Negatives beim Trauergottesdienst ansprechen?

vom 17.04.2015, 17:38 Uhr

Bei der letzten Beerdigung, an der ich teilgenommen habe, sprach der Pfarrer auch negative Aspekte der Persönlichkeit des Verstorbenen an. Ich war von den Socken, denn das hatte ich im Rahmen eines Trauergottesdienstes noch nie erlebt.

Zwar war der Verstorbene schon ein besonderes Kaliber und soll zu Lebzeiten wohl auch dem Pfarrer gehörig auf den Keks gegangen sein, dennoch fragte ich mich, ob es O.K. ist, dass der Pfarrer negative Charaktereigenschaften ansprach. Die meisten Trauergäste regten sich im Anschluss allerdings nicht sehr über die Predigt auf, sondern meinten, das ginge in Ordnung. Was meint ihr dazu?

» Wundertüte » Beiträge: 193 » Talkpoints: 0,16 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich würde mir so etwas wünschen. Oftmals sitzen da einen Haufen Leute, die einfach nur gekommen sind, weil es sich so gehört, aber bei einigen Menschen muss man eben einfach mal sagen, dass der ein schlechter Mensch liegt. Ich gehe auch nicht davon aus, dass man immer jemanden gut reden kann, wenn man sein Leben lang immer nur Probleme mit ihm hatte.

Wenn Menschen sterben werden sie nicht automatisch zu Heiligen. Was ich aber besonders schlimm finde ist, dass man auch bei einer Trauerrede keine lustigen Geschichten über und mit der Person erzählt. Das habe ich auch ein paar Mal erlebt. Ein absolut witziger Mensch stirbt, man weiß er würde sich über ein letztes Lachen seiner Freunde und der Familie freuen und man erzählt nur was er wann beruflich gemacht hat, wie viele Kinder vorhanden sind und klärt die Verwandtschaftsverhältnisse.

Ich finde da läuft gesamt gesehen einiges schief. Man möchte mich nun für einen schlechten Mensch halten, aber so ist nun mal meine Meinung zu dem Thema.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich finde das Mittelmaß hier sehr wichtig. Ich mag es nicht, wenn Verstorbene zu sehr idealisiert werden, aber ich mag es auch nicht, wenn man kein einziges gutes Haar an ihnen lässt. Ich finde es eher besser, wenn man einen Verstorbenen so darstellt wie er ist. Wenn dabei die eine oder andere Macke kurz erwähnt wird, ist das in meinen Augen auch in Ordnung solange man es nicht übertreibt.

Was ich aber besonders schlimm finde ist, dass man auch bei einer Trauerrede keine lustigen Geschichten über und mit der Person erzählt.

Das würde ich so nicht sagen Ramones. Es kommt immer darauf an, wer denn was auf der Beerdigung zu sagen hat. Ich war bisher einmal bewusst auf einer Beerdigung eines Verwandten. Mein Großonkel war schon sehr alt, hatte irgendwann einen Schlaganfall durch den er im Rollstuhl landete und machte immer noch Witze darüber. Bei der Beerdigung wurde das dann auch erwähnt, dass er gerne Witze gemacht hat und wie er die Menschen in seinem Umfeld trotz seiner ausweglosen und hilflosen Lage immer wieder zum Lachen gebracht hat.

Das fand überhaupt niemand unangemessen, im Gegenteil. Gerade durch diese Erzählungen hatte ich das Gefühl, als wäre mein Großonkel noch da und das fand ich sehr schön. Da fällt es leichter, zu trauern und abzuschließen, weil man so die positiven Momente noch einmal erlebt und nicht diejenigen wo er krank und gebrechlich war und es ihm gesundheitlich immer schlechter ging.

Benutzeravatar

» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^