Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten positiv finden?

Ich nehme schon seit Jahren die Pille, wobei meine Pille speziell gegen Hautunreinheiten ist. Ich hatte mit 18 auch noch so unreine Haut, dass sowohl Haut- als auch Frauen- und Hausarzt mir dazu rieten. Bei der Pille bin ich nun auch geblieben, weil meine Haut sofort wieder zickt, sobald ich die Pille nicht nehme.

Jedenfalls ist es eine "Nebenwirkung" dieser Pille, dass sie verhütet. Das steht klar bei den Nebenwirkungen und es wurde mir vom Frauenarzt auch so erklärt, dass es sich eben einfach nur um eine Nebenwirkung handelt. Er versicherte mir aber gleichzeitig auch, dass sie als einziges Verhütungsmittel genügen würde.

Ich muss sagen, dass ich diese "Nebenwirkung" noch nie schlimm fand, im Gegenteil. Irgendwie kann ich diese empfängnisverhütende Wirkung aber auch nicht wirklich als Nebenwirkung ansehen. Irgendwie verbinde ich eine Pille ja in erster Linie damit; dass sie gut für die Haut ist, ist für mich eigentlich eher ein Nebeneffekt, was bei meiner Pille ja aber scheinbar nicht so ist. Hattet ihr auch schon Medikamente, deren Nebenwirkungen euch gelegen kamen?

Meine Schwester hat Epilepsie und nimmt daher schon seit zig Jahren Medikamente. Dabei lässt die Wirkung auch mal nach oder sie hat zu viele Nebenwirkungen etc. Auf jeden Fall muss sie ab und zu mal ein neues Medikament ausprobieren. Vor einigen Jahren hatte sie dann eins, bei dem sie jeglichen Appetit verloren hat. Sie hat sich vor vielen Gerichten richtiggehend geekelt und hat schrecklich abgenommen.

Ihre Fußballkameradinnen fanden das aber total super, wie schnell und leicht sie abgenommen hat. Sie haben meine Schwester ernsthaft gefragt, ob sie nicht ein paar von den Tabletten haben könnten! Das sind Tabletten gegen Epilepsie, eine ernsthafte Erkrankung des Gehirns, die verhindern, dass die Patienten Krampfanfälle bekommen. Wie kann man die freiwillig nehmen wollen, um ein paar Kilo abzunehmen?

Meine Schwester hat natürlich keine Tabletten rausgerückt. Sie hat dann auch wieder zu anderen Medikamenten gewechselt. Sie war davon auch sehr irritiert. Vor allem auch weil es ihr total schlecht damit ging, sich ständig zu ekeln, gar keinen Hunger zu haben, ständig schwach zu sein etc. Also von anderen Seiten hat sie eher Mitleid und Sorgen mitbekommen, aber die Mädels waren hellauf begeistert. Verkehrte Welt.

Ich hatte bisher eigentlich eher negative Nebenwirkungen. Aber vor ein paar Jahren hatte ich auch mal eine Pille, die für reine Haut sorgen sollte. Ich habe sie wegen starker Unterleibsschmerzen bekommen und die reine Haut war dann ein tolles Zubrot. Leider musste ich dann doch irgendwann die Pille wechseln und heute weiß ich, dass meine damalige Pille unter denen ist, die jetzt vor kurzem negativ in den Medien waren.

Als ich mir einmal etwas im Rücken verrenkt hatte, musste ich abends eine Tablette nehmen, die die Muskulatur wohl lockern sollte. Eine Nebenwirkung war jedoch, dass man davon sehr müde wurde. Ich fand das aber durchaus positiv, da ich in der Zeit dann keine Probleme mit dem einschlafen hatte.

Ich finde die Antibabypille ist da wirklich ein sehr treffendes Beispiel. Gerade in der jüngeren Generation kenne ich viele Mädchen, die die Pille nur wegen Hautunreinheiten nehmen oder weil sie sich eine größere Oberweite wünschen. In der Regel sollte aber bei einer Pille die verhütende Wirkung die "Indikation" sein. Mittlerweile gibt es einige Präparate welche nur für Hautprobleme aufgeschrieben werden, allerdings sind die so stark, dass sie erst als letzte Wahl an jüngere Frauen verschrieben werden sollten.

Bei Akne sollte meiner Meinung nach ein Medikament vom Hautarzt eingesetzt werden, welches tatsächlich dafür gedacht ist. Diese sind zwar teilweise sehr stark, allerdings werden sie nur ein paar Monate eingenommen und schaden dem Körper nicht über Jahre hinweg.

Ich finde es ehrlich gesagt ziemlich riskant, dass junge Mädchen die Pille nur wegen den scheinbar positiven Nebenwirkungen nehmen. Nur zu oft merken sie erst während der Einnahme die negativen Nebenwirkungen, welche dann aber schon langfristig sein können, zudem kommen dann Nebenwirkungen durch das Absetzen wieder hinzu. In meinen Augen sollte beispielsweise die Pille allen voran ein Verhütungsmittel sein oder aber ein Medikament gegen diagnostizierte Hormonstörungen.

Meine Haut wurde durch die Pille auch sehr gut, doch als ich merkte, dass andere Krankheitssymptome durch die Pille kamen hab ich diese abgesetzt und die kurzfristige Hautverschlechterung in Kauf genommen. Solange man das Präparat wirklich sehr gut verträgt, absolut keine körperlichen Symptome spürt, ist es natürlich erfreulich, dass man die positiven Nebenwirkungen verspürt. Das ist aber in den allerseltensten Fällen so, tatsächlich nehmen viele Frauen die Pille wegen den positiven Effekten weiter, obwohl sie andere negative Nebenwirkungen verspüren.

Das sind Tabletten gegen Epilepsie, eine ernsthafte Erkrankung des Gehirns, die verhindern, dass die Patienten Krampfanfälle bekommen. Wie kann man die freiwillig nehmen wollen, um ein paar Kilo abzunehmen?

Das ist doch noch gar nichts. Ich habe auch schon von Menschen gelesen, die darüber nachdenken (bei intakter und gesunder Schilddrüse wohlbemerkt) Schilddrüsenhormone zu nehmen, damit eine Überfunktion künstlich herbeigeführt wird und man dadurch eben abnimmt als Nebeneffekt. Mir bleibt bei so etwas echt die Spucke weg, wenn ich so etwas lese oder höre. Das ist doch nicht normal, mal ehrlich.

Ich hatte zwar das Glück, nie auch nur einen Anflug von Akne zu haben, also habe ich wohl leicht reden. Aber je älter ich werde, desto kritischer sehe ich es, dass offensichtlich bis vor nicht allzu langer Zeit die "Pille" verschrieben wurde, als handele es sich um einen Nahrungszusatz und nicht um ein hoch potentes Hormonpräparat, das langfristig erheblich schlimmere Auswirkungen haben kann als Pickel. Mittlerweile hat sich die Einstellung dazu offensichtlich zumindest bei manchen Frauen verändert, auch wenn immer noch viele belächelt werden, wenn sie nach Jahren oder Jahrzehnten der Hormongabe ihrem Körper wieder die Chance geben wollen, sich selbst zu regulieren.

Ich kann nur bei einem Medikament, das ich gelegentlich nehme, eine positive "Nebenwirkung" verbuchen. Aus irgendeinem Grund wirkt der rezeptfreie Hustensaft aus der Apotheke auf mich ungemein sedierend. 8 Stunden tiefer und traumloser Schlaf haben durchaus etwas für sich, weswegen ich irgendwo schon verstehen kann, dass Medikamentenmissbrauch eine Verlockung darstellt.

Aber ich bin dann doch vernünftig genug, um nicht leichtfertig etwas einzuwerfen, auch wenn ich ebenfalls diverse Anekdoten gehört habe, dass mit bestimmten Wirkstoffen ein reger Schwarzhandel wegen den Nebenwirkungen herrscht. Das ist mir alles zu riskant. Ich würde also nie ein unnötiges Medikament nur wegen der "Nebenwirkungen" nehmen.