemand eine Tablette nimmt oder andere Sachen wegen seiner Gesundheit machen muss. Eine Freundin von mir hat zum Beispiel vor einigen Jahren Diabetes Typ I diagnostiziert bekommen. Anfangs war es auch ungewohnt, wenn sie vor dem Essen so einen Bluttest gemacht hat, um dann das Insulin zu dosieren und sich dann durch die Bauchdecke zu jagen. Aber mittlerweile bin ich das gewöhnt und es hat mich nie sonderlich gestört, dass sie direkt am Esstisch das Shirt hochzieht und sich ihre Medizin verabreicht. Was sein muss, muss sein.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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