Negative Eigenschaften, die Eltern euch zugeschrieben haben?

vom 30.01.2022, 08:51 Uhr

Meine Eltern haben mich und meine Geschwister in meiner subjektiven Erinnerung nie gelobt. Ich kann mich nur an negative Eigenschaften erinnern, die meine Mutter mir zugeschrieben hat. Das waren zum Beispiel Tollpatschigkeit, Sturheit und die Aussage, dass ich "wie die Omma" war. Die "Omma" war die Schwiegermutter, mit der meine Mutter gar nicht klar kam. Was es genau hieß, wie meine Oma zu sein, wusste ich nicht. Anscheinend verkörperte sie alle schlechten Eigenschaften, die man so haben konnte.

Welche negativen Eigenschaften haben eure Eltern euch zugeschrieben? Hat euch das viel ausgemacht? Habt ihr das für euch verinnerlicht und meint ihr auch heute noch, dass ihr diese Eigenschaften wirklich habt?

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Meine Mutter hat mir so ziemlich alle schlechten Eigenschaften zugeschrieben, ich war ihrer Meinung nach stur, streitsüchtig, faul und ganz gerne auch mal dumm. Sie hat mich wirklich oft beschimpft und das macht extrem etwas mit einem.

Immerhin hat sie auch immer wieder gesagt, dass aus mir eh nichts wird und man merkt richtig wie sie sich in der Vergangenheit gefreut hat, wenn ihrer Meinung nach etwas nicht lief. Über die Jahre nimmt sie sich mehr zusammen, aber als Kind hat mich das dazu gebracht kein Selbstbewusstsein zu haben, das hat auch recht lange angehalten. Ich musste da auch sehr an mir arbeiten, dass das heute anders ist.

Eltern haben schon eine ganz schöne Macht und deswegen sage ich meinen Kindern auch, dass sie alles erreichen können, was sie wollen, wenn sie sich anstrengen und an sich glauben und dass ich immer hinter ihnen stehe, egal welchen Weg sie gehen. Meine Kinder sind noch klein, aber ich will ihnen das vermitteln, damit sie stärker sind als ich damals und an sich wachsen können.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich wüsste nicht, dass ich von meinen Eltern je etwas Positives gehört hätte. Ich war faul, weil ich immer nur in meinem Zimmer am Schreibtisch saß und Musik oder der Fernseher liefen. Oder auch schon, weil ich beim Aufstellen des Fernsehers wollte, dass ich vom Bett aus gucken kann. Und Sonntags wollte ich bis um zwölf Uhr schlafen!

Ich war dumm, weil ich nichts über Bilanzen, Steuern und Buchhaltung wusste. Oder ich Groß-, Maxi- und Kompaktbrief nicht auseinander halten konnte und wusste, wie viel Porto darauf kam! Ich war egoistisch, lebte nur in meinen Träumereien, hatte vom wirklichen Leben keine Ahnung. Und ein Wunschkind war ich ohnehin nicht. Mir wurde dafür immer mein Bruder gegenüber gestellt, das Goldstück der Familie!

Nur zum Vergleich: Mein Bruder ist in der achten Klasse sitzen geblieben, hat mit Ach und Krach seinen Hauptschulabschluss und auch die anschließende Ausbildung geschafft. Ich habe Abitur, bin nie sitzen geblieben, habe studiert und zwei Staatsexamen. Ab ca. meinem 14. Lebensjahr habe ich meinen Eltern den Haushalt geführt, habe die gesamte Wäsche und den Abwasch der Familie gemacht, habe staubgesaugt etc., wobei sie darüber nie klagen konnten und tatsächlich auch nicht gemacht haben!

Mein Bruder hat dagegen keinen Handschlag gerührt, Partys gefeiert, mit seinem ersten Handy gleich eine Rechnung von 3.000,- DM angehäuft und mit der zweiten und dritten ähnliche Beträge geschafft. Ich dagegen hatte keine finanziellen Probleme. :lol: Ja, er war wirklich das Goldstück und ich das schwarze Schaf, das nichts zustande brachte!

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Rückblickend betrachtet waren meine Eltern auch nicht meine größten Fans. Selber aus recht armseligen Verhältnissen, haben sie gelernt und an ihre Kinder weitergegeben, dass nur Fleiß und harte Arbeit im Leben weiterhelfen. Und natürlich kann man immer noch fleißiger sein, und härter arbeiten, und noch bessere Noten heimbringen und ein bisschen flinker und beweglicher sein (ich bin bis heute eher der Typ "Langsam und sorgfältig").

Auch im Umgang mit Werkzeug und Küchengeräten sollte erkennbares Talent vorhanden sein, und alles selbstverständlich mit minimaler Einweisung und wenig Geduld für Anfängerfehler. Hobbys dagegen wurden mit Kopfschütteln hingenommen, weil man in der Zeit ja immer etwas "Sinnvolles" tun könnte.

Und wenn ich die Erziehung der ersten 10 oder so Lebensjahre nicht "verinnerlicht" hätte, würde ich wohl gar nicht mehr daran denken und müsste nicht regelmäßig darüber nachdenken, ob ich wirklich langsam und ungeschickt bin oder ob das nur die Stimme meines Vaters in meinem Kopf behauptet, der mangels eigener Kindheit nie wirklich kapiert hat, was es heißt, acht Jahre alt zu sein.

Das macht natürlich alles etwas mühsamer, wenn man jedes Hobby vor sich selber rechtfertigen muss oder sich halb zu Tode schämt, wenn im Job mal nicht alles zu 100 Prozent funktioniert. Aber ich weiß ja, wo das Problem herkommt und mir hilft es durchaus, mich daran zu erinnern, dass der Krieg vorbei ist und ich auch dann genug "leiste", wenn ich mal nicht pausenlos im Einsatz für andere bin.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Zuerst einmal finde ich es sehr traurig, dass scheinbar viele Eltern ihren Kindern negative Eigenschaften zuschreiben, da diese oft im Erwachsenenalter so auch affirmiert werden. Ich habe diese Erfahrung leider auch in meinem Freundeskreis und bei meinen Ex-Partnern gemacht. Tatsächlich können scheinbar banale Aussagen, die auch nicht immer so gemeint sind, tiefe Wunden hinterlassen, die dann später erst einmal eine Heilung von diesem inneren Kind erfordern.

Meine Eltern haben mir relativ wenig negative Eigenschaften zugeschrieben. Es waren in der Kindheit eher so Dinge, wie dass ich sehr empfindlich wäre oder mir bei einer bestimmten Aktivität bestimmt übel werden könnte. Interessanterweise war das nie so, sondern meine Mutter hat da ihre eigenen Ängste und Gedanken auf mich übertragen. Natürlich habe ich dann bereits als Kind eine Art Hypochondrie entwickelt und mir selbst eingeredet, dass ich mit manchen Dingen nicht klar komme.

Auch wurde ich, vor allem im Kreise der Familie, häufiger als ungeduldig bezeichnet. Das war nicht einmal unbedingt negativ gemeint aber als Kind fasst man das natürlich unterbewusst so auf. Ich war unglaublich neugierig und konnte sehr schwer still sitzen als Kind. Entsprechend fühlte ich mich auf Familienfeiern immer gar nicht wohl, auch wenn ich mich dort an die "Regeln" gehalten habe und relativ leise war für ein Kind.

Ansonsten gab es aber auch viele positive Eigenschaften, die meine Eltern mir zugeschrieben haben. Als Kind haben sie beispielsweise immer gesagt, dass ich ein Talent für Mathematik hätte. Als ich dann das erste Mal eine richtig schlechte Mathenote nach Hause brachte, waren sie allerdings auch nicht enttäuscht. Eher habe ich mich gefragt warum, da ich ja das dann auch als "mein Talent" adaptiert hatte.

» bambi7 » Beiträge: 1248 » Talkpoints: 16,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ein Thema, welches in meiner Familie schon immer hohe Wellen geschlagen hat, ist damit eröffnet. Denn wenn das Kind auf einmal eine Eigenschaft an sich trägt, die auch nur im entferntesten mit einem Familienmitglied verglichen werden kann, dann wird dies auch unglaublich gerne getan. So wird zum Beispiel meinem Cousin ständig, auch heute mit über 40 Jahren noch gesagt, dass er genau derselbe Asi sei wie sein Vater. Wohl bemerkt, kennt er diesen nicht und weiß nicht einmal, ob es stimmen würde.

Auch bei mir wurde immer mal gerne gesagt, wie deine Mutter oder wie dein Erzeuger. Das passiert natürlich immer dann, wenn die Reaktionen nicht jene sind, die sich der Gegenüber auch damals schon von mir erhofft hatte, da ich immer einen eigenständigen Kopf hatte. Bis heute versucht man diese Schiene bei mir gerne zu fahren, aber ich kann ja gut genug argumentieren, um das Spiel dann ganz zügig zu beenden.

Meine Mutter ist derweil zum Beispiel eine Lebensmittelhorterin, weil sie ständig ähnlich wie Prepper das Schlimmste erwartet. Sie kauft daher für mehrere Tausende Euros Vorräte an, die sie aber natürlich auch isst, dann nachkauft usw. Jedoch wäre sie im Falle einer Katastrophe gewappnet für einige Monate und da unterstellt man ihr auch immer, dass sie wie die Oma/Tante sei, was ich einfach nur albern finde.

Ich mag es aber unter keinen Umständen, wenn man den Kindern damit ständig eine negative Seite eines anderen Familienmitglieds aufs Auge drücken möchte. Das hat für mich unterbewusst irgendwas mit Wut dem anderen Elternteil gegenüber zu tun und man ärgert sich dann auch beim Kind über ein vermeidlich ähnliches Verhalten. Ich finde das daher gar nicht gut, weil es einfach auch bei Kindern eine gewisse psychische Spur hinterlassen kann.

Zwei meiner anderen Großcousins z.B. haben dann immer gesagt, wenn sie eh so seien wie der böse und asoziale Papa, dann benehmen sie sich dann gerne auch weiter so. Das mag kindisch gewesen sein, aber im Erwachsenenleben haben sie bis heute nie wieder die Kurve bekommen, weil Mama dann auch so mit denen umgegangen ist wie mit dem Papa. Das merkt man.

Statt sich mit gewissen Verhaltensweisen der Kinder auseinanderzusetzen scheint es manchen leichter zu fallen, die negativen Beispiele schön mit der vermeintlichen Verantwortung jemand anderen zu schreiben zu wollen. Ist das Kind jedoch begabt kommt gerne, ach das kannst du nur von mir haben. Witzig, wie man sich das Kind manchmal so erziehen kann oder verziehen kann, beziehungsweise dem Kind damit wenig Gutes tut.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Insbesondere meine Mutter hat mir eigentlich nie sehr viel zugetraut. Als ich noch ein Kind war, war meine Mutter sogar überwiegend der Meinung, dass ich völlig talentlos und für so gut wie alle Berufe ungeeignet sei. Regelmäßig habe ich gehört, dass meine Mutter anfing zu jammern: "Oh je, was machen wir bloß mal mit dem, aus dem wird nie etwas werden. Der wird höchstens mal ein Straßenkehrer." Dass ich schon im Vorschulalter lesen konnte und mich total für Musik und alle möglichen Sachen interessiert habe, ist meinen Eltern gar nicht aufgefallen.

Der größte Nachteil war meiner Ansicht nach, dass sich diese recht negative Sichtweise in meinem Kopf manifestiert hatte und mein Selbstbewusstsein ziemlich niedrig war (und immer noch nicht besonders stark ausgeprägt ist). Ich habe mir einfach gar nichts zugetraut, weil auch für mich irgendwie klar war, dass ich nichts tauge. Ein weiterer Nachteil war, dass mir meine Eltern kaum irgendwelche Aufgaben übertragen hatten, weil man davon ausging, dass ich sowieso scheitern oder alles kaputt machen würde.

Ich sollte nicht kochen, nicht putzen, nichts reparieren etc., weil "das wird sowieso nichts, deswegen mache ich es lieber selber. Du schmeißt sowieso bloß alles runter." Gleichzeitig hat man mir oft vorgeworfen, dass ich nie mithelfen würde und außerdem zwei linke Hände hätte, was aber meiner Meinung nach eben daran lag, dass ich gar keine Gelegenheit hatte, es zu üben oder auszuprobieren.

Letztlich ist das auch einer der Gründe, warum ich mit meiner inzwischen sehr alten Mutter bis heute nicht richtig "warm" werde. Ich mag bzw. kann mich nicht länger bei ihr aufhalten, weil sich sofort unterschwellige Gefühle von Minderwertigkeit und Niedergeschlagenheit einschleichen.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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