Nazi-Zug in Walbrzych - wer soll das Gold bekommen?

Seit bekannt ist, dass in Walbrzych in Niederschlesien ein gepanzerter Nazi-Zug 70 Meter unter der Erde gefunden wurde, kocht die Gerüchteküche. Journalisten haben die polnische Nationalbank sogar darauf angesprochen, ob diese aus dem Goldfund ihre Staatsschulden tilgen wird. Sprecher der Nationalbank fanden diese Frage aber nicht besonders amüsant, da sie an keinen Schatz glauben. Hinzu kommt, dass es nun schon von zwei weiteren Parteien Ansprüche auf den Fund gibt.

Die Polen bestehen darauf, dass der mögliche Schatz dem polnischen Staatsschatz angehört und daher nicht rausgerückt werden muss. Die Russen jedoch bestehen darauf, dass der Schatz ihnen übergeben werden muss, sollte er auf dem ehemaligen Gebiet der Sowjetunion versteht worden sein. Der jüdische Weltkongress weißt aber darauf hin, dass das Gold an die Juden zurückgegeben werden muss, sofern es von diesen geraubt wurde. Sollten keine Nachfahren mehr da sein, sollte man den Schatz an Holocaust-Überlebende verteilen.

Wie seht ihr die Situation und findet ihr die Forderungen berechtigt? Die Forderungen Russlands würde ich definitiv ignorieren, aber ich finde es richtig, dass der Schatz an die Juden zurückgegeben werden sollte, sofern er von diesen geklaut wurde. Sollte dies nicht der Fall sein, gehört der Schatz natürlich Polen. Wie findet ihr es, dass man Ansprüche erhebt, obwohl noch gar nichts gefunden wurde?

Ich denke, dass es den Juden zugesprochen werden sollte, wobei das vielleicht dann auch wieder den Anschein von Freikaufen hat, was man ja nicht herüberbringen möchte. Ansonsten finde ich, dass man damit auch in Projekte gegen Rassismus oder zur Erhaltung von Gedenkstätten investieren kann. Immerhin würde das auch das richtige Zeichen setzen.

Man vermutet ja auch Kunstschätze in diesem Zug. Diese sind eindeutig zuzuordnen und sollten auf jeden Fall ihren Besitzern oder deren Erben zurückgegeben werden. Oder eben auch dem Staat des jeweiligen Landes, sollten sie in staatlichem Besitz gewesen sein.

Bei Gold dürfte es aber nach der langen Zeit recht schwierig nachzuvollziehen sein, wem was geklaut wurde. Das Motto "Wer es findet, darf es behalten" bzw. derjenige, auf dessen Staatsgebiet das ganze gefunden wird, ist hier aber meiner Meinung nach nicht angebracht. Es ist ja wohl auch nicht klar, ob alles, was sich eventuell in dem Zug befindet, im heutigen Polen entwendet wurde. Und auch nicht, ob alles Juden gehört hat. Die Nazis können ja genauso gut Christen in den von ihnen besetzten Ländern beklaut haben.

Ich wäre auch am ehesten dafür, dass man alles, was niemandem zugeordnet werden kann, in Gedenkstätten investiert. Alles andere hätte irgendwie einen faden Beigeschmack, egal ob es nun Polen oder Russland wäre, das das Gold für seine Zwecke nutzt.

Vielleicht ist das das Bernsteinzimmer drin? Ist doch spannend, wie bei einer Schatzsuche. Das, was man da findet, wird wohl am ehesten im Museum landen. Denn jemanden zu finden, dem das was gestohlen wurde - oder dessen Nachfahren - ist bestimmt schwer und nicht möglich.

In der dortigen Bergbauregion gibt es viele Tunnels und Stollen. Das regt zu Vermutungen an. Selbst wenn dort wirklich ein Zug vergraben worden wäre, weiß man noch lange nicht, was sich darin befindet. Es könnte sogar eine sehr unangenehme Überraschung werden.

Aber die Gerüchteküche kocht und jeder vermutet etwas Besonderes darin. Was dabei herauskommt, ist eine kostenlose Superwerbung für die für die Stadt und Region. Bevor man Näheres weiß, wird der angebliche Goldschatz schon verteilt. Das ist ganz typisch. Ich würde mich nicht wundern, wenn Zitronengras recht hat und es wäre das verschwundene Bernsteinzimmer.